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In den letzten Tagen sorgte eine Studie der Universität Salzburg in diversen österreichischen TV-Diskussionen für Aufsehen. Neurowissenschaftler Univ-Prof. Manuel Schabus stellte auf Basis einer Befragung von 3.600 Probandinnen und Probanden in und aus Österreich fest, dass Menschen gegenwärtig nicht nur aufgrund „irrationaler Ängste lebensbedrohlich an ,Corona’ zu erkranken“, sondern verstärkt auch aufgrund der gegenwärtigen Einschränkungen und aufkommender Zukunftssorgen abseits der konkreten gesundheitlichen Gefahr durch das Virus in einer mental sehr bedrückten Situation stecken. Dem Forscher bereitet Sorgen, dass dieses permanente Angstgefühl sich negativ auf die Gesundheit auswirkt. Sehr spät, aber allmählich stärker geraten die psychischen Auswirkungen der Pandemie und deren Bekämpfungsstrategie sowie der sozialen Vereinsamung in den Fokus. Denn immer öfters ist von einer steigenden Anzahl von Patienten mit Depressivität insbesondere bei jungen Menschen die Rede. Laufen bietet abermals eine effektive und attraktive Perspektive, das Scheinwerferlicht weg von Krankheit und hin zu Gesundheit zu lenken. Denn die positive Wirkung von regelmäßiger sportlicher Bewegung bei mentaler Bedrückung und depressiver Stimmung ist sportwissenschaftlich gut erforscht. Und die Notwendigkeit, besonders jetzt laufen zu gehen, scheint enorm.

Depressivität durch und wegen COVID-19

Laut eines Berichts der „La Gazzetta dello Sport“ unter Berufung auf eine Expertin der Fachabteilung für Psychologie an der Universität Mailand vom vergangenen November leidet jeder Dritte, der eine COVID-19-Infektion unabhängig der Schwere des Verlaufs überstanden hat, in Italien nach Gesundung an Depressionserscheinungen. Eine im Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlichte Studie chinesischer Forscher kam zum Ergebnis, dass jeder Vierte COVID-19-Genesene in Wuhan weiterhin an Schlafstörungen leidet. Klare Zeichen der mentalen Belastung durch die Pandemie. Dieser Datenbefund betrifft aber nur die verhältnismäßig kleine Gruppe der direkt vom Virus Betroffenen. Auf der anderen Ebene leiden auch Menschen flächendeckend unter Schlafstörungen, die keine Infektion erlebt haben. Laut einer Studie des King’s College London aus dem Frühjahr 2020 schlief im britischen Lockdown fast die Hälfte der Bevölkerung schlechter als davor. In Österreich zeigen 8% der Menschen laut Auskunft des Bundesministeriums für Soziales und Gesundheit Anzeichen von Depressionen mit einer schweren Symptomatik, das ist ein Anstieg von 33% zum Niveau vor der Pandemie. Jede/r vierte Österreicher/in leidet laut einer aktuellen Studie der Donau Universität Krems an depressiven Verstimmungen, was Studienautor Dr. Christoph Pieh aufgrund der Länge der Restriktionen als „besorgniserregend“ bezeichnet. In ihrem jährlichen Bericht zur mentalen Gesundheit der Amerikaner „Stress in America“ fand die American Psychological Association (APA) für das Jahr 2020 klare Worte: Die amerikanische Bevölkerung steuere auf eine nationale Mental-Health-Krise zu, die in den kommenden Jahren ernsthafte gesundheitliche und soziale Konsequenzen hervorrufe. Hauptsorgengruppe der Fachleute: die Jugendlichen.

Entspannung und Balance durch Laufen

Nie war der Zeitpunkt günstiger, die Auswirkungen regelmäßiger Bewegung auf die geistige Gesundheit, insbesondere in der Prävention, aber auch in der Rehabilitation, zu betonen. Eine Laufrunde bringt Abwechslung und Entspannung in die alltäglichen Anforderungen. Das Gehirn, das während des Sports von einer besseren Sauerstoffversorgung profitiert, findet beim Laufen in der frischen Luft Idealvoraussetzungen vor, Informationen zu ordnen, Angstgefühle und negative Emotionen abzuschwächen sowie Stress zu reduzieren, indem Stress auslösende Hormone eingedämmt werden, Problemlösungen voranzutreiben und Selbstbewusstsein aufzubauen. Nicht selten sind Probleme nach einer Laufrunde kleiner als vorher, die Lösung näher und Sorgenfalten geglättet, weil ruhig geführte Gedankengänge eine entsprechende Einordnung erlaubt haben.
Aus den genannten Gründen ist es nicht verwunderlich, dass moderater Sport mittlerweile flächendeckend bei der Therapie von mentalen Erkrankungen, aber auch anderen schweren Erkrankungen, eingesetzt wird und ihm eine vergleichbare Wirkung mit Medikamenten zugeschrieben wird. Nicht zu unterschätzen ist hierbei der Erlebniswert des Laufens im richtigen Setting. Laut einer Studie der University of Glasgow aus dem Jahr 2012 reicht bereits eine Trainingseinheit pro Woche in der Natur für erkennbare psychologische Benefits, jede weitere Trainingseinheit lässt den Effekt intensiver wirken.

Laufen führt zu Ausgeglichenheit

Eine Studie französischer Forscher an 101 Studenten der University of Reims zeigte, dass eine 15-minütige Laufrunde deutlicher zu einer Verbesserung der Stimmung und zu einer generellen Entspannung von Stress führen kann als eine 15-minütige Meditation. Die Wissenschafter betonten, dass für diesen Effekt keine hoch intensiven, sondern ganz im Gegenteil niedrig intensive Einheiten ausreichen. Gerade bei den psychischen Benefit von regelmäßigem Sport ist es wichtig, im moderaten Bereich zu bleiben. So hilft Laufen langfristig den Hormonhaushalt zu regulieren, womit eine innere Balance im Alltag leichter zu finden ist, die Schlafqualität zu verbessern und gesundheitliche Schwierigkeiten wie hohe Entzündungswerte oder chronische Verdauungsprobleme zu verringern, was ebenfalls zu einer nachhaltigen mentalen Entlastung führt. Natürlich ist Laufen nicht die einzige Sportart, die die mentale Gesundheit langfristig verbessern kann. Ähnliche Benefits liefern laut wissenschaftlichen Befunden auch Yoga und weiteres Kräftigungstraining.

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