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Die Statistik ist ein günstiger Wegweiser für Marathon-Star Eliud Kipchoge. Denn immer, wenn der Berlin Marathon in den letzten beiden Dekaden ein rundes oder halbrundes Jubiläum gefeiert hat, ist der Weltrekord gefallen. Vor 20 Jahren jubelte der Brasilianer Ronaldo da…
Die Statistik ist ein günstiger Wegweiser für Marathon-Star Eliud Kipchoge. Denn immer, wenn der Berlin Marathon in den letzten beiden Dekaden ein rundes oder halbrundes Jubiläum gefeiert hat, ist der Weltrekord gefallen. Vor 20 Jahren jubelte der Brasilianer Ronaldo da Costa über einen Weltrekord in einer Zeit von 2:06:05 Stunden. Bei der 30. Auflage des Klassikers im Jahr 2003 war es Paul Tergat, der eine Zeit von 2:04:55 Stunden lief und die historische Schallmauer von 2:05 Stunden durchbrach. Fünf Jahre später knackte Haile Gebrselassie die Marke von 2:04 Stunden um eine Sekunde. Und beim 40. Berlin Marathon stürmte Wilson Kipsang zu einer Zeit von 2:03:23 Stunden. Fünf Jahre später liegt es an Kipchoge oder vielleicht wieder an Kipsang, diese beeindruckende Serie fortzusetzen und einen weiteren Marathon-Weltrekord auf Berliner Boden zu laufen.
Eine Frage der Zeit
Bei Eliud Kipchoge, der absolute Top-Star der Szene, der erst einen einzigen Marathonlauf nicht gewonnen hat, scheint es seit Jahren nur eine Frage der Zeit, wann er das richtige Rennen für einen Weltrekord erwischt. Bisher stimmte das Timing nur einmal, beim London Marathon 2016, als Kipchoge und sein Begleiter Stanley Biwott bei rund 30 Kilometern kurz „bummelten“ und wertvolle Sekunden verloren gingen. Kipchoge fehlten acht auf den Weltrekord von Dennis Kimetto, der seit vier Jahren ungebrochen ist. Ansonsten kam auch Pech dazu: Beim Berlin Marathon 2015 quittierte die Innensohle gleich nach dem Start den Dienst, dennoch kam eine Weltklassezeit von 2:04:00 Stunden heraus. Beim Berlin Marathon 2017 regnete es in Strömen, auf der rutschigen Strecke brillierte der Kenianer in 2:03:32 Stunden. Und beim London Marathon 2018 nahm ungewohnt warmes Frühlingswetter Kipchoge einen realistischen Angriff auf den Weltrekord. Für Sonntag stehen die Sterne gut, der Berlin Marathon 2018 könnte – wie so häufig in der Vergangenheit – unter optimalen Bedingungen über die Bühne gehen.
Kitwara: „Sein klares Ziel“
Die Frage nach dem Weltrekord umschifft Eliud Kipchoge gerne und spricht als Zielsetzung lieber von einer neuen persönlichen Bestleistung (was de facto fast ein Weltrekord ist, Anm.). Aber jedem ist bewusst, dass er sich danach sehnt. Spätestens seit seinem Olympiasieg in Rio ist es das letzte Mosaiksteinchen, das zu einer perfekten Marathon-Karriere fehlt. Vieles deutet darauf hin, dass beim Berlin Marathon 2018 der Zeitpunkt gekommen ist. Kipchoge überlässt nichts dem Zufall, ist ein gewissenhafter Athlet im Training und gemeinsam mit Coach Patrick Sang ein akribischer Arbeiter – auch während der ungewöhnlich langen Regenzeit in Kenia. Die optimalen Bedingungen soll ihm in Berlin, wo er wie bereits in London in rund 1:01 Stunden (Halbmarathon) anlaufen möchte, Pacemaker Sammy Kitwara, ein 2:04-Stunden-Läufer, bieten. Dazu Halbmarathon-Weltrekordhalter und Nike-Kollege Zersenay Tadese, dem bereits beim inszenierten Rennen von Monza eine wichtige Rolle zukam. Kitwara verriet im Vorfeld: „Eliud hat ein klares Ziel. Er will den Weltrekord. Aber er wird nicht nur gegen die Uhr laufen, er hat ein starkes Feld gegen sich.“
Neuer Mode-Trend bereits in der Reisetasche?
Sollte Kipchoge am Sonntag tatsächlich Weltrekord laufen, spendiert ihm sein Sponsor Isuzu ein Auto. Den Optimismus im Team Kipchoge zeigt ein Bericht auf der Website des Italienischen Leichtathletik-Verbandes (FIDAL). Der will wissen, dass die letzten Trainingswochen selbst für Kipchoge-Verhältnisse sensationell verlaufen wäre. Außerdem seien bereits T-Shirts mit der Aufschrift „Berlin WR“ gedruckt worden wären.
Kipsang will Kipchoge besiegen
Mit der Weltrekord-Ambition ist Eliud Kipchoge in Berlin allerdings nicht alleine. Auch Wilson Kipsang, Berlin-Sieger von 2013 und Zweiter 2016 in einer persönlichen Bestleistung von 2:03:13 Stunden, will im Alter von 36 Jahren noch einmal zum großen Schlag ausholen. Der Routinier ist der einzige Läufer der Welt, der Eliud Kipchoge jemals in einem Marathon geschlagen hat (Berlin 2013). Er hat mehr Marathonläufe unter 2:04 Stunden bestritten als jeder andere (4, Kipchoge genauso wie Dennis Kimetto und Emmanuel Mutai 2) und mehr Marathonläufe unter 2:05 Stunden bestritten als jeder andere (8, Kipchoge 7). Gegen Kipsang spricht allerdings die Tatsache, dass er die letzten direkten Duelle gegen Kipchoge allesamt teils klar verloren hat: London 2015 und 2016 sowie Berlin 2017. Kipsangs Vorliebe für den Sonntag wäre eine Halbmarathon-Durchgangszeit von 1:01:30 Stunden, wie seinem Kontrahenten stellt der Veranstalter auch ihm ein Team aus Pacemakern zur Verfügung, darunter auch sein jüngerer Bruder Noah Kiptoo, der Kipsang 31 Kilometer lang begleiten will. Das bedeutet, dass die Gruppen von Kipchoge und Kipsang voneinander getrennt agieren würden.
Konkurrenz in anderer Leistungsklase
Der Rest des Berliner Spitzenfeldes steht ein bisschen im Schatten der beiden kenianischen Topstars und kann den Vorleistungen entsprechend auch nicht auf dem ganz hohen Niveau agieren. Die Kenianer Eliud Kiptanui, Zweiter beim Berlin Marathon 2015 hinter Kipchoge, und Amos Kipruto sowie der Äthiopier Abera Kuma haben Bestleistungen zwischen 2:05 und 2:06 Stunden. Dahinter versammelt sich eine starke Gruppe von sechs japanischen Läufern, wovon fünf eine persönliche Bestleistung unter 2:10 Stunden aufweisen können. Der bekannteste europäische Teilnehmer ist der Brite Scott Overall, während Europas Elite aufgrund der Europameisterschaften, die erst vor fünf Wochen stattgefunden haben, in der Regenerationsphase ist.
Wochenende im Zeichen des Laufsports
Für die 45. Auflage des Berlin Marathon haben sich 44.389 Marathonläuferinnen und Marathonläufer angemeldet. Inklusive der Rollstuhlfahrer, Handbiker und Inlineskater sind am Wochenende in der deutschen Metropole rund 50.000 Menschen aus 133 Nationen aktiv.
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