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Als Andreas Vojta (team2012.at) 2019 die Emirates Arena in Glasgow verließ – er war chancenlos im Vorlauf gescheitert und weit weg von seiner besten sportlichen Verfassung – platzierte er in seinem Statement für die Presse folgende Feststellung: „Der Qualitätsunterschied des…
Als Andreas Vojta (team2012.at) 2019 die Emirates Arena in Glasgow verließ – er war chancenlos im Vorlauf gescheitert und weit weg von seiner besten sportlichen Verfassung – platzierte er in seinem Statement für die Presse folgende Feststellung: „Der Qualitätsunterschied des Feldes zu 2017 ist gewaltig, auch die Quantität der schnellen Läufer ist viel höher.“ Zwei Jahre zuvor hatte es Vojta in Belgrad ins Finale geschafft und mit Rang zehn sein bestes Hallen-EM-Ergebnis erzielt. Ein Lichtblick in mageren Jahren seiner Karriere, was die sportlichen Erfolge betrifft. Zwei Jahre später vor der Hallen-EM 2021 in Torun ist Vojta deutlich besser drauf als 2019, sein Trainer Wilhelm Lilge spricht sogar vom besten aeroben Niveau, das sein Athlet während der gesamten Karriere gehabt habe. Doch das Gesamtniveau im 3.000m-Lauf ist in der Zeitspanne seit Glasgow erneut enorm gestiegen, was den Niederösterreicher zu einer nüchternen Feststellung bringt: „Obwohl meine Entwicklung sehr gut ist, ist es ein Nullsummenspiel für mich: Meine Steigerung gegen das allgemein höhere Niveau.“
Vojta ist ein erfahrener Teilnehmer an Hallen-Europameisterschaften, es ist seine sechste in Folge. Viermal musste er nach dem Vorlauf die Heimreise antreten, weswegen er auch mit leichter Demut noch keinen Gedanken an das Finale verschwenden will. „Ich setze den vollen Fokus auf den Vorlauf. Ich will natürlich ins Finale kommen, das ist meine persönliche Zielsetzung, oder zumindest alles dafür geben, was in meiner Macht steht.“ In dieselbe Kerbe schlägt auch Lilge: „Ziel muss auf alle Fälle eine Top-Platzierung sein, sonst sollte man besser gar nicht hinfahren. Ob Andis Leistungsniveau für das Finale oder vielleicht auch etwas mehr reichen wird, werden auch die anderen entscheiden und etwas Glück ist bei einem taktisch geprägten Vorlauf immer notwendig.“
RunAustria-Tipp: Der ORF überträgt nicht nur die 3.000m-Läufe der Männer, sondern die gesamte Hallen-EM von Freitag bis Sonntag auf seinem Spartensender ORF Sport+.
Enorme Dichte in Vojtas Leistungsbereich
Was der Trainer damit anspricht, ist eine unheimliche Leistungsdichte im Leistungsbereich von Andreas Vojta, der über sowohl eine persönliche als auch Saisonbestleistung von 7:51 Minuten verfügt. Im Bereich zwischen 7:48 und 7:51 Minuten tummeln sich laut Saisonbestleistung, beim überwiegenden Großteil identisch mit der individuellen Allzeitbestleistung, nicht weniger als 16 Läufer. Das ist enorm, auch wenn die Stars Jakob Ingebrigtsen, der diese Distanz in der Halle seit der Goldmedaille vor zwei Jahren nicht mehr gelaufen ist und im Freien in Rom 2020 deutlich schneller war, und Marcin Lewandowski, der diese Distanz bisher kaum gelaufen ist, in Wahrheit ein höheres Leistungsniveau haben sollten als die Meldeliste verrät. „Es ist ein sehr starkes Feld und es wird daher ein dichtes Gerangel um die Finalplätze“, erwartet Vojta. Das Überstehen des Vorlaufs sei eine große Herausforderung. „Letztendlich gilt, was immer gilt, umso mehr. Ich brauche jede Sekunde vollste Aufmerksamkeit und eine gute Position. Ich werde mich eher nach vorne orientieren, denn wenn du hinten läufst, musst du schnell ein oder zwei Meter dann gutmachen, wenn es um die Wurst geht. Natürlich will das fast Jeder, daher wird es ein richtiges Gewusel. Man muss achtsam und gscheit laufen!“
Vorläufe machen einen großen Schnitt
40 Läufer sind für die Vorläufe am Samstag ab 11:25 Uhr gemeldet. Auch wenn es netto etwas weniger sein mögen, macht die hohe Anzahl an Teilnehmern die Aufteilung auf drei Vorläufe notwendig – jeder mit schätzungsweise elf oder zwölf Läufern. Damit müsste sich ein Schlüssel von drei plus drei (also die jeweils drei Besten pro Vorlauf plus die drei Zeitschnellsten der restlichen Teilnehmer) für ein zwölfköpfiges Finalfeld ergeben. Vojta wünscht sich einen schnellen Lauf, um Risiken im Endspurt zu vermeiden und weil das Ziel eines Top-Drei-Platzes ein hohes ist. „Ich kann mir gut vorstellen, dass das Tempo in den Vorläufen hoch sein wird. Aber mein Spurt hat sich in letzter Zeit im Training verbessert. Ich bin da konkurrenzfähig“, fühlt sich der Österreicher gewappnet.
Lewandowski und Katir fordern Ingebrigtsen
Die bereits angesprochenen Ingebrigtsen als Titelverteidiger und Lewandowski als Lokalmatador sind die großen Namen im Feld, sind aber an den ersten beiden Wettkämpfen in ihrer eigentlichen Spezialdisziplin, dem 1.500m-Lauf im Einsatz. Das Finale über die Mittelstrecke geht am Freitagabend über die Bühne, 14 Stunden vor den Vorläufen über 3.000m. Angeführt wird die Meldeliste vom Spanier Mohamed Katir, der vor gut einem Monat in Karlsruhe eine Fabelzeit von 7:35,29 Minuten gelaufen ist – Rang fünf der ewigen Bestenliste von European Athletics im 3.000m-Hallenlauf. Wiederholt er dieses Niveau, ist der 23-Jährige ein ernsthafter Kontrahent für Ingebrigtsen und Lewandowski, dessen stärkste Waffe der Schlussspurt ist. Ebenfalls starke Leistungen haben im laufenden Winter der Franzose JimmyGressier, der Brite Andrew Butchart, der Schwede Andreas Almgren und der Holländer Mike Foppen gezeigt. Sie komplettieren die Liste der Medaillenkandidaten oder zumindest jener Läufer, die sich mit Recht für eine absolute Spitzenplatzierung bewerben. Ein leichtes, die Vorläufe zu überstehen, wird es aber aufgrund der Dichte wenn überhaupt für sehr wenige Läufer. Im dichten Gewusel, um Vojtas Worte erneut zu verwenden, steckt auch der Schweizer Jonas Raess, Nummer zehn der europäischen Jahresbestenliste. Die beiden deutschen Teilnehmer Marcel Fehr und Mohamed Mohumed zählen eher zu den Ausßenseitern, hoffen aber auch auf eine Finalteilnahme.
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