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Eigentlich hätte der bisherige Rekord-Marathon-Debütant Guye Adola beim Dubai Marathon 2019 an diese Spitzenleistung vom Berlin Marathon 2017 anknüpfen sollen. Doch zwei Stunden, drei Minuten und 34 Sekunden später war der Äthiopier diesen inoffiziellen Titel los. Die Marathon-Premiere seines Landsmanns…
Eigentlich hätte der bisherige Rekord-Marathon-Debütant Guye Adola beim Dubai Marathon 2019 an diese Spitzenleistung vom Berlin Marathon 2017 anknüpfen sollen. Doch zwei Stunden, drei Minuten und 34 Sekunden später war der Äthiopier diesen inoffiziellen Titel los. Die Marathon-Premiere seines Landsmanns Getaneh Molla endete in einem absoluten Triumphzug von 2:03:34 Stunden. Nur einmal ist ein Äthiopier im Marathon schneller gelaufen, Kenenisa Bekele 2016 in Berlin. So verlief der Dubai Marathon zwar anders als intendiert, aber irgendwie doch wie immer: Rekordleistungen, Sensationen und Überraschungssieger.
Fabel-Debüt mit geringen Anzeichen
Unbeschriebenes Blatt ist der 25-Jährige keines, dennoch war ihm bei seinem Marathon-Debüt die neuntschnellste Marathon-Leistung aller Zeiten, die ihn auf Position sechs der ewigen Bestenliste des Leichtathletik-Weltverbandes (IAAF) spülte, nicht zuzutrauen. Denn würde man seine Halbmarathon-Bestleistung (1:00:34) mit dem Faktor zwei multiplizieren, wäre in der Theorie eine nicht um so viel schnellere Zeit herausgekommen. Molla war bisher als Crossläufer (WM-18. 2017) und 5.000m-Spezialist bekannt. Spitzenresultate waren jedoch über die 12,5 Stadionrunden Mangelware, vor einem halben Jahr lief er in Brüssel erstmals unter 13 Minuten (12:59,58), was Weltklasse definiert. Sein Highlight war Platz fünf bei den Halbmarathon-Weltmeisterschaften 2018, doch insgesamt sind die vorliegenden Parameter keine, die eine Marathon-Leistung von 2:03:34 Stunden beim ersten Versuch realistisch erscheinen lassen. Die Fakten aus Dubai sprechen jedoch eine andere Sprache. „Ich wusste nicht genau, was für mich bei meiner Premiere möglich ist. Ich habe auf eine 2:05er-Zeit gehofft, niemals aber an eine 2:03er-Zeit gedacht“, war der 25-Jährige selbst überrascht.
Der RunAustria-Bericht des Frauen-Rennens: Chepngetich und Degefa führen Zeitenwahnsinn in Dubai fort
Duell mit No-Name Negasa
Bei allen Superlativen der Leistung Mollas – die eigentliche Sensation lieferte Herpassa Negasa, der seinem Landsmann bis auf die letzten Meter ein erbittertes Duell lieferte. Keine Schande über diejenigen, die diesen Namen zum ersten Mal lesen. Selbst die umfangreiche Statistik der IAAF kennt kein genaues Geburtsdatum des Marathonläufers, der mit einer für afrikanischen Verhältnisse 0-8-15-Bestleistung von 2:09:14 Stunden um 6 Uhr morgens Ortszeit (3 Uhr MEZ) den Startschuss wahrnahm. 2:03:40 Stunden später war er ein neuer Mensch. Diese für einen seit 2013 auf einem kaum veränderten Leistungsniveau agierenden Läufer eigentlich unmögliche Steigerung katapultierte den 25-Jährigen auf Rang acht der ewigen Bestenliste der IAAF. Es ist zu betonen, dass solche No-Name-Entfaltungen wie Phönix aus der Asche fast ausschließlich in Dubai vorkommen, dort dafür in bester Regelmäßigkeit. Wer die Darbietung Mollas und Negasas gerne nachahmen möchte, ist gefordert, 42mal direkt hintereinander einen Kilometer in einer Zeit von 2:56 Minuten zu absolvieren. In Laufschuhen, nicht auf dem Moped!
Da ging fast unter, dass Asefa Mengstu seine grandiose Leistung aus dem Vorjahr (2:04:06, Rang vier) bestätigte und in 2:04:24 Stunden dieses Mal das Stockerl erklomm. Und dass der Kenianer Emmanuel Saina, der wie Frauen-Siegerin Ruth Chepngetich unter den Fittichen von Federico Rosa steht, seine irre Debütleistung von Buenos Aires 2018 noch einmal leicht verbesserte und in 2:05:02 Stunden den vierten Platz belegte. Frankfurt-Marathon-Sieger Kelkile Gezahegn konnte an der Zeitenjagd nur bedingt teilnehmen und verpasste als Sechster in 2:06:09 Stunden seinen „Hausrekord“ knapp. Dafür performte der fünftplatzierte Shifera Tamru über, indem er seiner Bestleistung dreieinhalb Minuten abspeckte.
