Äthiopische Siege bei BOclassic – Pfeil abgeschlagen

© SIP / René van Zee

Wie 2015, als es bei traditionsreichen Silvesterlauf in Bozen letztmals zwei äthiopische Siege gegeben hat, haben Tamirat Tola und Netsanet Gudeta den BOclassic 2018 gewonnen und bei frühlingshaften Temperaturen in der Hauptstadt Südtirols das Jahr 2018 erfolgreich ausklingen lassen. Wie bereits vor drei Jahren spielte Marathon-Spezialist Tola seine Fähigkeiten, das Tempo über eine lange Distanz hochhalten zu können, aus, und profitierte vom ersten Kilometer weg von einer für ihn günstigen Renngestaltung. Bei den Frauen besiegte Gudeta die Kenianerin Janet Kisa im direkten Duell.
 

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Hohes Tempo von Beginn an

Strahlender Sonnenschein, wolkenloser Himmel und Temperaturen an die 15°C bescherten Bozen einen der wärmsten Jahresabschlüsse aller Zeiten und dem BOclassic denkbar angenehme Laufbedingungen. Bei langsam untergehender Sonne startete das gut und breit besetzte Elitefeld der Männer mit Vollgas in die acht Runden a 1,25 Kilometer durch die Bozner Altstadt. Für das hohe Tempo verantwortlich war der am Ende fünftplatzierte Neuseeländer Zane Robertson, der nach längerer Verletzungspause diesen Wettkampf als Härtetest für kommende Aufgaben nützte und deshalb ein hohes Angangstempo anstrebte.
Nach rund einem Viertel schloss sich eine kleine Lücke. Die von Robertson definierte Vorselektion zeigte jedoch früh, dass Titelverteidiger Muktar Edris nicht in der Verfassung war, in Bozen seinen vierten Erfolg zu feiern. Der 5.000m-Weltmeister von London knüpfte an seine verhältnismäßig dürftige Saison 2018 an und hinterließ in Südtirol nicht den Eindruck, mit viel Schwung in die neue Wettkampfsaison zu laufen. Am Ende verlor der Routinier den Kampf um Platz drei gegen den erst 17 Jahre alten Oscar Chelimo aus Uganda klar. Der Youngster erzielte auf aufgrund der Kopfsteinpflaster-Passagen nicht leichten Strecke eine persönliche Bestleistung von 28:50 Minuten.
 

Birech als Lokomotive

Nach der schnellen Anfangsphase erwies sich Jairus Birech als Glücksfall für Tamirat Tola. Der ehemalige Hindernisläufer aus Kenia hielt weiterhin das Tempo hoch und agierte ungewollt als Lokomotive für den Äthiopier. Dieser ritt auf der vorletzten Runde die entscheidende Attacke und kreuzte die Ziellinie auf dem Waltherplatz in einer Zeit von 28:12 Minuten. Damit nützte der 27-Jährige die perfekten äußeren Bedingungen für die schnellste Siegerzeit in Bozen seit dem Sieg des Kenianers Paul Kosgei vor genau 20 Jahren. Auf den Streckenrekord von Philomen Hanneck aus Simbadwe, der wie eingemeißelt seit dem Jahr 1991 unberührt ist, fehlten lediglich neun Sekunden. Birech, der auf sein Debüt im Marathon hinarbeitet, erreichte das Ziel zwölf Sekunden später und verpasste den ersten kenianischen Sieg in Bozen seit sieben Jahren.
 

