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Hallen-EM 2017 – die Chancen der deutschprachigen Läufer
567 Leichtathletinnen und Leichtathleten aus 49 Nationen werden am kommenden Wochenende bei den Hallen-Europameisterschaften in Belgrad an den Start gehen. 63 sind in einem der dreideutschsprachigen Ländern geboren. Deutschland schickt – wie so oft auf kontinentaler Ebene – die größte…
567 Leichtathletinnen und Leichtathleten aus 49 Nationen werden am kommenden Wochenende bei den Hallen-Europameisterschaften in Belgrad an den Start gehen. 63 sind in einem der dreideutschsprachigen Ländern geboren. Deutschland schickt – wie so oft auf kontinentaler Ebene – die größte Delegation nach Belgrad. Auch das junge Schweizer Team reist mit großen Ambitionen an. Der Österreichische Leichtathletik-Verband (ÖLV) hat acht Athleten nominiert und damit einen mehr als bei den letzten Hallen-Europameisterschaften in Prag. Damals war ein neunter Platz von der dieses Mal fehlenden Jennifer Wenth (SVS Leichtathletik) das beste rot-weiß-rote Ergebnis. Das soll in diesem Jahr deutlich überflügelt werden, zumal Österreich ein starkes Duo im Fünfkampf der Damen am Start hat. Zuletzt hatte Österreich vor sechs Jahren in Paris ein größeres Athletenkontingent am Start.
Medaillenchance im Fünfkampf
Trotz der stakten Konkurrenz um Olympiasiegerin Nafissatou Thiam aus Belgien und Nadine Broersen aus Holland wollen spekulieren Ivona Dadic (Union St. Pölten), im vergangenen Sommer EM-Dritte in Amsterdam, und die junge Verena Preiner (Union Ebensee) darauf, in den Kampf um Edelmetall eingreifen zu können.
Auch im Siebenkampf der Herren ist Österreich mit Dominik Distelberger (UVB Purgstall) vertreten. Dazu kommen noch Sprinter Markus Fuchs (ULC Riverside Mödling), Dreispringer Julian Kellerer (LAC Klagenfurt), Hochspringerin Ekaterina Krasovskiy (DSG Volksbank Wien) und Hürdensprinterin Stephanie Bendrat (Union Salzburg LA), die allesamt über (noch) relativ geringe Erfahrung auf internationalem Terrain verfügen.
Nur ein Läufer
Nach der Absage von Wenth, die auf die komplette Hallen-Saison 2017 verzichtet, steht mit Andreas Vojta (team2012.at) nur ein Läufer im Aufgebot des ÖLV. Nach zwei enttäuschenden Jahren zeigte der Gerasdorfer einen mutmachenden Saisoneinstieg, der auf einen Aufwärtstrend hoffen lässt. Der 27-Jährige qualifizierte sich sowohl über seine Spezialdistanz von 1.500m als auch über die doppelte Distanz und hat sich entschieden, in Belgrad die 3.000m zu laufen. In dieser Disziplin, wo an einem Wochenende Vorlauf und Finallauf am Programm stehen, fällt es möglicherweise weniger ins Gewicht, dass Vojta in letzter Zeit mit der Beschleunigung in der Schlussphase eines Rennens Schwierigkeiten hatte. „Bei meinen Wettkämpfen habe ich gemerkt, dass sich diese Distanz momentan besser anfühlt. Ich denke, dass sich der Einzug ins Finale möglich ist, wenn ich taktisch klug laufe und am Ende meine Stärken ausspiele“, sagt Vojta vor seiner vierten Teilnahme bei Hallen-Europameisterschaften. Vom Starterfeld haben zwölf Läufer eine bessere Saisonbestleistung und 14 Läufer eine bessere Hallen-Bestleistung als der Österreicher, der eine Zeit von 7:55,83 Minuten mitbringt. Eine Finalqualifikation wäre daher bereits ein toller Erfolg und eine realistische Zielsetzung. „Ein EM-Vorlauf, in dem man nicht haushoher Favorit ist, verzeigt keinen Fehler. Andreas muss in taktischer Hinsicht das abrufen, wozu er derzeit in der Lage ist, und wie um sein Leben kämpfen. Die Leistung der anderen können wir nicht beeinflussen“, verbreitet Vojtas Coach Wilhelm Lilge gegenüber dem ÖLV Zuversicht.
Viele neue Gesichter
Auffallend ist, dass vom achtköpfigen österreichischen Team lediglich Andreas Vojta und Markus Fuchs vor zwei Jahren schon dabei waren. „Wir haben diesmal ein junges, aber trotzdem erfahrenes Team in Belgrad“, erklärt ÖLV-Sportdirektor Gregor Högler und hofft auf gute Platzierungen der Mehrkämpfer. Die offizielle Zielsetzung ist aber eine bescheidene: „Ich bin überzeugt, dass dieses Team zwei Top-Ten-Plätze erreichen kann, womit wir eine deutliche Steigerung zu den letzten Hallen-Europameisterschaften hätten.“
Büchel will Titelverteidigung
Neunmal konnte der Schweizer Leichtathletik-Verband (Swiss Athletics) bereits eine Goldmedaille bei Hallen-Europameisterschaften bejubeln, zuletzt vor zwei Jahren mit Selina Büchel. Seit dem etwas überraschenden Erfolg von damals hat sich die 25-Jährige ordentlich gesteigert und ihre persönliche Bestleistung um über zwei Sekunden zum Schweizer Landesrekord verbessert. Nach dieser Logik müsste Büchel in Belgrad also ihren Titel verteidigen. So einfach ist die Rechnung allerdings nicht, obwohl die Schweizerin, die zuletzt bei Großereignissen auf der Weltbühne zweimal mit Pech im Halbfinale gescheitert ist, in diesem Winter eine gute Form nachwies. Zweite Plätze im Rahmen der IAAF World Indoor Tour in Düsseldorf und Karlsruhe zeugen davon.
