Vorschau 800m-Finale der Frauen: Büchel kämpft um eine Medaille

Glück unter dem Hallendach, kein Glück unter freiem Himmel. So lässt sich die bisherige Karriere von Selina Büchel oberflächlich zusammenfassen. Zweimal nützte sie die Gelegenheit bei Hallen-Europameisterschaften, sich eine Goldmedaille um den Hals hängen zu lassen. Natürlich war in beiden Fällen nicht die versammelte europäische Klasse am Start, was bei Hallen-Europameisterschaften Usus ist, aber die Erfolge nicht schmälern soll. Bei Freiluft-Meisterschaften klebte der 27-Jährigen allerdings bisher das Pech an den Stiefeln. Bei den Weltmeisterschaften in Peking erzielte sie die achtschnellste Halbfinalzeit, verpasste das Finalticket aber wegen 0,06 Sekunden. Noch knapper war das Halbfinal-Ausscheiden bei den Olympischen Spielen von Rio, als sie die neuntschnellste Zeit erzielte und nur aufgrund eines famosen letzten Halbfinallaufs nicht über die Zeitregel ins Finale kam. Und auch bei den Weltmeisterschaften 2017 war im Halbfinale Schluss. Bei Rang vier bei den Europameisterschaften von Amsterdam 2016 war sie auch nicht vom Glück verfolgt – eine Zehntelsekunde fehlte auf die drittplatzierte Lovisa Lindh aus Schweden. Winzige Augenblicke, die Büchel bei ihren Triumphen in der Halle jeweils auf ihrer Seite hatte.
 
Bewerb: 800m-Lauf der Frauen
Startzeit: Freitag, 10. August um 21:20 Uhr
Titelverteidigerin: Nataliya Pryshchepa (Ukraine)
Rekord-Europameisterin: keine Mehrfachsiegerin
Erfolgreichste Nation: UdSSR / Russland (acht EM-Titel)
EM-Rekord: Olga Mineyeva (UdSSR) 1:55,41 Minuten (Athen 1982)
Europäische Jahresbestleistung: Renelle Lamote (Frankreich) 1:58,83 Minuten (Monaco, 20. Juli)
 

Selina Büchel bei ihrem ersten Hallen-EM-Titel 2015 in Prag. © Selina Büchel / Website
 
Dass Selina Büchel mittlerweile Stammgast an der Spitze des europäischen 800m-Laufs ist, hat sie sich selbst erarbeitet. Dass ihre Leistungen international geschätzt werden, zeigen auch die zahlreichen Starts in der Diamond League, die sie in diesem Jahr genoss. Allerdings lief es nicht wie geschmiert. Kein einziges Rennen verlief nach Wunsch, bisher lief die Eidgenössin im laufenden Kalenderjahr nicht unter zwei Minuten. Das ist bei ihr aber Standard, ihr Schweizer Landesrekord liegt seit drei Jahren bei einer Zeit von 1:57,95 Minuten. Daher ist die 27-Jährige in Berlin nicht zum Favoritenkreis zu zählen, für einen Medaillengewinn müsste Büchel über sich hinauswachsen. Was für sie spricht, ist allerdings eine merkliche Verbesserung auf taktischer Ebene binnen der letzten Jahre. Dabei hat Büchel ihre ehemalige Schwäche, den Endspurt, ausgemerzt, was in Meisterschaftsrennen durchaus von Vorteil sein kann. Außerdem scheint die Formkuve Richtung EM 2018 als Saisonhöhepunkt zu stimmen.
 

Déjà vu?

Vor zwei Jahren reiste die Französin Renelle Lamote als klare Favoritin nach Amsterdam, überzeugte in den Vor- und Halbfinalläufen und wurde im Finale sensationell von der Ukrainerin Nataliya Pryshchepa übertrumpft. Ein Schauspiel, das sich in Berlin wiederholen könnte. Die Französin ist, nachdem sie die Saison 2017 komplett auslassen musste, wieder erstarkt, führt die europäische Jahresbestenliste dank eines neunten Platzes im ultraschnellen Rennen von Monaco an und zeigte im Halbfinallauf eine überragende Vorstellung. Die 24-Jährige ist damit die Favoritin. Allerdings hinterließ auch die Titelverteidigerin, die wie in den letzten Jahren auch kaum auf der internationalen Wettkampfbühne in Erscheinung trat (die neue IAAF-Weltrangliste wird das hoffentlich ändern, Anm.), einen bestechenden Eindruck. Locker leicht schwebte die 23-Jährige durch das Halbfinale ins Finale und unterstrich mit diesem aufreizenden Auftritt ihre Ambitionen.
 

Britisches Trio

Gleich mit drei Läuferinnen ist Großbritannien im Finale vertreten. Am ehesten Medaillenchancen dürfte Lynsey Sharp, Europameisterin von 2012, haben. Die Schottin kam nach einem sehr zähen Saisonstart allerdings erst in den letzten Tagen der Vorbereitung auf Berlin auf Touren. Auch Shelayna Oskan-Clarke, in Birmingham überraschende Bronzemedaillengewinnerin bei den Hallen-Weltmeisterschaften, und Adelle Tracey zeigten sich in den Vor- und Halbfinalläufen gut in Schuss. Das neunköpfige Finalfeld komplettierten die Polin Anna Sabat, die im Halbfinale eine persönliche Bestleistung markierte, die Ukrainerin Olga Lyakhova und die Schwedin Lovisa Lindh. Die Skandinavierin, die auf dem schwierigen Weg zurück nach langer Verletzung ist, hätte sich sportlich nicht für das Finale qualifiziert, wurde aber am grünen Tisch aufgrund einer Behinderung im Halbfinallauf nominiert. Sie dürfte chancenlos sein.
 
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