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Heute startet in Minsk die zweite Auflage der Europaspiele. Über 4.000 Sportlerinnen und Sportler aus 50 Ländern kämpfen in 200 Entscheidungen in 15 verschiedenen Sportarten um Gold, Silber und Bronze. Eine Art Mini-Olympia im kontinentalen Rahmen also. Und dennoch: Hätten…
Heute startet in Minsk die zweite Auflage der Europaspiele. Über 4.000 Sportlerinnen und Sportler aus 50 Ländern kämpfen in 200 Entscheidungen in 15 verschiedenen Sportarten um Gold, Silber und Bronze. Eine Art Mini-Olympia im kontinentalen Rahmen also. Und dennoch: Hätten Sie gewusst, dass die Europaspiele in den nächsten zehn Tagen stattfinden? Das Ereignis hinkt vier Jahre nach einer wenig erfolgreichen Premiere wie ein verfehlter Sport-Höhepunkt daher, dessen existentielle Notwendigkeit nicht erkennbar ist. Für andere Sportarten mag die Bedeutung anders dimensioniert zu analysieren sein, für die europäische Leichtathletik zählen die Wettkämpfe von Minsk augenscheinlich zu den unwichtigeren des Jahres. Trotz eines innovativen Wettkampfformats. Der Österreichische Leichtathletik-Verband (ÖLV) befindet sich übrigens nicht unter den 24 teilnehmenden Leichtathletik-Nationen, was zu einer skurrilen Absurdität führt. Österreich ist nämlich Titelverteidiger. Eine Kuriosität in sich, in der Leichtathletik außergewöhnlich.
Go east!
Regelmäßig kritisiert der europäische Sport Vergaben von internationalen Großereignisse in finanzkräftige Länder, die häufig nicht mit der aus westeuropäischer Sicht bevorzugten politischen und gesellschaftspolitischen Landschaft bestückt sind. Olympische Spiele in Peking, Leichtathletik- und Fußball-WM im Katar… eine Liste, die sich fortführen ließe. Das Europäische Olympische Komitee (EOC), Veranstalter der Europaspiele, vergab auch die zweite Auflage an ein autokratisch geführtes Land. Um es zu verdeutlichen: Das zweite intendierte Fest des europäischen Sports findet im einzigen europäischen Land statt, in dem eine mittelalterliche Strafvollzugsmethode wie die Todesstrafe noch regelmäßig praktiziert wird. Für den weißrussischen Gastgeber bietet sich in seiner Hauptstadt die willkommene Gelegenheit, mit gezielter Imagebildung herrliche Eindrücke ins Ausland zu versenden: super Stimmung, freundliche Menschen, Begeisterung für den Sport und die Athleten. Das Übliche eben. Im Bewerbunsprozess hatte sich Minsk übrigens gegen die favorisierte russische Bewerbung (Kazan oder Sochi) durchgesetzt, nachdem die ursprünglich favorisierte Bewerbung aus den Niederlanden sich frühzeitig zurückgezogen hatte.
Vor vier Jahren: ein wundersamer statistischer Eintrag
Vier Jahre nach der Premiere von Baku sei die Frage berechtigt, was von den Europaspielen 2015 geblieben ist? Der tragische Unfall der jungen österreichischen Synchronschwimmerin Vanessa Sahinovic, die von einem Bus überfahren wurde und seither querschnittsgelähmt an den Rollstuhl gefesselt ist – ein jahrelanger Rechtsstreit folgte. Und eine historische Goldmedaille für Österreich in der Leichtathletik, die nach einem nachträglichen Dopingfall und einer Disqualifikation eines aserbaidschanischen Athleten festgestellt wurde. Der Rahmen war an Kuriosität kaum zu überbieten. Irgendwer hatte die „glorreiche“ Idee, die unterste Wettkampfklasse der Team-Europameisterschaften (in der der Gastgeber platziert war) in die Europaspiele einzugliedern. Sprich, die Leichtathleten aus den zwölf Ranglisten schwächsten Nationen Europas nahmen teil. Österreich siegte und stieg auf – ein statistischer Erfolg für die Ewigkeit.
Die neue „DNA der Leichtathletik“
Auch für die zweite Austragung der Europaspiele hatte der Europäische Leichtathletik-Verband (European Athletics) eine neue Idee, die man bereits vor dem ersten Einsatz als sehr gut und besonders innovativ befindet und als hochspannend ankündigt: Dynamic New Athletics (DNA). In einem knackigen, zweistündigen Programm kämpfen Athleten in neun ausgewählten Disziplinen für das eigene Land, summiert entsteht eine Punkterangliste. Das Wettkampfformat mit mehreren Wettkampftagen besteht aus einem K.o.System: Vorrunde, Hoffnungsrunde, Halbfinale und Finale. Die Läuferinnen und Läufer spielen übrigens keine Rolle, einzig in der Mixed-Medley-Staffel, der als finaler Wettkampf als Verfolgungsrennen ausgetragen wird, ist eine 800m-Distanz vorgesehen. Weit gefehlt, dass die besten Mittelstreckenläufer dafür extra nach Minsk reisen. Der Gastgeber selbstredend bietet mit Europameisterin Maryna Arzamasova und Darya Barysevich die heimische Elite auf. Die weiteren bekanntesten 800m-Läufer: Olga Lyakhova aus der Ukraine, Liga Velvere aus Lettland, Filip Sasinek aus der Tschechischen Republik und Christoph Kessler aus Deutschland. Auch in anderen Disziplinen meidet die europäische Leichtathletik-Elite die Wettkämpfe. Aber immerhin ist die Leichtathletik im Gegensatz zu einigen anderen der führenden Sportarten in Europa im Programm. Startberechtigt sind übrigens die besten 24 Nationen der letzten Team-EM, Titelverteidiger Österreich ist wie erwähnt nicht darunter.
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