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Das Marathon-Projekt eines Diabetikers

Markus Sauer läuft binnen eines halben Jahres neun Marathonläufe oder Ultras in neun Bundesländern. Das Besondere: Der 28-Jährige Steirer ist Diabetiker (Typ 1). Mit seinem Projekt, bei dem er von der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG) unterstützt und von Experten der…

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Markus Sauer läuft binnen eines halben Jahres neun Marathonläufe oder Ultras in neun Bundesländern. Das Besondere: Der 28-Jährige Steirer ist Diabetiker (Typ 1). Mit seinem Projekt, bei dem er von der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG) unterstützt und von Experten der Universität Graz betreut wird, will er darauf aufmerksam machen, dass Marathonlaufen mit Diabetes nicht nur möglich ist, sondern auch die Lebensqualität steigert. Der Salzburg Marathon ist seine vierte Station. Der Startschuss des Projekts fiel beim Vienna City Marathon, das Finale geht in seiner Heimatstadt Graz im Oktober über die Bühne.
 
Die Idee zu dieser bemerkenswerten Unternehmung reifte in einem Prozess, der mit einer Initiative des Graz Marathon gemeinsam mit der Diabetes-Ambulanz des Grazer Landeskrankenhauses begann. Diabetiker sollten sich unter medizinischer Betreuung auf den Graz Marathon 2018 vorbereiten. Markus Sauer meldete sich, schließlich war er bereits vor seiner Diabetes-Diagnose im Jahr 2015 Marathonläufer und hatte auch als Diabetiker einen Marathon gefinisht, einen weiteren abbrechen müssen. Anhand eines sportwissenschaftlichen Trainingsplans bereitete er sich vor und lief den Graz Marathon 2018 zu Ende. Obwohl aus medizinischer Sicht beim Event bei weitem nicht alles nach Plan lief, fühlte er sich überraschend gut und war nach 3:47 Stunden im Ziel. Was aber noch viel wichtiger war: Aus dem Laufen heraus verbesserten sich seine Zuckerwerte. Eine Erfahrung, die der 28-Jährige nun mit anderen Diabetikern teilen möchte. „Ich möchte zeigen, dass die Krankheit Diabetes überhaupt keinen alltäglichen Stress erzeugt und niemanden davon abhalten soll, etwas auszuprobieren und an seine Grenzen zu gehen“, betont der 28-jährige Steirer. „Alles in einem vernünftigen Rahmen und am besten mit ärztlicher Konsultation.“
 

Markus Sauer bei einem Trailrunning-Marathon in Innsbruck. © privat
 

Organisatorische Herausforderung im Läuferalltag

Generell wird zwischen zwei Arten von Diabetes mellitus (umgangssprachlich: Zuckerkrankheit) unterschieden. Diabetes Typ 2, im Volksmund auch Altersdiabetes, ist als Krankheit vielen bekannt und kommt in unserer Gesellschaft viel häufiger vor. Diabetes Typ 1 weist wesentliche Unterschiede auf. Ein Autoimmunangriff legt die Inselzellen in der Bauchspeicheldrüse lahm und zerstört die Fähigkeit des Körpers größtenteils oder zur Gänze, a) das Hormon Insulin zu produzieren, welches den Zucker im Blut den Körperzellen zugänglich macht und b) selbst zu reagieren, wenn zu viel Insulin im Körper oder andere Faktoren zu einer Unterzuckerung führen. Patienten müssen konstant ihren Blutzucker überprüfen und den Körper über eine Spritze oder Pumpe manuell mit Insulin zu versorgen, um a) den durch die Ernährung aufgenommenen Zucker (alle Kohlenhydrate) zur Verarbeitung in die Körperzellen zu schleusen und um b) dem Körper eine permanente Basismenge an Insulin bereitzustellen. Im Falle eines Marathonläufers wie Markus Sauer ist dies besonders organisatorisch eine große Herausforderung, weil eine exakte Planung erforderlich ist. Denn körperliche Betätigung hilft dem Körper, Zucker zu verbrennen, weswegen unter Einfluss von körperlicher Betätigung weniger Insulin als im Normalzustand gebraucht wird. Ansonsten droht eine Unterzuckerung, bei Diabetikern kurzfristig die deutlich größere gesundheitliche Gefahr als ein hoher Zuckerwert.
 
Wie Marathonlaufen als Diabetiker in der Praxis funktionert, erklärt Markus Sauer im Interview
 

