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Es hat eine Zeit gegeben, als die japanischen Marathonläuferinnen die Marathon-Szene dominierten und mehrere Siege bei Olympischen Spielen oder großen Marathonläufen weltweit feierten. Fast zwei Jahrzehnte später hat sich das Kräfteverhältnis klar in Richtung Ostafrika verschoben. Läuferinnen und Läufer aus…
Es hat eine Zeit gegeben, als die japanischen Marathonläuferinnen die Marathon-Szene dominierten und mehrere Siege bei Olympischen Spielen oder großen Marathonläufen weltweit feierten. Fast zwei Jahrzehnte später hat sich das Kräfteverhältnis klar in Richtung Ostafrika verschoben. Läuferinnen und Läufer aus dem laufverrückten Japan können das Tempo der afrikanischen Marathon-Elite nicht mehr mitgehen. Eine Analyse des in Kalifornien ansässigen Somax Performance Instituts, eine Einrichtung, die sich auf sportmechanische Videoanalyse spezialisiert hat, kommt zum Ergebnis, dass diese Divergenz auf laufökonomischen Gründen basiert und japanische Läufer gebremst werden, weil sie beim Laufen Parameter aufweisen, die weiter weg von idealen Messwerten sind als jene von afrikanischen Eliteläufern. Die australische Lauf-Plattform Runner’sTribe.com widmet der Analyse einen ausführlichen Bericht.
Laut der Analyse der Forscher liegt der Hauptunterschied zwischen japanischen und ostafrikanischen Eliteläufern in der Abstoßbewegung eines jeden der als Größe herbeigezogenen, 26.200 Schritte im Verlaufe eines Marathonlaufs. Afrikaner drücken sich bei jedem Schritt durchschnittlich 5,08 Zentimeter in vertikaler Ausrichtung vom Untergrund weg, bei den Japanern sind es 7,62 Zentimeter. Das ergibt eine zurückgelegte vertikale Distanz von 1,331 Kilometer bei den afrikanischen Läufern, von 1,996 Kilometern bei japanischen in eine Richtung und dasselbe im Landevorgang noch einmal. Oder, wie Runner’sTribe vergleicht, ein vertikaler Aufstieg, der der halben Strecke auf den Mount Fuji, dem berüchtigten Vulkan und höchstem Berg Japans, entspricht und retour. Dabei handelt es sich um eine fiktive Distanz (die horizontal zurückgelegte, effektive Distanz bei einem Marathon ist mit 42,195 Kilometern gleich), aber eine Distanz, die den Kräfteverschleiß im Körper beschleunigt. Vier Kilometer zusätzlich legen japanische Läufer demnach bei einem Marathon zurück, was den Kräfteverschleiß betrifft, 2,662 die afrikanischen. Als perfekten Marathonlauf zogen die Forscher jenen des Äthiopiers Belayneh Densamo in Rotterdam 1988 her, der bei einer Laufzeit von 2:06:50 Stunden sich lediglich 1,27 Zentimeter im Schnitt vom Boden abstieß. Das entspricht einer zusätzlichen Distanz von nur 666 Metern. Außerdem ist die muskuläre Belastung, insbesondere in den Mikrofasern, ungleich höher, wenn die Landung beim Laufschritt aus größerer Höhe erfolgt.
Weniger kraftvoller und weniger effizienter Laufstil
Die vertikale Distanz ist nur einer von mehreren Parametern, die bei Videoanalysen von aktuellen und vergangenen Topläufern aus Japan und Ostafrika nachteilig für die Läufer aus Fernost ausfielen. So ist der Maximalwinkel der beiden Oberschenkel in der Laufbewegung bei Afrikanern (am Beispiel Samuel Wanjirus) im Schnitt größer als bei Japanern (am Beispiel Yuta Shitaras), was zu einer größeren Schrittlänge und daher weniger benötigten Schritten führt. Außerdem stehen Afrikaner (Dennis Kimetto) bei der Abstoßbewegung besser über dem abstoßenden Bein als Japaner (Shitara) und fällt der Hüftknick nach außen bei Afrikanern (Haile Gebrselassie) deutlich geringer aus als bei Japanern (Shitara), was beides ein kraftvolleres Laufen zur Folge hat. Durch diese Laufhaltung ist die Ausbreitung der Lunge bei Afrikanern größer, was dem Körper erlaubt, mehr Sauerstoff zu konsumieren. Die Forscher sind der Meinung, dass das Tragen von Schultaschen über mehrere Jahre sich hierbei nachteilig auf die Lauf-Körperhaltung japanischer gleich wie amerikanischer oder europäischer Läufer auswirkt.
Ähnliche Daten wie von Yuta Shitara sammelten die Forscher in ihren Analysen auch von einer Reihe weitere japanischer Eliteläufer wie Suguru Osako, Hiroto Inoue oder Yuki Kawauchi, um zu verdeutlichen, dass diese Erkenntnisse im Vergleich mit auserwählten afrikanischen Topläufern repräsentativ für die aktuelle japanische Lauf-Elite sind.
Forscher kritisieren hartes japanisches Training
In ihrer Conclusio halten die Forscher fest, dass festgestellte körperliche Nachteile der japanischen Läufer aus einem Übertraining kommen. Japaner sind bekannt für ihr hartes und intensives Training. Mehrere Fälle kenianischer Athleten, die in Japan gelebt haben oder leben, sind bekannt, die sich über das zu harte Training beschweren. Mit gezielten Trainingsprogrammen, so die Meinung der Forscher, ließe sich ein Teil des Rückstandes aufholen, indem der Laufstil der japanischen Topläufer effizienter gemacht wird.
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