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Nach einer Unachtsamkeit touchierte Valentin Pfeil kurz vor Halbzeit des Einladungsmarathons in Dresden ein Absperrgitter und kam zu Fall. Der Sturz führte zur Aufgabe, der Oberösterreicher hofft nun, im Laufe des Frühlings bei einem weiteren Marathonstart das Olympia-Limit noch einmal angreifen zu können.
Sturz nach 20 Kilometern beendet Pfeils Hoffnung auf das Olympia-Limit von 2:11:30 Stunden
„Blödes Missgeschick, aber heute ist noch nicht Schluss!“ (mit der Jagd auf das Olympia-Limit)
Debütant Simon Boch bringt sich mit einer Siegerzeit von 2:10:48 Stunden für Olympia-Nominierung ins Gespräch
Es ist selten, dass sich ein Marathon mit 42.195 Laufmetern auf einen Augenblick reduzieren lässt. Aber jener Moment der Unachtsamkeit, als sein rechter Fuß das Absperrgitter touchierte, das den rechten Streckenrand markierte, und einen heftigen Sturz auslöste, war jener, der den Marathon-Auftritt von Valentin Pfeil (LAC Amateure Steyr) in Dresden entscheidend beeinträchtigte. Der Oberösterreicher raffte sich nach der unsanften Bruchlandung auf und lief weiter, doch seine Gruppe war längst genauso entschwunden wie die letzte Hoffnung auf eine Zeit unter 2:11:30 Stunden. Der Ausstieg war die logische Folge aus dem verzicht- und vermeidbaren Schreckensmoment.
Es war ein „blödes Missgeschick“ aus einem situativen „Mangel an Konzentration“ unmittelbar, nachdem er seinen Trinkbecher ausgetrunken und weggeworden hatte. Der Kontakt mit dem Fuß des Absperrgitters hatte einen abrupten, schweren Sturz zur Folge. Valentin Pfeil ärgerte sich im Gespräch mit RunAustria über ein Missgeschick, „das einem erfahrenen Läufer wie mir nicht passieren sollte.“ Die Schmerzen in der Hüfte, wo er eine Prellung erlitt, werden ihn aber nicht lange beschäftigen, glaubt er.
Wie erhofft bildete sich eine zweite, größere Gruppe hinter der Spitzengruppe, die auf die Bedürfnisse des Deutschen Simon Boch ausgelegt war. Mit Zwischenzeiten von 31:09 Minuten für die ersten zehn und 1:02:04 Stunden für die ersten 20 Kilometer lag der Oberösterreicher an der neuralgischen Grenze des Tempo, das er sich für das Limit erlauben konnte, bevor der Sturz ein jähes Ende dieser Ambition bedeutete. „Vom Anlaufen war es einen Tick zu langsam, vom Gefühl her nicht“, erinnert er an die schwierigen Bedingungen mit böigem Wind und kalten Temperaturen im leichten Plusbereich. Auch ohne Sturz wäre es an diesem Tag schwierig gewesen, das Olympia-Limit zu unterbieten, gab der WM-Teilnehmer von 2017 zu. Untermauert wird diese Feststellung damit, dass kein Läufer aus seiner Gruppe eine Zeit unter 2:11:30 Stunden schaffte. Weder Debütant Soufiane Bouchikhi aus Belgien, ein guter Bahnläufer, noch der Schweizer Patrik Wägeli, der aber trotz der schwierigen Bedingungen seine Marathon-Bestleistung um über zwei Minuten steigern konnte, oder der isländische Debütant Hlynur Andresson, der bei der Halbmarathon-WM 2020 einen Landesrekord aufgestellt hatte und lange Zeit gut im Rennen lag.
