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Sie war die Jahresschnellste im Teilnehmerfeld, nachdem sie beim Meeting in Liévin eine Zeit von 4:05,71 Minuten gelaufen ist. Schneller als jemals Outdoor. Damit gehörte Elise Vanderelst irgendwie automatisch zu den Medaillenkandidaten in einem sehr offenen Feld, aus dem sich…
Sie war die Jahresschnellste im Teilnehmerfeld, nachdem sie beim Meeting in Liévin eine Zeit von 4:05,71 Minuten gelaufen ist. Schneller als jemals Outdoor. Damit gehörte Elise Vanderelst irgendwie automatisch zu den Medaillenkandidaten in einem sehr offenen Feld, aus dem sich keine echte Favoritin herauskristallisieren ließ. Wie bei den U23-Europameisterschaften 2019 in Gävle, als die heute 23-Jährige die Silbermedaille gewinnen konnte. Doch im Vorlauf am gestrigen Freitag konnte sie dieser Rolle nicht nachkommen. Nur über die Zeitregel schaffte es die Belgierin ins neunköpfige Finalfeld. Dieses Rennen aber lief exakt nach ihrem Geschmack ab. Langsame Startphase und dann Tempo im letzten Drittel. Eine perfekte Ausgangsposition für eine gut ausgebildete 800m-Läuferin, die im vergangenen Sommer erstmals unter 2:03 Minuten geblieben ist. Und sie nützte sie, dominierte die entscheidende Wettkampfphase mit einer gewaltigen Überlegenheit. „Ich habe ein traumhaftes Finale absolviert. Ich hatte eine Menge Energie im Körper und so habe ich gepuscht. Es ist herausragend, meine erste Hallen-EM und dann gleich die Goldmedaille. Das konnte ich wirklich nicht erwarten“, jubelte die Belgierin. Sie schrieb an diesem Abend belgische Leichtathletik-Geschichte. Nicht nur, dass Belgien an der Spitze des Medaillenspiegels übernachtet. Sondern, weil Vanderelsts Goldene die erste belgische Medaille in dieser Disziplin bei den Frauen überhaupt ist. Die letzte belgische Laufmedaille bei Hallen-Europameisterschaften gab es 2000 mit der Bronzemedaille von Sandra Stals, davor von Anne-Marie van Nuffel mit Silber im Jahr 1980 (beide über 800m) und weitere bei den Männern in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts.
Hin und Her aufgrund einer temporären Disqualifikation
Im Rücken der überlegenen Siegerin herrschte wie gestern bei den Männern stundenlange Unsicherheit. Die ursprünglich zweitplatzierte Holly Archer aus Großbritannien wurde disqualifiziert und nach dem endgültigen Juryentscheid wieder ins Resultat aufgenommen. Damit liefert die zweite Garde der britischen Läuferinnen, ohne despektierlich sein zu wollen, aber bei der langen Liste der Abwesenden ist der Erfolgslauf erstaunlich, weiterhin prächtig. Mit einem tollen Schlussspurt schnappte sich Hanna Klein die Bronzemedaille. „Ich bin so aufgeregt! Es war mein Traum, hier eine Medaille zu gewinnen. Es ist meine erste, da ist die Farbe völlig irrelevant“, kommentierte sie euphorisiert. Den letzten Nebensatz wollte die 27-Jährige, die eine tolle Hallensaison krönte, wohl generell verstanden wissen, nicht aufgrund der temporären Disqualifikation, die sie kurz auf Silber bugsierte. Besser war aus Deutschland bei Hallen-Europameisterschaften im 1.500m-Lauf im laufenden Jahrhundert nur Konstanze Klosterhalfen mit Silber 2017.
Ruhe vor dem Sturm
Spanien war gleich mit drei Läuferinnen im Finale vertreten und das Trio setzte sich bewusst gleich an die Spitze, um ordentlich auf die Bremse zu drücken. Fast 1:16 Minuten brauchten die Läuferinnen für die ersten 400, über zweieinhalb Minuten für die ersten 800 Meter. Zu diesem Zeitpunkt zeigte sich die deutsche Meisterin Gesa Krause an der Spitze, in der Schlussphase hatte die 3.000m-Hindernislauf-Europameisterin keine Chance und wurde Achte. Erst dann forcierte eine Beschleunigung der ebenfalls am Ende geschlagenen Daryia Barysevich aus Weißrussland das Tempo. Wenig überraschend aufgrund der langsamen Anfangsphase intensivierten sich die Positionskämpfe in dieser Rennphase auf das Maximum, es kam zu diversen Berührungen. Esther Guerrero beschleunigte mit zwei Runden Distanz vor sich, Vanderelst folgte ihr mit langen Schritten. Die beiden setzten sich abrupt vom Rest des Feldes ab, es schien ein Zweikampf um Gold. Die Belgierin überholte die Spanierin auf der Gegengerade der letzten Runde und flog unaufhaltsam zu Gold. Dahinter passierte etwas Erstaunliches: Die erfahrene Guerrero, deren Stärke aus gelernte 800m-Läuferin eigentlich der Schlussspurt hätte sein sollen, hatte komplett mit Zitronen gehandelt und brach auf den letzten Metern gänzlich ein. Holly Archer, die sich vor der letzten Runde im Kampf um Bronze im Position gebracht hatte, spurtete zu Silber, Hanna Klein auf der Außenbahn aus dem Hinterhalt zu Bronze. Die Spanierinnen gingen als Vierte und Fünfte leer aus.
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