Feines Erinnerungsfoto für Valentin Pfeil mit Sieger Tamirat Tola (l.) und 5.000m-Weltmeister Muktar Edris. © SIP / René van Zee
 

Enttäuschendes Resultat für Pfeil

Dass das Feld deutlich stärker besetzt war als im Vorjahr zeigt die Tatsache, dass diejenigen, die 2017 um die Podestplätze gekämpft hatten, dieses Mal weiter zurück rangiert wurden. Die Marokkaner Hicham Amghar und Soufian Bouqantar belegten die Ränge sechs und sieben, ehe Yemaneberhan Crippa als bester Europäer auf Rang acht einlief.
Österreichs einziger Teilnehmer, Valentin Pfeil (LAC Amateure Steyr) war nach seinem ersten Auftritt bei BOclassic nicht zufrieden. Die Zusammenstellung des Feldes und das hohe Tempo von Robertson, das das Feld gleich in Grüppchen zersplitterte und in die Länge zog, stellte den Oberösterreicher vor eine große Herausforderung. Als der WM-23. im Marathon in der Schlussphase auch mit der Gruppe einiger italienischer Marathon-Kollegen nicht mitgehen konnte, blieb schlussendlich nur Position 18 mit einer Zeit von 31:08 Minuten. Mit seiner erstmaligen Teilnahme am BOclassic und dem damit verbundenen Verzicht auf den parallel stattfindenden Silvesterlauf in Peuerbach wollte Pfeil einen neuen Akzent setzen – wie er im Gespräch mit RunAustria-Redakteur René van Zee verriet.
 

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Gudeta überlegen

Auch das Spitzenfeld der Frauen produzierte ein schnelles Rennen und früh setzten sich den Erwartungen entsprechend die beiden Afrikanerinnen Netsanet Gudeta und Janet Kisa vom Verfolgerfeld ab. Die Äthiopierin machte während des gesamten Rennens den besseren Eindruck und besiegte ihre kenianische Kontrahentin im Finale. Nach vier Runden bzw. fünf Kilometern überquerte die amtierende Weltmeisterin im Halbmarathon die Ziellinie nach 15:46 Minuten – drei Sekunden vor Kisa, die 2014 gewonnen hatte. Für die 27-jährige Gudeta war es der zweite Erfolg in Bozen nach 2015.
Im Kampf um Platz drei setzte sich Marathon-Europameisterin Volga Mazuronak frühzeitig von ihren europäischen Konkurrentinnen ab und sicherte sich den letzten Podestplatz für der Irin Ciara Mageean und Margherita Magnani, die ein italienisches Dreierpack anführte. Die Eliteläufe beschlossen den traditionellen Lauftag in Bozen. Die gar nicht winterlichen Bedingungen stärkten die gewohnt hervorragende Atmosphäre. Rund 15.000 Zuschauer säumten den Kurs durch die Bozner Altstadt.
 

Ergebnisse BOclassic 2018

Männer (10km)
1. Tamirat Tola (Äthiopien) 28:12 Minuten
2. Jairus Birech (Kenia) 28:24 Minuten
3. Oscar Chelimo (UGA) 28:50 Minuten
4. Muktar Edris (ETH) 29:01 Minuten
5. Zane Robertson (NZL) 29:17 Minuten
6. Hicham Amghar (MAR) 29:19 Minuten
7. Soufian Bouqantar (MAR) 29:22 Minuten
8. Yemaneberhan Crippa (ITA) 29:23 Minuten
9. Rinas Akhmadeev (ANA) 29:24 Minuten
10. Ross Millington (GBR) 29:51 Minuten

18. Valentin Pfeil (AUT) 31:08 Minuten
Frauen (5km)
1. Netsanet Gudeta (ETH) 15:46 Minuten
2. Janet Kisa (KEN) 15:49 Minuten
3. Volga Mazuronak (BLR) 16:08 Minuten
4. Ciara Mageean (IRE) 16:20 Minuten
5. Margherita Magnani (ITA) 16:37 Minuten
6. Giovanna Epis (ITA) 16:40 Minuten
7. Sara Dossena (ITA) 16:43 Minuten
8. Sveltana Kudzelich (BLR) 16:51 Minuten
9. Giulia Viola (ITA) 16:57 Minuten
10. Fatna Maraoui (ITA) 17:20 Minuten
 
 
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