Neue letzte Chance
Pfeil hatte alles auf das Einladungsrennen in Dresden und damit einen frühen Frühjahrstermin gesetzt, um einen letzten Versuch zu starten, auf den Olympia-Zug aufzuspringen. Nach der Aufgabe bei Kilometer 30 hofft er nun auf einen neuen, letzten Versuch im Laufe des Frühlings. „Ich habe mich bisher bewusst noch nicht damit auseinandergesetzt, denn der volle Fokus lag auf Dresden. Aber ich werde mich jetzt intensiv damit beschäftigen und neu orientieren.“ Bestenfalls in drei Wochen sei er wieder bereit für einen Marathon und gibt sich kämpferisch: „Heute ist noch nicht Schluss mit dem Traum von Olympia!“
Bochs Debüt unter schwierigen Voraussetzungen gelingt
Der strahlende Sieger des Tages war der Deutsche Simon Boch, der bei seinem Debüt sein Ziel, das Olympia-Limit zu unterbieten, erreichte. In einer Zeit von 2:10:47 Stunden liegt er nun vor Richard Ringer auf Rang drei der deutschen Bestenliste im Qualifikationszeitraum für den Olympia-Marathon am 8. August in Sapporo. „Heute war kein Marathon-Wetter“, haderte der Debütant, der aufgrund der schwierigen Bedingungen seiner Rechnung nach bis zu zwei Minuten eingebüßt hat. Boch hat seine Qualifikationsleistung also gebracht, wie wertvoll diese in der Nominierungsfrage sein wird, beantworten andere. Denn die gesamte Konkurrenz um diesen Platz ist am 11. April im Hamburg am Start und hat dort eine Chance zum Konter. Und der vermeintlich direkte Kontrahent Ringer konterte kurze Zeit später als Sieger des Halbmarathons mit einer eindrucksvollen Leistung (RunAustria-Bericht folgt) – vielleicht ein Vorgeschmack auf Hamburg.
Es war nicht leicht für den 26-Jährigen. Denn bei seiner Marathon-Premiere herrschten in Dresden nicht nur ungemütlich kühle Temperaturen. Früh gingen der Norweger Weldu Gebretsadik und der Pole Blazej Brzezinski, beide schlussendlich nicht im Endklassement, das Tempo der Spitzengruppe nicht mit. Und Bochs persönlicher Tempomacher Tim Ramdane Cherif, ein Vereinskollege, stieg bereits nach weniger als einem Drittel der Gesamtdistanz aus. Umso höher einzuschätzen ist, dass Boch zwar nicht das Tempo der Anfangsphase weitergehen konnte, es aber dennoch so hoch halten konnte, dass nach einem langen Alleingang mit im Finale angestrengtem Gesicht das Olympia-Limit unterbieten konnte.
10km-Siege für Steinruck und Douma
Ohne die abwesende, weil kurzfristig wegen einer Verletzung absagende Miriam Dattke, die ähnlich wie Boch bei ihrem Marathon-Debüt von Olympia träumen wollte, war die Polin Anna Bankowska die Siegerin des auf vier Finisherinnen reduzierten Starterfelds bei den Frauen. Die 30-Jährige bestritt aus ihrer Sicht ein glänzendes Rennen und verbesserte ihre persönliche Bestleistung um 3:41 Minuten auf eine Zeit von 2:31:16 Stunden. Ihre Landsfrau Aleksandra Brzezinska und die Litauerin Vaida Zusinaite komplettierten die Top-Drei.
Zwei knappe Zieleinläufe waren die Höhepunkte zweier spannenden 10km-Eliteläufe. Marathonläuferin Katharina Steinruck sorgte mit einer persönlichen Bestleistung von 31:59 Minuten im erfolgreichen Endspurt gegen die favorisierte Schwedin Sarah Lahti für eine Überraschung und demonstrierte erneut ihre gute Verfassung, wenige Monate vor den Olympischen Spielen, bei denen sie – Stand jetzt – im Marathon dabei sein sollte. Lahtis Landsfrau Caroline Wikström blieb im Bereich ihres „Hausrekords“ und wurde Dritte. Bei den Männern setzte sich Richard Douma aus Holland in 28:55 Minuten knapp gegen den in Deutschland lebenden Somali Ilyas Osman (28:56) und den in Schweden lebenden Iraner Mohammed Reza (29:04) durch.
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