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U23-EM: Möller gewinnt Aufeinandertreffen der Champions
Alina Rehs Tempolauf hat im Finale über 5.000m im Gegensatz zu jenem über 10.000m nicht gereicht, um die Goldmedaille bei den U23-Europameisterschaften zu gewinnen. 47 Stunden nach dem genialen Lauf über 10.000m (siehe RunAustria-Bericht) fand die Deutsche über die halbe…
Alina Rehs Tempolauf hat im Finale über 5.000m im Gegensatz zu jenem über 10.000m nicht gereicht, um die Goldmedaille bei den U23-Europameisterschaften zu gewinnen. 47 Stunden nach dem genialen Lauf über 10.000m (siehe RunAustria-Bericht) fand die Deutsche über die halbe Distanz eine Gegnerin, die unter dem Strich über die griffigeren Waffen verfügte, die Goldmedaille zu sichern. Die Dänin Anna Emilie Möller fand 24 Stunden nach ihrem ebenso beeindruckenden Erfolg im Alleingang im 3.000m-Hindernislauf (siehe RunAustria-Bericht) die ideale Situation für sich vor: Eine „Tempomacherin“, in dessen Windschatten sie 4.800 Meter verbringen und auf den letzten 200 Metern ihre ausgeprägteren Fähigkeiten im Endspurt in die Waagschale legen konnte. Alina Reh, die davor für ein konstant hohes Tempo gesorgt hatte, konnte nicht mehr kontern und war Zuschauerin, wie die Dänin jubelnd und ungläubig über die Ziellinie stürmte und in einer Zeit von 15:07,70 Minuten einen neuen dänischen Landesrekord feierte. Die massive Steigerung der persönlichen Bestleistung von 15:22,69 Minuten löschte die 41 Jahre alte Marke von Loa Olafsson aus.
Redaktionelle Mitarbeit aus Gävle: René van Zee
Zusatzmotivation gegen Müdigkeit
„Ich habe mich überraschend gut gefühlt. Ich habe dieses Event als Bonusrennen nach meinen Hauptziel gesehen und so bin ich ins Rennen gegangen. Ich habe mich einfach auf das Laufen konzentriert und im Finale gesehen, dass der dänische Rekord im Bereich des Möglichen war. Das hat mich noch einmal ordentlich motiviert“, tätigte die 21-Jährige im Interview ausgesprochen reife Aussagen. Und genoss das überragende Wochenende in Mittelschweden sichtlich. Möllers Konkurrentin in diesem spannenden Duell zweier U23-Europameisterinnen blieb nur die Rolle der Gratulantin: „Anna ist sehr gut gelaufen, Gratulation.“ Dass ihr erstes Doppel 10.000m/5.000m nicht mit doppeltem Gold endete, ärgerte Reh ein bisschen. „Ich habe mich sehr gut gefühlt, war gut regeneriert vom 10.000er. Zu Mitte des Rennens wurde ich aber müde. Die letzten 100 Meter haben sehr weh getan“, sagte die 22-Jährige am Ende des Intensiv-Wochenendes. Im Gegensatz zu vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern an der U23-EM ist für die Deutsche die Saison längst nicht beendet – am Mittwoch geht sie in die Höhe, um die Vorbereitung auf die WM in Doha zu starten.
Anton gewinnt Bronze
Mit den ersten Schritten setzte sich Alina Reh wie im 10.000m-Lauf an die Spitze. Während Landsfrau Miriam Dattke dieses Mal nicht mitging, kämpfte sich Anna Emilie Möller auf der ersten Gerade aus dem Hinterfeld auf die zweite Position. Das Duo setzte sich prompt ab, nach 3:01,67 Minuten hatte Reh den ersten Kilometer absolviert. Anschließend hielt die Hallen-EM-Vierte über 3.000m konstant ihr Tempo: 3:03, 3:04 und 3:04 für die nächsten Kilometer. Möller blieb stets in ihrem Windschatten. Nach zwei Kilometern hatte eine dreiköpfige Verfolgergruppe mit Dattke, der Spanierin Célia Anton und der Schwedin Sara Christiansson sechs Sekunden Rückstand. Die Lokalmatadorin war hohes Risiko gegangen und bezahlte schlussendlich dafür. Am Ende wurde sie 15., hatte es aber versucht, Unmögliches realisierbar zu machen. Dattke und Anton blieben weiter in gutem Sichtkontakt zur Spitze, konnten aber die Lücke nie reduzieren. Noch bevor vorne das Rennen kippte, fiel im Kampf um Platz drei eine Vorentscheidung: 600 Meter vor dem Ziel löste sich Anton von ihrer Kontrahentin und markierte in einer Zeit von 15:28,66 Minuten einen neuen spanischen Landesrekord der Altersklasse U23. „Ich bin im siebten Himmel. Ich kann es gar nicht erwarten, diese Medaille mit meiner Familie, meinen Freunden und meinen Coaches ausgiebig zu feiern. Ihren gehört dieser Erfolg“, jubelte die Ibererin. Miriam Dattke trudelte zwölf Sekunden später ins Ziel und verbuchte eine persönliche Bestleistung von 15:40,61 Minuten.
