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CAS blockt Semenyas Einspruch ab

Es sind die Worte, die die Zukunft des Spitzensports in eine bestimmte Richtung lenken. Eine derartige Bedeutung wurde dem Urteil der Richter des Obersten Internationalen Sportgerichtshofs (CAS), der aufgrund der Brisanz und Bedeutung der Sachlage einen Monat zusätzliche Beratungszeit erbeten…

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Symbolbild. © Aerial Mike – stock.adobe.com
Es sind die Worte, die die Zukunft des Spitzensports in eine bestimmte Richtung lenken. Eine derartige Bedeutung wurde dem Urteil der Richter des Obersten Internationalen Sportgerichtshofs (CAS), der aufgrund der Brisanz und Bedeutung der Sachlage einen Monat zusätzliche Beratungszeit erbeten hatte, im Vorfeld auferlegt. Vermutlich zurecht! Der Leichtathletik-Weltverband (IAAF), in der Rolle eines ein Exempel mit Vorbildwirkung für andere Sportarten statuierenden Verbands, gegen Sportlerinnen mit biologisch natürlich erhöhtem Testosteron-Wert mit Superstar Caster Semenya an der Spitze. Als Auszug eines 165 Seiten umfassenden Urteils verlas ein Richter heute in Lausanne die weisenden Worte: „Das Gremium ist der Meinung, dass die Regel zur künstlichen Regulierung des Testosteron-Wertes von Sportlerinnen diskriminierend ist. Aber, auf Basis der von beiden Parteien eingebrachten Indizien und Beweise, ist diese Diskriminierung notwendig, angemessen und ein verhältnismäßiges Mittel, die Integrität der Leichtathletik für Frauen in den definierten Disziplinen zu wahren.“ Der CAS hat also den Einspruch von Caster Semenya abgeblitzt und dem Leichtathletik-Weltverband einen juristischen Sieg beschert, der wahrscheinlich bedeutenden Einfluss auch auf andere Sportarten haben wird. Der komplettierte Sieg für die IAAF wäre allerdings erst Realität, wenn mit diesem Urteilsspruch ein zehn Jahre andauernder Prozess voller unglücklicher Vorgehen und intensiven Diskussionen über dem Umgang mit Sportlerinnen mit genetisch bedingtem, erhöhten Testosteron-Wert dem Ende zugeht.
 

Neue Regel bleibt in Kraft

In einer Pressemitteilung begrüßt die IAAF naturgemäß das Urteil aus der Schweiz und betont die zukünftig größere Fairness und bessere Chancengleichheit im sportlichen Wettbewerb sowie ein klares Bekenntnis zum Frauen-Sport. Gleichzeitig gab sie bekannt, dass ab nächstem Mittwoch die eigentlich bereits in Kraft getretene Regel mit vollem Effekt wirkt. Das heißt, dass Teilnehmerinnen an Frauen-Wettkämpfen ihren Testosteron-Spiegel, wenn nicht ohnehin einem Wert einer biologisch definierten Frau entsprechend, auf den Wert von 5nmol/L senken müssen – und das binnen eines mindestens sechs Monate andauernden Prozesses. Dies wird mit regelmäßigen Blutuntersuchungen überprüft. Dementsprechend gilt die Regelung für alle jene Athletinnen, die am Freitag am Diamond-League-Meeting in Doha antreten, nicht.
 