Die 5km-Durchgangszeiten von Sieger Getaneh Molla 14:41 – 14:31 – 14:36 – 14:43 – 14:40 – 14:32 – 14:34 – 14:59 (alle 5km) – 6:18 (2,195 km)
Berhanu und Adola stiegen aus
Ohne den kurzfristig ausfallenden Mitfavoriten Sisay Lemma und dem vermeintlichen Debütant Ibrahim Jeilan, jener Mann, der den großen Mo Farah vor dessen Dominanz bei der WM 2011 im 10.000m-Lauf besiegen konnte, startete das Rennen wie immer in Dubai schnell. Der erste Kilometer war nach 3:01 Minuten absolviert, die folgenden 24 (!) Kilometerabschnittszeiten blieben alle unter drei Minuten. Dank eines ausgeglichenes Tempos erreichte eine 14 Läufer umfassende Spitzengruppe mit dem ehemaligen Sieger Lemi Berhanu an deren Ende die Zwischenzeit beim Halbmarathon in einer fantastischen Zeit von 1:01:43 Stunden. Berhanus Rückfall hatte sich längst angedeutet, er konnte das hohe Tempo nicht mehr halten. Neues Schlusslicht in der Spitzengruppe war Guye Adola, der bei Kilometer 30 nun eine halbe Minute hinter der immer kleiner werdenden Spitzengruppe lag. Wie in so vielen Marathonläufen trennte sich nun die Spreu vom Weizen. Molla und Negasa setzten sich ab, nur Mengstu konnte folgen. Bei Kilometer 35 lagen diese drei Athleten noch im Rennen um den Sieg, Adola hatte das Handtuch mittlerweile wie so viele Mitglieder des Elitefelds geworfen. Die empfindliche Reduzierung des Preisgelds, die vor allem die Positionen hinter dem Stockerl empfindlich traf, war offenbar den Aufwand nicht Wert.
Mit sehr schneller zweiten Hälfte zum Streckenrekord
Mengstu kämpfte engagiert, um die kleine entstandene Lücke nach vorne zu schließen. Es gelang nicht, Molla und Negasa passierten Seite an Seite die Zwischenzeit bei Kilometer 40 mit neun Sekunden Vorsprung auf Mengstu. Das Tempo im letzten Viertel des Marathons war nicht mehr derartig überragend wie davor, dennoch immer noch pfeilschnell. Die Entscheidung um den Sieg und die dafür fällige, stolze Prämie von 100.000 US-Dollar (das entspricht rund 88.000 Euro) fiel erst auf dem letzten Kilometer, als Molla seine Kraftreserven ausschüttete und nachwies, dass noch einiges im Tank war. Dank eines letzten Kilometers in 2:45 Minuten, der schnellste des Rennens, finishte er in einer Zeit von 2:03:34 Stunden – sechs Sekunden vor seinem Kontrahenten. Damit verbesserte er den Streckenrekord von Vorjahressieger Mosinet Geremew um 26 Sekunden. Auffallend ist, dass im Vergleich zu den vergangenen Jahren die zweite Rennhälfte diesmal deutlich schneller war (Molla produzierte zwei ziemlich ausgeglichene Marathon-Hälften) – vielleicht eine Auswirkung der Vorziehung des Starts um eine halbe Stunde auf 6 Uhr Ortszeit und des damit verbundenen, späteren Sonnenaufgang in der Wüsten-Metropole.
Abrahams Dubai-Debüt ohne Happy-End
Mit hohen Erwartungen und viel Optimismus ist Vize-Europameister Tadesse Abraham nach Dubai gekommen. Sein Ziel, eine Verbesserung des Schweizer Rekordes, verpasste er deutlich – von einem Angriff auf den Europarekord ganz zu schweigen. Der gebürtige Eritreer hatte seine eigene Gruppe, die vielleicht eine Spur zu schnell begann. Nach 14:53 Minuten hatte die Gruppe Abraham die ersten fünf Kilometer absolviert, auch nach zehn Kilometern (29:49) lag er noch auf Kurs. Die anvisierte Halbmarathon-Durchgangszeit von 1:02-hoch verpasste die Gruppe leicht, mit einer Zwischenzeit von 1:03:14 Stunden war sein eigener Landesrekord von 2:06:40 Stunden allerdings noch im Bereich des Möglichen. Von dieser Ambition musste sich der Halbmarathon-Europameister von 2016 spätestens bei Kilometer 30 verabschieden, da er das Tempo deutlich reduzieren musste. Am Ende fiel eine für sein Leistungsniveau nicht sonderlich aufregende Zeit von 2:09:50 Stunden in die Wertung, die immerhin mit Platz zehn in der Endabrechnung gerahmt wurde. Es war seine vierte Marathon-Leistung unter 2:10 Stunden.
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