Traxler überfordert
Das rasante Tempo der Spitzengruppe führte mehr als die Hälfte des Feldes zu persönlichen Bestleistungen. Für Österreichs Teilnehmerin Ylva Traxler (ULC Riverside Mödling) war die Renngestaltung eine schwere Last. Bereits nach zwei Runden hatte sie einen deutlichen Rückstand auf die große Gruppe, zu diesem Zeitpunkt war ihr Rennen eigentlich schon verloren. Die 20-Jährige kämpfte sich durch, wurde in der Schlussphase von den Top-Drei überrundet und erreichte in einer Zeit von 17:00,59 Minuten abgeschlagen als Letzte das Ziel. Dass dieses Rennen für sie mindestens eine Nummer zu groß war, zeigt auch die Tatsache, dass sie mit ihrer aktuellen persönlichen Bestleistung abgeschlagen Letzte geworden wäre. Eine Läuferin für einen 5.000m-Lauf bei internationale Meisterschaften zu nominieren, in dem die hohe Qualität der Konkurrenz absehbar war, trägt eben gewisse Risiken in sich. Das musste Traxler in Gävle auf bittere Art und Weise erfahren.
Reekie zum Zweiten
Wie Anna Emilie Möller und Jimmy Gressier reist auch die Schottin Jemma Reekie als Doppel-U23-Europameisterin aus Schweden ab. Die Trainingskollegin von Laura Muir wurde ihrer klaren Favoritenrolle im 1.500m-Lauf gerecht und gewann einen Tag nach jener über 800m die zweite Goldmedaille des Wochenendes. Inklusive der Vorläufe hatte die Britin ein anstrengendes Programm zu bestreiten.
Dementsprechend ließ die Favoritin das Rennen im hinteren Mittelfeld gemütlich angehen und setzte sich erst nach rund 750 Metern an die Spitze des Feldes. Damit hatte sie den Kontrollhebel in der Hand. 350 Meter vor dem Ziel beschleunigte die 21-Jährige von der Spitze weg, lediglich die Belgierin Elise Vanderelst konnte den Kontakt halten. Entlang der Zielgerade wurde die Lücke allerdings größer: Reekie gewann in einer Zeit von 4:22,81 Minuten vor Vanderelst (4:23,50) und der hoch aufgeschossenen Italienerin Marta Zenoni (4:23,91), die sich im Kampf um Bronze gegen die lange führende Polin Eliza Megger durchsetzte. „Ich spüre die vielen Rennen binnen weniger Tage natürlich. Aber ich habe noch einmal meine Zähne zusammenbeißen können und bin daher überglücklich. Jetzt freue ich mich nur mehr auf ein paar ruhige Tage zu Hause“, schnaufte Reekie durch.
Favoritensieg im 800m-Lauf
Im 800m-Lauf fehlte der vor allen Dingen vom schwedischen Publikum schmerzhaft vermisste, EM-Zweite von Berlin, Andreas Kramer, der sensationell im Vorlauf gescheitert war. So schlüpfte der Pole Mateusz Borkowski, ebenfalls EM-Finalist 2018, in die Rolle des Favoriten. Mit dieser Ausgangsposition ging er verantwortungsvoll um und kontrollierte das Rennen von vorne, stets auf der Innenbahn laufend. Als das Rennen nach nicht sehr schnellen ersten 500 Metern einen symbolischen zweiten Startschuss erfuhr, beschleunigte er und verteidigte den Platz an der Sonne die restliche Distanz. In einer Zeit von 1:48,75 Minuten siegte er überlegen. „Ich fühle mich großartig. Ich hatte genau die richtige Taktik vom Start weg“, lobte er sich nach dem Rennen.
Spannend wurde es dahinter. Mit einem starken Schlussspurt schob sich der Brite Spencer Thomas in einer Zeit von 1:49,06 Minuten auf den zweiten Platz. „Das Rennen war eine Achterbahn. Ich bin so überglücklich, dass zum Schluss alles klappte“, jubelte er. Pablo Sanchez-Valladares sicherte sich in einem engen Schlussspurt des gesamten Feldes die Bronzemedaille hauchdünn vor seinem Landsmann Eduardo Romero. Die Vorläufe waren übrigens ein perfekter Anhaltspunkt: Die drei überzeugenden Läufer von Freitagmorgen waren auch im Finale am Sonntagabend die Besten.
Deutscher Überraschungssieg über die Hindernisse
Ein von der Tempogestaltung her sehr kontrolliertes Rennen entwickelte sich im 3.000m-Hindernislauf-Finale der Männer, das die französischen Favoriten vom Start weg bestimmen konnten. Erst während der vorletzten Runde kam Schwung in das Event. Der Schwede Simon Sundström eröffnete die letzte Runde mit einer Beschleunigung. Mehrmals wechselten er und Alexis Phelut die Führungsposition. Unter dem Jubel des Publikums führte Sundström das Feld auf die Zielgerade, als die Stunde des Deutschen Frederik Ruppert schlug. Über das letzte Hindernis hinweg gestaltete er das beste Finale aller und gewann in einer Zeit von 8:44,49 Minuten die Goldmedaille vor Phelut (8:45,04) und Sundström (8:45,82), der für Schwedens einzige Lauf-Medaille sorgte. „Ich finde die Worte aktuell nicht, um meine Gefühlslage zu beschreiben. Ich habe natürlich überhaupt nicht erwartet, zu gewinnen. Aber ich wusste, dass ich ein gutes Finish habe“, kommentierte der Überraschungssieger.
Der leichte Favorit auf Gold, Louis Gilavert aus Frankreich musste sich mit Rang sechs zufrieden geben. Das Schlusslicht bildete Nahuel Carabana, der erste Andorraner, der jemals bei einer U23-EM das Finale eines Laufbewerbes erreicht hat.
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