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Exakt ein Jahr nach seinem Marathon-Debüt, als das Theater der Emotionen für ihn eine Achterbahn der Gefühle brachte, geht Valentin Pfeil (LAC Amateure Steyr) am Sonntag in seinen zweiten Marathonlauf. Beim 33. Vienna City Marathon verpasste er zwar den Traum…
Exakt ein Jahr nach seinem Marathon-Debüt, als das Theater der Emotionen für ihn eine Achterbahn der Gefühle brachte, geht Valentin Pfeil (LAC Amateure Steyr) am Sonntag in seinen zweiten Marathonlauf. Beim 33. Vienna City Marathon verpasste er zwar den Traum von Olympia, aber die einzigartige Atmosphäre, die Dimension des Events und der Mythos der 42,195 Kilometer fesselten ihn. Die Lehren aus 2016, aber auch eine bessere Vorbereitung im direkten Vergleich stimmen den Oberösterreicher optimistisch. „Mein Training war sowohl was die Qualität als auch die Quantität betrifft, besser als im letzten Jahr. Insgesamt würde ich sagen, es war eine sehr gute Vorbereitung. Ich habe es im Training genießen können, meine Grenzen zu erörtern und zu verschieben.“ Außerdem ist der Absolvent des Studiums der Veterinärmedizin seit Anfang Februar wieder beim Bundesheer. Dies erlaubt ihm eine volle Konzentration auf seine sportliche Karriere. „Ich habe klar gemerkt, dass man für Marathon den vollen Fokus braucht.“
WM-Limit im Blick
Das Ziel für den Sonntag ist klar, der 28-Jährige geht auf die nächste Limit-Jagd. Dieses Mal für die Weltmeisterschaften in London. Im Vergleich zum Olympia-Limit ist die Hürde etwas leichter. 2:15 Stunden verlangt der Österreichische Leichtathletik-Verband (ÖLV) für ein Ticket nach London. Pfeil wird in einer aus seiner Sicht „guten Gruppe“ laufen, die eine Pace für eine Endzeit von 2:14 Stunden anvisiert. Also quasi ein einminütiges Polster miteinkalkuliert. Neben zwei eigenen Pacemakern wird auch heuer Trainingskollege Christian Steinhammer (USKO Melk) ein Stück mitlaufen. Allerdings kämpft der Niederösterreicher am Vortag im Rahmen des Vienna 10K um den Staatsmeistertitel über 10 Kilometer.
Starkes Trio
Valentin Pfeil ist der voraussichtlich Schnellste eines starken österreichischen Trios beim Vienna City Marathon. Der Kärntner Christian Robin (LC Villach) und der Salzburger Peter Herzog (LC Saalfelden) streben Verbesserungen ihrer persönlichen Bestleistungen an. Der 33-jährige Robin ist in Frankfurt 2016 eine Zeit von 2:19:11 Stunden gelaufen, der in den letzten Jahren immer stärker werdende Lehrer am Skigymnasium in Saalfelden beim selben Rennen eine Zeit von 2:21:11 Stunden. Bei den Halbmarathon-Staatsmeisterschaften Ende März in Graz gewann Herzog die Bronzemedaille hinter Pfeil, der damals eine Zeit unter 1:05 Stunden lief.
Mentale Stärke gegen äußere Einflüsse
Als Wahl-Wiener kennt Valentin Pfeil das Wetter in der Bundeshauptstadt. Zwar klingt die Wetterprognose optimistischer, dass der Wind das Rennen am Sonntag aber ähnlich wie sein Debüt im Vorjahr etwas beeinträchtigen könnte, darauf ist Pfeil vorbereitet: „Die Wirkung des Windes ist das eine, das andere ist die psychische Wirkung, die er erzielt. Da kann man nur versuchen, im Kopf so stark wie möglich zu bleiben.“
Starkes Elitefeld
Zum sechsten Mal hat der Vienna City Marathon das Golden Label des Leichtathletik-Weltverbandes (IAAF) verliehen bekommen. Eine Tatsache, die Veranstalter Wolfgang Konrad mit Stolz erfüllt. Der Tiroler hebt hervor, dass diese Auszeichnung mit einem „hohen organisatorischen Niveau“ verbunden ist. Golden Label heißt auch, dass qualitativ hochwertige Starterfelder zu erwarten sind. Dieses Versprechen hält der Vienna City Marathon nicht nur bei den Damen, sondern auch bei den Herren. Erst recht, wenn das Feld komplett ist. Denn der kenianische Topfavorit Eliud Kiptanui kämpfte in den vergangenen Tagen mit der Freigabe des kenianischen Verbandes. Heute Morgen holte er sein Visum bei der österreichischen Botschaft in Nairobi ab und machte sich auf den langen Weg nach Österreich. Eine Anwesenheit bei der heutigen Pressekonferenz war daher nicht möglich.