„Oft ist es besser, nichts zu sagen“

Caster Semenya entschied sich nach Bekanntwerden des Urteils via sozialer Netzwerke mitzuteilen, dass es aus ihrer Sicht das Beste sei, nichts zu sagen. Diese Haltung nimmt die Südafrikanerin bereits seit Wochen ein. Sie fühlt sich als Opfer eines gezielten Angriffs auf sie und betont das diskriminierende Element in der IAAF-Entscheidung, das auch der CAS hervorhebt. Der südafrikanische Verband (ASA) zeigte sich vom Urteil „geschockt“ und vergriff sich prompt massiv in der Wortwahl: „Der CAS legitimiert, die Wunden der Apartheid zu öffnen – ein System der Diskriminierung, das von der ganzen Welt als Verbrechen gegen die Menschheit verurteilt wird. Dass der CAS Diskriminierung nicht nur duldet, sondern auch aktiv rechtfertigt, untergräbt die Integrität dieser Institution. Wir glauben, dass diese Entscheidung eine Schande ist.“ So zitiert „The Guardian“ ein ASA-Statement. Theoretisch hätte Semenya 30 Tage Zeit, gegen dieses Urteil beim Schweizer Bundesgericht Berufung einzulegen.
 

Seit der CAS 2015 die alte Regelung der Hormontherapie kippte, gewann Caster Semenya alle 800m-Läufe, bei denen sie startete. © Getty Images / Patrick Smith
 

Richter haben einige Bedenken

Zwar unterstützt das CAS-Urteil die Vorgehensweise der IAAF, um die „Integrität des Frauen-Sports zu schützen“. Das Urteil nennt aber auch konkret einige Bedenken. Dazu zählen der Medikamentenzwang und potenzielle, negative und schwerwiegende Auswirkungen auf den Körper der Athleten sowie die Undurchsichtigkeit der Auswahl der Disziplinen, in denen die Regel ab sofort umgesetzt wird. Während 99% der Frauen über einen Testosteron-Wert von unter 2 nmol/L verfügen, gehört Caster Semenya zu jener kleinen Gruppe von Frauen, deren Testosteron-Werte im Bereich männlicher Normen anzusiedeln sind, was ihnen einen entscheidenden Vorteil im sportlichen Wettkampf bringt. Die IAAF argumentierte, dass Testosteron, wenn künstlich zugeführt, auf der Dopingliste der Welt Anti Doping Agentur (WADA) steht und daher als klar leistungsfördernd eingestuft wird. IAAF-Anwalt Jonathan Taylor sprach von über 100 Rekorden auf nationalem, kontinentalem und globalem Niveau, die von Leichtathletinnen mit genetisch bedingtem, erhöhtem Testosteron-Wert gehalten werden.
 

Das Ende einer Ära

Sportlich stehen für die 28-Jährige nun harte Zeiten an. Die Dominanz in 800m-Läufen ist mit dem heutigen Stichtag garantiert vorbei. Die Leistungen aus der Periode, als eine alte Regelung der Hormontherapie galt, sprechen eine deutliche Sprache: Semenya hatte damals nicht das Niveau, international zu bestehen. Der anerkannte südafrikanische Sportwissenschaftler Ross Tucker, der in Lausanne zugunsten Semenyas plädierte, weil er die Richtigkeit der von der IAAF in Auftrag gegebenen Studie, die die Grundlage der neuen Regel darstellt, anzweifelt, schätzt, dass Semenya zukünftig um rund sieben Sekunden langsamer laufen wird. Das wären Welten!
Aus der Not heraus könnte sie auf die 5.000m-Distanz wechseln, denn die neue Regelung gilt lediglich für die Mittelstrecken. Erste Testwettkämpfe hat sie bereits bestritten, unter anderem bei den südafrikanischen Meisterschaften, die sie gewann. Aber über Erfahrung auf den langen Distanzen verfügt sie keine und außerdem droht die Gefahr, dass die IAAF weitere Studien anordnet und auf Basis deren möglicherweise die neue Regelung auf weiter Disziplinen ausweitet. Ob Semenya für den Fall einer Fortsetzung ihrer 800m-Karriere bei den in nicht ganz sechs Monaten startenden Weltmeisterschaften in Doha teilnahmeberechtigt wäre, scheint aktuell nicht 100%ig sicher.
 