Graz Marathon 2018 mit großem Lerneffekt

Als Markus seinem Betreuer Alex von der Uni Graz sein Vorhaben erläuterte, hielt dieser das Projekt zwar als sehr ambitioniert, verfasste aber einen Trainingsplan, mit dem sich Markus auf die Stationen eins bis fünf im Frühjahr 2019 vorbereiten sollte. Optimismus zog er aus dem Abschlusstest der Leistung beim Graz Marathon 2018, als die Mediziner zur Erkenntnis kamen: Wäre der Zuckerwert an diesem im Optimalbereich gewesen, hätte Markus eine Zeit von ca. 3:20 Stunden laufen können. Folgendes ging aber schief: Als er vor dem Start seinen Wunschwert 180 erreichte, zeigte der Trendpfeil (die vom Blutzuckermessgerät mittels eines Sensor errechnete Erwartung für die kommende Zeit) nach unten. Die auf Sicherheit instruierten Alarmglocken läuteten und Markus nahm einen Milch-Eiweiß-Drink (2,5 BE – BE = anerkannter Messwert der erhaltenen Kohlenhydrate) zu sich, um eine befürchtete Unterzuckerung nach ca. 20 Minuten zu verhindern. Da aber die basale Versorgungsrate mit Insulin wie geplant auf Basis von Trainingserfahrungen auf 15% eingestellt war und das Protein im Drink für eine Langzeitwirkung sorgte, stieg der Zucker in seinem Blut nicht nur ein wenig an, sondern zu weit und blieb konstant erhöht. Bis zum Marathonziel musste er trotz der enormen körperlichen Anstrengung nichts Kohlenhydrathaltiges mehr zu sich nehmen und brauchte sogar zusätzliches Insulin. „Trotz der schlechten Werte – die Ärzte wollten mich sogar beim Halbmarathon aus dem Rennen nehmen – fühlte ich mich während des gesamten Rennens körperlich fantastisch und hatte auch gar keine muskuläre Probleme“, erzählt er.
 

Individuelle Wirkung, individuelle Strategien

Der Graz Marathon 2018 war ein großer Lerneffekt für Markus. Der richtige Umgang mit Diabetes und die Auswirkung von Bewegung darauf sind ohnehin individuell unterschiedlich. Richtige Strategien müssen sich in Beratung mit betreuenden Ärzten zurechtgelegt werden. Seit diesem Wettkampf gelingt ihm die Abstimmung zwischen körperlicher Anstrengung und die Abschätzung der Folgen auf den Zuckerwert besser. Beispielsweise verlief der Linz Marathon 2019, als er dem selben Phänomen mit sinkendem Zuckerwert vor dem Start lediglich mit kurzzeitig wirksamem Traubenzucker begegnete, nach Wunsch – Zielzeit: 3:30:41 Stunden.
Hilfreich ist, dass der 28-Jährige jeden Tag genau planen kann, was ein gutes Timing zwischen beruflichem Alltag, Ernährungsart und -zeitpunkt sowie den Trainingsrunden zulässt. Je länger die geplante Einheit, desto mehr Kohlenhydrate nimmt er beim Mittagessen zu sich. Auch die Abstimmung mit der programmierten Basalrate basiert auf zahlreichen Erfahrungen und Dokumentationen. „Im Endeffekt ist das minutiöse Dokumentieren der Schlüssel. Damit sammelt man Erfahrungen und entdeckt die richtigen Strategien. Dank vieler Erfahrungen habe ich mittlerweile ein gutes Gespür. Anhand meines Pulsschlages kann ich beispielsweise erkennen, wie mein Zuckerwert in den nächsten Minuten verlaufen wird.“
 

Insulinpumpe

Markus vertraut auf eine Insulinpumpe, früher spritze er sich das Insulin. Ein wesentlicher Vorteil der Pumpe ist, abgesehen vom besseren Handling während eines Marathonlaufs, die Möglichkeit, konstant eine programmierte, geringe Menge Insulinmenge abzugeben (= Basalrate), die prozentuell jederzeit für eine bestimmte Zeitspanne verändert werden kann. Patienten, die auf Spritzen vertrauen, spritzen sich ein- oder zweimal täglich ein Depot aus einem langzeitwirkenden Insulin ins Gewebe, aus dem der Körper zehrt. Für Markus ist die größere Präzision der Pumpe ein großer Vorteil, weil sie Effektivität und Präzision bringt und seine Zuckerwerte nachts stabiler hält.
Die Pumpe bringt jedoch einen Nachteil mit. Alle drei bis fünf Tage muss die Körperstelle gewechselt werden, dabei wird ein kleiner Katheter gesetzt, über den die Insulinversorgung läuft. Da Markus als austrainierter Marathonläufer einen sehr geringen Körperfettanteil aufweist, sind die potenziell verfügbaren Stellen rar. Beispielsweise hat er am Oberschenkel derartig wenig Fettgewebe, dass ein Anbringen des Katheters dort nicht möglich ist. Denn trifft die Nadel einen Muskel oder Blutbahnen, ist das erstens anhaltend sehr schmerzhaft und zweitens ineffektiv in der Insulinversorgung des Körpers. So sitzt seine Insulinpumpe meistens am hinteren, unteren Rückenbereich.
 

Verbesserte Lebensqualität

Die Rückkehr zum regelmäßigen Laufen hat seine Lebensqualität verbessert. „Mein Langzeitwert hat sich seit dem Start meines Projekts wesentlich verbessert. Die Zuckerwerte verlaufen deutlich stabiler, Schwankungen sind geringer. Das gilt auch für Tage, an denen ich nicht trainiere“, erzählt der Grazer. Regelmäßige und ausgiebige Bewegung ist neben der Insulinversorgung ein wichtiger Teil der ärztlichen Therapie bei Diabetikern. Schließlich reduziert der Sport den Bedarf dieses Medikaments auf natürliche und generell gesunde Art und Weise. Mit seinem Projekt „neun Marathons in neun Bundesländern“ gelingt es Markus Sauer, darauf aufmerksam zu machen, dass ein Marathon kein unüberwindbares Hindernis für einen Diabetiker ist. Seine Leidenschaft zum Laufsport und seine verbesserten Gesundheitswerte durch den Sport sind eine Steigerung seiner Lebensqualität.

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