Laufsport und Kniegelenksarthrose

© SIP / Johannes Langer

Gewichtheben, Wrestling, Fußball und Laufen. Diese vier Sportarten stuft eine US-amerikanische und im Fachmagazin „Journal of Athletic Training“ veröffentlichte Studie als die schädlichsten Sportarten für die Knie ein. 3–7mal höher sei das Risiko an Kniegelenksarthrose zu erkranken als beispielsweise im Handball, Skilanglauf, Eishockey, Basketball, Boxen oder der Stadion-Leichtathletik. Die Forscher, die das Arthrose-Risiko direkt mit der Intensität der Sportausübung in Korrelation setzen, hatten für die Studie die Datensätze von rund 3.800 High-School-Athleten analysiert. Nicht weniger als 45% aller Probanden litten unter Arthrose, bei Sportlern mit Knieverletzungen in den persönlichen Gesundheitsakten stieg die Zahl deutlich über die 50% an. Die Forscher raten, präventiv mit gezielten Trainingsübungen die Muskulatur rund um die Knie zu stärken.
 

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Zuletzt eher positive Erkenntnisse für das Laufen

Obwohl diese Studie rein an jungen Spitzensportlern durchgeführt wurde – Freizeitsportler belasten in ihrem regelmäßigen Training ihre Knie deutlich weniger – haben diese Erkenntnisse der im Juli veröffentlichten Studie neue Argumente in die Diskussion eingebracht, ob Laufen gesund für die Gesundheit der Knie ist oder eine Risikosportart. Außer Frage steht, dass die Knie bei jedem Laufschritt belastet werden. Die Sportwissenschaft ist sich aber trotz zahlreicher Untersuchungen nicht ganz einig, ob Laufen den Knien eher schadet oder der gesundheitliche Nutzen des Laufens Übergewicht hat.
Zuletzt argumentierten einige wissenschaftliche Studien pro Laufen. Eine US-Studie aus dem Jahr 2016 kam zur Erkenntnis, dass Laufen dem Knie nicht mehr schadet als Nicht-Laufen (siehe RunAustria-Bericht). Noch weiter ging eine Studie des Baylor College of Medicine in Houston, die feststellte, dass ehemalige Läufer und Nicht-Läufer wahrscheinlicher unter Arthrose leiden als Läufer. Eine Studie aus Utah, ebenfalls Ende 2016 veröffentlicht, kam zur Erkenntnis, dass Knien durch die fortlaufende Aktivität, beispielsweise durch Laufen, geschmeidiger arbeiten (siehe RunAustria-Bericht).
 

Unterscheidung Spitzen- und Freizeitsport wichtig

Der Laufsport bewegt sich also langsam, aber sicher weg vom Stereotyp, eine für die Knie schädliche Sportart zu sein – auch wenn dieser Weg durch die Erkenntnisse der eingangs genannten Studie, an der Experten aus diversen universitären Einrichtungen in den USA beteiligt waren, einen Rückschlag erleidet. Die Unterscheidung in der Intensität des Laufsports zwischen Spitzen- und Freizeitsportlern ist hier von zentraler Wichtigkeit. Eine (nicht sehr repräsentative) Studie der Universität Heidelberg konnte im Jahr 2013 allerdings auch kein höheres Arthrose-Risiko unter professionellen Marathonläufern feststellen.
 

Kniegelenksarthrose in modernen Gesellschaften auf dem Vormarsch

Außerdem tritt der Laufsport gegen ein gesellschaftliches Problem an. Laut einer Studie der Harvard University tritt Kniegelenksarthrose heutzutage doppelt so häufig auf wie vor dem Zweiten Weltkrieg. Durch eine Einberechnung der Faktoren „Alter“ und „BMI“ konnten diese beiden Faktoren als Begründung für den Zuwachs von Kniegelenkarthrose abgeschwächt werden. Die Forscher gaben keine endgültige Antwort, stellten aber diverse Hypothesen auf – wie künstlich harter Untergrund, auf dem sich Menschen heutzutage bewegen, gesundheitsschädliche Schuhe oder körperliche Inaktivität, die die Muskeln und Gelenke nicht fordert. Muskeln und Gelenke sollen aber ständig aktiviert werden.
Die Resultate dieser Studie, veröffentlicht im Fachmagazin „PNAS“ (Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America) schenken dem Laufsport ein weiteres Indiz dafür, dass Laufen nicht schädlicher für die Knie ist als Nicht-Laufen, da sie die Knien nicht als Gelenk darstellen, das durch Gebrauch verschlissen wird, sondern als Gelenk, das regelmäßige Nutzung benötigt, um beste Funktionstüchtigkeit zu erhalten. Interessant ist auch der Ansatz der Studie, die rund 2.500 menschliche Skelette aus drei verschiedenen Epochen untersucht: prähistorische, frühindustrielle und postindustrielle Skelette, jeweils aus bestimmten Regionen in Nordamerika.

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