Der 800m-Lauf auf dem Sprung in eine neue Welt

Große Veränderungen kommen natürlich auf die Disziplin 800m-Lauf zu. Neben Semenya hat zuletzt auch Francine Niyonsaba öffentlich davon gesprochen, einen unnatürlich hohen Testosteron-Wert zu haben. Die Läuferin aus Burundi belegte bei fast allen wichtigen Rennen den zweiten Platz hinter Semenya, so auch bei den Olympischen Spielen von Rio und den Weltmeisterschaften von London. Zweimal gewann die 25-Jährige Hallen-WM-Gold in Abwesenheit ihrer südafrikanischen Rivalin. Aber Experten vermuten noch eine Reihe weiterer Läuferinnen aus dem Olympia-Finale von Rio 2016, die einen höheren Testosteron-Wert aufweisen als der weibliche Durchschnitt. Der hier sinnvolle Datenschutz lässt die Namen im Verborgenen. Zumindest theoretisch, bis die ARD-Dopingredaktion in ihren Recherchen in der Praxis auf eine nicht genügend gesicherte Liste der IAAF gestoßen ist, was für ordentlich Aufruhr gesorgt und dem Ansehen der IAAF geschadet hatte.
 

Pro und Contras einer langen und schwierigen Diskussion

Dem endgültigen Urteil der CAS-Richter am 1. Mai war eine monatelang kontrovers geführte Diskussion mit vielen sehr schwierigen Facetten und Argumenten vorausgegangen, nach dem die IAAF genauso wie das Team Semenya ihre Argumentationen in ausführlichen Anhörungen in Lausanne dargelegt und diese teilweise davor veröffentlicht hatten. Die Südafrikanerin hatte in den letzten Monaten mehrfach darauf hingewiesen, sich als Opfer einer gezielten Initiative gegen ihre Person zu fühlen. Zahlreiche prominente Sportlerinnen leisteten ihre Beiträge zur Diskussion. Marathon-Weltrekordhalterin Paula Radcliffe trat mit besonders lauter Stimmung für die neue Regelung ein, um Frauen-Sport fairer zu machen. Ihre Befürchtungen gingen sogar noch einen Schritt weiter: Wäre die Regelung nicht vom CAS gebilligt worden, wäre der Sport manipulierbar. Der ehemalige Tennis-Star Martina Navratilova sagte, sie würde jede Begegnung mit hyperandrogynen Frauen schätzen, nicht jedoch, gegen sie spielen zu müssen. Denn das wäre unfair (vgl. AIPS.com).
Gegenargumente richten sich auf allgemeine Verhältnisse, dass weder Sport noch Leben in unserer Gesellschaft fair wären. Dr. Myron Genel, ehemals Mitglied der medizinischen Kommission des IOC, schlägt genau in diese Kerbe: „Gleiche Wettbewerbsbedingungen sind ein Generalirrtum. Es gibt so viele andere Faktoren, die einen Wettbewerbsvorteil bieten können. Es ist schwer vertretbar, das Geschlecht als einzigen zu bezeichnen.“ (vgl. AIPS.com). Auch stört viele die moralische Frage, zu welchen medizinischen Eingriffen eine Institution mittels Regelfestsetzungen Sportlerinnen zwingen darf. Das United Nations Human Rights Council (UNHRC) äußert Bedenken, dass die neue Regelung menschenrechtskonform sei. Ein Kernargument in der Argumentation Semenyas.
 

Ein Meilenstein für den Frauen-Sport

Fakt ist, dass die IAAF mit der neuen Regel eine klare Geschlechtertrennung in weiblich und dem Rest (de facto männlich, da hyperandrogene Athletinnen wie Semenya kaum an Männer-Rennen teilnehmen werden) definiert und damit einen konträren Weg zu gesellschaftlichen Entwicklungen in der modernen Welt geht, wo im Sinne der Rechtegleichheit von dieser klaren Trennung in zwei Geschlechter immer weiter abgedriftet wird. Der Sport will hier aber nicht altertümlich wirken, sondern eine auch gesellschaftlich bedeutende Errungenschaft verteidigen: den Frauen-Sport. Eine Botschaft, die IAAF-Präsident Sebastian Coe seit Monaten intensiv und häufig verbreitet. Letztlich mit Erfolg.

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