Favoritin dank Jozwicks Absage
Die Chancen Büchels auf einen erneuten Triumph sind massiv gestiegen, als Joanna Jozwick ihren Verzicht bekanntgab. Die Polin hat den bisherigen Winter nämlich in einer beeindruckenden Manier dominiert und alle wichtigen Rennen, bei denen sie am Start war, deutlich gewonnen – europäische Bestleistung inklusive. Die Olympia-Finalistin, die bei den Europameisterschaften 2014 eine Medaille gewinnen konnte, wäre als haushohe Favoritin nach Belgrad angereist. So hat Büchel die mit Abstand beste Saisonbestzeit, einzig die Ukrainerin Olga Lyakhova hat die 2:01 Minuten ebenfalls bereits unterboten. Ihre Saisonbestleistung von 2:00,18 Minuten hat Büchel allerdings bei einem gemischten Rennen in St. Gallen erzielt, wodurch diese Leistung nicht als Schweizer Hallenrekord anerkannt wurde.
Schweiz hofft auf erfolgreiche EM
Trotz der verletzungsbedingten Absage von Hochspringerin Nicole Büchler, die zuletzt die Gesamtwertung der IAAF World Indoor Tour gewonnen hat, kann die Schweizer Leichtathletik voller Optimismus auf die anstehenden Bewerbe in Belgrad blicken. 400m-Sprinterin Lea Sprunger führt die aktuelle europäische Jahresliste an und ist damit eine automatische Medaillenkandidatin. Auch Mujinga Kambundji dürfte im 60m-Sprint ihre Chance auf einen Stockerlplatz haben. Neben Selina Büchel und einigen jungen Talenten sind noch zwei erfahrene Läufer im Schweizer Team: Hugo Santacruz (800m) und Jan Hochstrasser (1.500m) sind in ihren Disziplinen allerdings bestenfalls Außenseiter.
Mehrere Medaillenchancen für deutsche Läufer
Mit 43 Leichtathleten schickt Deutschland das größte Team aller europäischer Nationen nach Belgrad. Eine Spitzenplatzierung im Medaillenspiegel ist alleine deswegen Pflicht. Auf den Laufdistanzen sind Konstanze Klosterhalfen (1.500m), Hanna Klein und Alina Reh (beide 3.000m) sowie Robert Farken, Christoph Kessler (beide 800m), Marius Probst (800m und/oder 1.500m) Timo Benitz (1.500m) und Richard Ringer (3.000m) am Start. Florian Orth hat auf ein Antreten über 3.000m kurzfristig verzichtet und dabei etwas Staub aufgewirbelt (siehe RunAustria-Bericht).
Konstanze Klosterhalfen hat sich für einen Start im 1.500m-Lauf entschieden und führt sogar die Zeitenliste an. Eine Medaillenkandidatin ist die junge Deutsche allemal, klare Favoritin ist aber die Britin Laura Muir. Auch Alina Reh könnte über die doppelte Distanz hinter der haushohen Favoritin Laura Muir, die beide Starts wagt, und weiteren starken Läuferinnen wie die amtierende und ehemalige 5.000m-Europameisterinnen Yasemin Can und Meraf Bahta eine Chance auf eine Spitzenplatzierung haben, auch wenn ein Medaillengewinn eine große Überraschung wäre. Richard Ringer, EM-Dritter von Amsterdam über 5.00m, zählt zum Kreis der Anwärter auf Edelmetall im 3.000m-Lauf, Benitz hat aufgrund seiner Spurtstärke im Finale über 1.500m durchaus eine Außenseiterchance.
Der Zeitplan aller Laufentscheidungen und ÖLV-Teilnehmer
800m-Lauf der Damen – Finale: Sonntag, 5. März um 17:25 Uhr; Halbfinals: Samstag, 4. März um 19:03 Uhr; Vorläufe: Freitag, 3. März um 10:58 Uhr 1.500m-Lauf der Damen – Finale: Samstag, 4. März um 19:45 Uhr; Vorläufe: Freitag, 3. März um 17:05 Uhr 3.000m-Lauf der Damen – Finale: Sonntag, 5. März um 16:30 Uhr; Vorläufe: Freitag, 3. März um 12:15 Uhr 800m-Lauf der Herren – Finale: Sonntag, 5. März um 17:50 Uhr; Halbfinals: Samstag, 4. März um 19:25 Uhr; Vorläufe: Freitag, 3. März um 11:35 Uhr 1.500m-Lauf der Herren – Finale: Samstag, 4. März um 20:18 Uhr; Vorläufe: Freitag, 3. März um 19:15 Uhr 3.000m-Lauf der Herren – Finale: Sonntag, 5. März um 16:55 Uhr; Vorläufe: Freitag, 3. März um 18:25 Uhr
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