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Elf der zwölf letzten Diamond-League-Rennen hat Timothy Cheruiyot gewonnen. Die meisten auf seine spezielle Art. Höchstes Tempo von Beginn an, das die Konkurrenz nicht gehen kann – ob Tempomacher oder nicht spielte dabei keine Rolle. Die Meetingdirektoren hätten sich das…
Elf der zwölf letzten Diamond-League-Rennen hat Timothy Cheruiyot gewonnen. Die meisten auf seine spezielle Art. Höchstes Tempo von Beginn an, das die Konkurrenz nicht gehen kann – ob Tempomacher oder nicht spielte dabei keine Rolle. Die Meetingdirektoren hätten sich das Startgeld für die Hasen in dieser Disziplin sparen können. Was variierte, war die Angangszeit über 800m. Hier testete der Kenianer die gesamte Saison aus, wo seine Leistungsgrenze lag. Der 23-jährige Kenianer ist dermaßen stark, dass kein Experiment scheiterte. Und dass er eine Zeit unter 3:30 Minuten auf Anhieb aus dem Ärmel zu schütteln scheint, wie das WM-Finale von Doha eindrucksvoll untermalte. Eine Leistungsstärke, die aktuell sonst niemand auf der Welt zu leisten imstande ist. 3:29,26 Minuten so lautete Cheruiyots Triumph in einer der schnellsten WM-Siegeszeiten der Geschichte. Ein glatter Start-Zielsieg zum fünften kenianischen WM-Titel in Serie über die 1.500m, der genau so erwartbar war.
Cheruiyot, der seit seiner WM-Silbermedaille hinter seinem dieses Mal verhinderten Landsmann Elijah Manangoi in London 2017 die längere Mittelstrecke auf eine Art und Weise dominiert, wie es schon einige ganz Große dieser Zunft in der Vergangenheit getan haben, lechzt nun nach den ganz bedeutenden Medaillen. Der Triumph von Doha wird nur einen kleinen Teil dieses Hungers gestillt haben, denn der 23-Jährige agierte auch in diesem Rennen in einer eigenen Klasse. Gleich nach dem Start beschleunigte er in den sechsten Gang und zog seine Runden. 55,01 Sekunden für die ersten 400 Meter, 1:51,74 Minuten für die ersten 800 Meter. Für alle anderen höllisch, für Cheruiyot bei weitem nicht das riskanteste Angangstempo, das er dieses Jahr gezeigt hatte. Sein Landsmann Ronald Kwemoi versuchte leichtfertigerweise mitzugehen, er büßte und fiel auf Rang sieben zurück. Angesichts der jüngeren Vergangenheit ein akzeptables Resultat für den 23-Jährigen. Der einzige weitere Kenianer im Feld hielt sein Tempo unaufhaltsam und hatte auch noch die Energie, eine Schlussrunde in unter 55 Sekunden hinzulegen. Eindrucksvoll, nichts anderes.
Taktikfüchse mit Premieren
Die Leistung Cheruiyots war spannend anzusehen. Wer Spannung im Kampf Mann gegen Mann wollte, traf in der Verfolgergruppe auf seinen Geschmack. Überraschend früh versuchte Matthew Centrowitz ein hohes Tempo zu gehen und den Rückstand auf das kenianische Duo zu minimieren. Taoufik Makhloufi, Olympiasieger von London und ein Fuchs sondergleichen, schlich im Windschatten mit. Der algerische Routinier hatte das gesamte Rennen über die beste Position. Als die Glocke ertönte, führte er das Verfolgerfeld vor Jakob Ingebrigtsen an und verteidigte diese Position in einer starken Schlussrunde, die er in einer Saisonbestleistung von 3:31,38 Minuten beendete. Man glaubt es kaum, aber es war die erste WM-Medaille des 31-Jährigen überhaupt. Und die erste algerische im 1.500m-Lauf seit einem gewissen Noureddine Morceli, der zwischen 1991 und 1995 drei WM-Triumphe in Serie abgriff.
Mindestens genau so gut wie Makhloufi machte Marcin Lewandowski seine Sache. Der Taktiker aus Polen lief lange unscheinbar und drängte sich rechtzeitig vor der letzten Kurve zwischen Makhloufi und Ingebrigtsen. Der 32-Jährige verliert selten einen Spurt, erst recht nicht, wenn er im direkten Duell als Führender auf die letzten 100 Meter geht. Die Laufzeit von 3:31,46 Minuten bedeuteten eine Verbesserung seines eigenen polnischen Landesrekords um eine knappe halbe Sekunde und die erste polnische WM-Medaille in dieser Distanz – auch die längst überfällige erste WM-Medaille für Lewandowski selbst, der 2011 und 2013 jeweils WM-Vierter über 800m war. Seine Freude brüllte er in Jubelschreien in die Atmosphäre hinaus. „Jetzt ist Party-Time!“, jubelte er. „Ich wusste, dass ich den besten Kick habe und genau das hat geklappt.“ Wie schon bei der Hallen-EM in Glasgow fand der Jungspunt Ingebrigtsen kein Rezept gegen den ausgepufften Routiniert aus Polen.
Ingebrigtsen geht erneut knapp leer aus
Und so kam es tatsächlich, dass Jakob Ingebrigtsen die WM 2019 ohne Medaille verlassen muss. Nach einem beachtlichen Auftritt über 5.000m zeigte er auch über seine eigentliche Spezialdistanz ein gutes, aber kein sehr gutes, weil unüblich passives Rennen. Eine ordentliche Zeit von 3:31,70 Minuten bedeutete am Ende Rang vier. Es wirkte so, als wäre dem norwegischen Brüdertrio etwas zu früh in dieser Saison der Sprit ausgegangen. Im marginalen Bereich versteht sich. „Für mich waren es schreckliche Weltmeisterschaften. Ich weiß, dass ich noch jung bin. Aber ich fühlte mich sehr stark, daher wollte ich eine Medaille gewinnen. Aber es war heute nicht genug“, verließ der 19-Jährige Doha geknickt. Seine Rennen demonstrierten auch, dass die Trauben auf Welt-Niveau für einen europäischen Dominator im Teenie-Alter hochhängen – eine wichtige Erkenntnis vor den Olympischen Spielen. Ein beachtliches Zeichen ist auch, dass dank der persönlichen Bestleistungen der Briten Jake Wightman (3:31,87) und Josh Kerr (3:32,52) vier Europäer unter die Top-Sechs liefen. Das hatte es bei Weltmeisterschaften zuletzt 2005 in Helsinki in der exakt selben Konstellation gegeben. Und noch ein Europäer verdient sich eine Erwähnung: Kalle Berglund, der eine bärenstarke WM bestritt, verbesserte seinen schwedischen Landesrekord um über eine Sekunde auf eine Zeit von 3:33,70 Minuten und kam auf Rang neun ins Ziel. Der 24-Jährige hatte bereits Geschichte geschrieben, als er als erster Schwede überhaupt in ein 1.500m-Finale eingezogen war.
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