Medienberichte liefern neue Verdachtsmomente gegen Salazar

© SIP / photocase

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Bereits vor zwei Jahren stand Starcoach Alberto Salazar unter massivem Beschuss. Eine TV-Dokumentation der BBC unter Mitarbeit der US-amerikanischen Plattform ProPublica stellte die hochkarätig besetzte Trainingsgruppe von Salazar, das Nike Oregon Project unter Dopingverdacht, da man Salazars Methoden als jenseits der Grenze des Erlaubten ansah. Der dreifache Sieger des New York City Marathon reagierte zeitversetzt mit einer ausführlichen Gegendarstellung, um sich und seine Athleten, aus denen Galen Rupp am stärksten von den Beschuldigungen betroffen war, zu entlasten. Dagegen geriet Starathlet Mo Farah nie ins Zentrum der Diskussion. Die Trainingsgruppe von Alberto Salazar gilt als die erfolgreichste im Laufsport außerhalb Afrikas.
Richtig Ruhe kam trotz Salazars Gegenschlag, des Zurücksteckens der britischen und amerikanischen Journalisten sowie der bisher ergebnislosen Ermittlungen der US-amerikanischen Anti-Doping-Agentur (USADA) nie in die Angelegenheit, zumal die russische Hackergruppe Fancy Bears immer wieder Daten offenlegte oder an Medien weitergab. Außerdem schwebten immer wieder belastende Aussagen einiger ehemaliger Weggefährten wie Steve Magness, ein texanischer Sportwissenschaftler, oder nun auch Langstreckenläufer Dathan Ritzenhein im Raum.

L-Carnitin: in geringen Maßen erlaubt, injiziert verboten

Gegenstand der Diskussionen ist die Substanz L-Carnitin, eine natürlich vorkommende, chemische Verbindung, die den Energiestoffwechsel gewinnbringend forciert. Zwar steht die Substanz nicht auf der Anti-Doping-Liste der Welt Anti Doping Agentur (WADA), doch eine Einführung in den Körper mittels einer Injektion fällt unter das allgemeine Injektionsverbot der WADA und wäre demnach ein Betrug (siehe einen Bericht auf der Vorgänger-Website von RunAustria). Alberto Salazar, bekanntermaßen ein Tüftler, der offen zugibt, bei all seinen trainingswissenschaftlichen Methoden die Grenzen auszuloten, um eine möglichst optimale Arbeit zu verrichten, ist ein Spezialist für L-Carnitin und auch bekannt dafür, seinen Athleten eine Unmenge an Nahrungsergänzungsmittel zu verabreichen. Die Grenze zum Verbotenen hätte er in seiner Karriere nie übertreten, bekräftigte Salazar unzählige Male. Genauso wie seine Athleten mehrfach Doping-Anschuldigungen entschieden zurückwiesen.

L-Carnitin-Injektion bei Ritzenhein?

Anfang der Woche sorgte ein ausführlicher Artikel in der „New York Times“ mit dem Titel „This Doesn’t Sound Legal“ unter Berufung auf ein 269-seitiges Dokument der USADA, über das bereits „The Times of London“ berichtet hatte, für Aufsehen. Denn er wiederholt und konkretisiert Verdachtsmomente, dass Alberto Salazar und sein Team betrogen haben könnten. Beide Medien haben die Informationen von der Hackergruppe Fancy Bears zugespielt bekommen.
Laut New York Times dokumentiert der Bericht unter anderem, dass Dathan Ritzenhein in Vorbereitung auf die sportliche Qualifikation für die Olympischen Spiele 2012 von einem Arzt namens Dr. Jeffrey Stuart Brown ein damals neues L-Carnitin-Präparat injiziert hätte bekommen können – unter Anleitung Alberto Salazars. Die skizzierten Rahmenbedingungen deuten laut Anti-Doping-Kämpfern der USADA darauf hin, dass es zu einer Infusion oder Injektion gekommen sein könnte, nicht nur zu einer „legalen“ Verabreichung. Leistungsparameter oder auch Zeitangaben in Protokollen könne man sich anders kaum erklären. Steve Magness beschrieb in einem Interview die Leistungsdaten bei an L-Carnitin-Tests anschließenden Untersuchungen als „nahezu unglaublich“. Ritzenhein soll seinem ehemaligen Trainer nach der Behandlung die Frage gestellt haben: „Ist das legal? Es klingt nicht danach.“ („This doesn’t sound legal“)

Nike: Mitwisser und Förderer?

Der Bericht der Times of London erwähnt auch, dass Mo Farah und Galen Rupp im Vorfeld der Olympischen Spiele 2012 mit L-Carnitin behandelt worden sein könnten. Die beiden feierten einen Doppelsieg im 10.000m, ein fulminanter Erfolg für Alberto Salazar und das Nike Oregon Project. Allerdings fehlt der Name Farah auf einer Liste der USADA, während der Name Rupp neben jenem von Ritzenhein und vier unbekannteren Sportlern angeführt ist. Die Medienberichte lassen die Frage offen, inwiefern die Athleten 100%igen Einblick in die Bedeutung der von Alberto Salazar angewiesenen Therapien und Methoden hatten. Dagegen sind sie der Ansicht, dass Alberto Salazar sein Vorgehen stets der Führungsspitze Nikes als Geldgeber der gleichnamigen Trainingsgruppe in Oregon dokumentierte.

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