Laufender Farmer aus Äthiopien
Dafür stand der zweitschnellste Läufer laut Meldeliste Rede und Antwort. Der Äthiopier Deribe Robi bedankte sich in gut verständlichem Englisch für die Gastfreundschaft, die ihm bei seinem ersten Besuch in Wien von Anfang an entgegengebracht wurde. Seine persönliche Bestleistung von 2:05:58 Stunden, gelaufen 2015 in Eindhoven, sieht er noch nicht als Ende der Fahnenstange für sich. Damals hatte er aufgrund von Rückenschmerzen mit Schmerzmittel behandelt werden müssen. Daher erwartet er sich bessere Leistungen in der Zukunft. Für Sonntag hält er eine Zeit von 2:06 Stunden für realistisch. Neben seinem Hauptberuf als Läufer, dem er zweimal täglich im Training intensiv nachgeht, ist der 26-Jährige ein leidenschaftlicher Bauer. 25 Kühe und – sage und schreibe – 11.000 Hühner leben auf seiner Farm.
Ambitionierter Marokkaner und kenianisches Geburtstagsgeschenk
Mit der Empfehlung schneller Halbmarathons kommt der Marokkaner Mustapha El Aziz zum Vienna City Marathon. 2016 lief er in Valencia eine Zeit von 59:29 Minuten, heuer in Mailand eine Zeit von 1:01:29 Stunden. „Ich arbeite hart daran, meine Leistungen weiter zu verbessern. Am Sonntag möchte ich meine Marathon-Bestleistung steigern“, sagte der 30-Jährige, dessen „Hausrekord“ bei einer Zeit von 2:07:55 Stunden liegt, gelaufen in Seoul 2013.
Ein echter VCM-Kenner ist mittlerweile der 37 Jahre alte Kenianer Suleiman Simotwo, der zum dritten Mal in Folge bei Österreichs größter Laufveranstaltung am Start steht. Der Hobby-Farmer, in deutlich kleineren Ausmaßen als Mitstreiter Robi, hegt eine spezielle Bindung zu Österreich. Hier hat er sein erstes Rennen in Europa bestritten (Attnanger Meile 2003) und auch sein Marathon-Debüt (Wien 2015) absolviert. „Ich möchte am Sonntag ein gutes Rennen laufen. Wenn es das Wetter zulässt, denke ich, dass eine gute Zeit möglich ist“, blickt der Kenianer optimistisch nach vorne. Gelänge ihm ein gutes Ergebnis, wäre das ein tolles, nachträgliches Geburtstagsgeschenk für ihn. Eines bekam er heute an seinem 36. Geburtstag bereits von Veranstalter Wolfgang Konrad, der ihm das VCM-Buch „Theater der Emotionen“ überreichte.
Rückkehr eines ehemaligen Siegers
Zehn Jahre nach seinem großen Sieg beim Vienna City Marathon kehrt der Kenianer Luke Kibet zurück nach Wien. Der 34-Jährige ist allerdings seit zwölf Jahren nicht mehr unter 2:10 Stunden gelaufen. Ebenfalls Bestleistungen unter 2:10 Stunden haben die Kenianer Ishmael Bushendich, Silas Limo, Ezekiel Omullo, Alfonce Kigen und der bereits 41 Jahre alte Ukrainer Sergey Lebid, der neunmal EM-Gold bei Crosslauf-Europameisterschaften gewonnen hat. Sein Marathon-Debüt gibt Geoffrey Kusuro aus Uganda, 2009 Berglauf-Weltmeister und 2014 Elfter der Halbmarathon-Weltmeisterschaften von Kopenhagen. Seine persönliche Bestleistung im Halbmarathon von 59:43 Minuten, gelaufen 2015 auf dem nicht rekordtauglichen Kurs des Halbmarathons Rom-Ostia, zeigt sein Potenzial auf.
Die RunAustria-Vorschau auf das Damen-Rennen: Duell der Äthiopierinnen Vienna City Marathon
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