Vorschau Marathon der Frauen: Mazuronak Favoritin in ausgeglichenem Feld

Im Gegensatz zu den Männern fehlen im EM-Marathon der Frauen die großen Namen, was auch daran liegt, dass europäische Marathonläuferinnen in den letzten Jahren nicht in die Weltklasse laufen konnten und auch bei internationalen Meisterschaften keine Top-Platzierungen erzielten. Die einzige Ausnahme ist die Weißrussin Volga Mazuronak, die 2016 beim London Marathon eine persönliche Bestleistung von 2:23:54 Stunden markierte und wenige Monate später mit einem glänzenden Auftritt bei den Olympischen Spielen als Fünfte ein herausragendes Ergebnis erzielte. Die Weißrussin, die als Geherin ihre Karriere begann, sorgte vor zwei Jahren für Diskussionen, als US-amerikanische Medienberichte die Runde machten, Mazuronak ließe sich von der gesperrten Liliya Shobukhova, Mitauslöserin des russischen Dopingskandals und selbst schwerwiegende Sportbetrügerin, trainieren. Außerdem fielen beide Top-Rennen, sowohl in London als auch in Rio, durch eigenartige Wellen in ihren Rennen auf, die phasenweise irre und unerklärliche Teilzeiten produzierten. Beim London Marathon lief sie die zweite, von der Streckencharakteristik her schwierigere Hälfte um drei Minuten schneller als die erste. Beim Olympischen Marathon tauchte sie in der zweiten Rennhälfte urplötzlich an der Spitze auf. In der Zwischenzeit hat sich der Wirbel um die 29-Jährige gelegt. Sie trainiert unter dem deutschen Coach Wolfgang Heinig und ist nach ihrer europäischen Jahresbestleistung in Düsseldorf die klare Favoritin auf EM-Gold in Berlin.
 
Bewerb: Marathon der Frauen
Startzeit: Sonntag, 12. August um 9:05 Uhr
Europameisterin 2014: Christelle Daunay (Frankreich)
Rekord-Europameisterin *: Rosa Mota (Portugal) – drei EM-Titel
Erfolgreichste Nation: Portugal (fünf EM-Titel)
EM-Rekord: Christelle Daunay (Frankreich) 2:25:14 Stunden (Zürich 2014)
Europäische Jahresbestleistung: Volga Mazuronak (Weißrussland) 2:25:25 Stunden (Düsseldorf, 29. April)
* seit 1982 im Programm
 

Volga Mazuronak, hier beim Olympischen Marathon in Rio. © Getty Images / David Ramos
Dafür ist das Feld hinter Mazuronak im Kampf um die Medaillenplätze sehr eng. Die erfahrene Niederländerin Andrea Deelstra ist mit einer persönlichen Bestleistung von 2:26:46 Stunden, gelaufen beim Berlin Marathon vor drei Jahren, die auf dem Papier zweitschnellste Läuferin im Feld. Dahinter folgt eine Gruppe von gleich 16 Läuferinnen mit persönlichen Bestleistungen knapp unter bzw. knapp über 2:30 Stunden. Das verspricht ein spannendes Rennen um die Medaillen. Neben Mazuronak und Deelstra sind als aussichtsreiche Anwärterinnen auf Edelmetall die Weißrussin Nastassia Ivanova, in diesem Jahr die Zweitschnellste in Europa, die Tschechin Eva Vrabcova-Nyvltova, die Britinnen Lily Partridge, Charlotte Purdue und Sonia Samuels, die Deutsche Katharina Heinig, die Italienerinnen Catherine Bertone, im Vorjahr Sechste beim Berlin Marathon, und Sara Dossena sowie die Ukrainerin Olga Kotovska zu nennen. Die erst 26-Jährige Charlotte Purdue belegte bei den Weltmeisterschaften von London den 13. Platz und war damit beste Europäerin. Unmittelbar danach formulierte sie die Goldmedaille in Berlin als ihr nächstes großes Ziel. Catherine Berthone, 25. bei den Olympischen Spielen von Rio, sorgte in der Vorbereitung für Aufsehen, da sie nicht am Trainingslager des italienischen Nationalteams teilnehmen konnte. Die als Kinderärztin im Krankenhaus ihrer Heimatstadt Aosta arbeitende 46-Jährige (!) bekam nicht frei.
Außenseiterchancen auf eine Medaille könnten die neue spanische Halbmarathon-Rekordhalterin Trihas Gebre, die in der Urzeit ihrer Karriere einmal einen Marathon bestritten hat, und die neue französische Halbmarathonrekordhalterin Clémence Calvin, die ihr Marathon-Debüt bestreitet, haben. Obwohl die Frauen den Vorteil haben, eine Stunde früher ins Rennen gehen zu dürfen als die Männer, wird die angekündigte Hitze eine entscheidende Rolle spielen. Wer mit den Bedingungen besser zurecht kommt, hat gute Chancen, am Ende im Ranking weit vorne zu landen.
 

Keine Portugiesin und keine Österreicherin am Start

Für die Medaillen in der Teamwertung haben Weißrussland, Großbritannien und Italien die besten Medaillenchancen. Die Italienerinnen haben in neuen EM-Marathons siebenmal eine Einzel-Medaille geholt. Das erfolgreichste Marathon-Land Portugal mit fünf EM-Titeln durch Rosa Mota (1982, 1986, 1990) und Manuela Machado (1994, 1998) und der Bronzemedaille durch Jessica Augusto vor vier Jahren fehlt in Berlin gänzlich! Alle Stars gehen anderen Planungen nach. Österreichische Läuferinnen haben sich nicht qualifiziert, Eva Wutti (Vienna City Marathon) und Cornelia Moser (Rotterdam Marathon) kamen dem Limit am nächsten. Katharina Heinig wird von ihren Landsfrauen Fabienne Amrhein und Laura Hottenrott begleitet, Anja Scherl musste ebenso wie Franziska Reng verletzungsbedingt passen. Bei den Schweizerinnen fehlen Susanne Rüegger und Maja Neuenschwander aus gesundheitlichen Gründen, Martina Strähl, Laura Hrebec und Karoline Moen Guidon stehen fit an der Startlinie.
 
 
RunAustria-Vorschau auf den Marathon der Männer: ÖLV Quartett mit Optimismus in den Saison-Höhepunkt
 
Leichtathletik-Europameisterschaften 2018 in Berlin
 
Der Zeitplan

About Author