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Neue Film-Veröffentlichungen belasten Russland

Auf dem von Russland selbst permanent dargestellten Reformweg, der die russische Leichtathletik zurück zur Wiederaufnahme in den Leichtathletik-Weltverband (IAAF) führen soll, hat die Sportführung der größten Nation der Welt durch zwei am Wochenende veröffentlichte Filme einen Rückschlag erhalten. Zumindest wenn…

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Auf dem von Russland selbst permanent dargestellten Reformweg, der die russische Leichtathletik zurück zur Wiederaufnahme in den Leichtathletik-Weltverband (IAAF) führen soll, hat die Sportführung der größten Nation der Welt durch zwei am Wochenende veröffentlichte Filme einen Rückschlag erhalten. Zumindest wenn man den beiden Protagonisten – Grigory Rodchenkov, der in die USA geflüchtete, ehemalige Leiter des Anti-Doping-Labors in Moskau, und Mittelstreckenläufer Andrey Dmitriev – Glauben schenkt. Die Details in ihren beiden Aussagen dürften auch für die Ermittler der Welt Anti Doping Agentur (WADA) und des Leichtathletik-Weltverbandes (IAAF) von großen Interesse sein. Denn diese beiden Institutionen und deren Ermittlungsteams haben maßgebliche Entscheidungskraft auf die nahe Zukunft des russischen Sports.

© photocase
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Rodchekov demonstriert Manipulationen

Am Freitag fand in Park City, gemeinsam mit dem benachbarten Salt Lake City Austragungsort der Olympischen Spiele 2002, die Uraufführung des Films „Icarus“ statt. Negative Begleiterscheinung war offenbar ein Cyber-Attack auf die Veranstaltung. Der US-amerikanische Filmemacher Brian Fogel thematisiert in diesem Dokumentarfilm das Thema Doping im Allgemeinen und bezieht sich auch auf die Vorwürfe, die gegen Russland ermittelt werden.
In diesem Teil des Films hat auch Grigory Rodchenkov seinen Auftritt. Der ehemalige Leiter des Anti-Doping-Labors in Moskau ist vor rund einem Jahr in die USA geflüchtet. Dass dies eine lebenserhaltende Maßnahme gewesen sein könnte, sieht man am plötzlichen Tod zweier seiner ehemaliger Kollegen binnen kurzer Zeit. Rodchenkov veranschaulicht, wie er Dopingproben systematisch manipulierte, um deren endgültiges Analyseergebnis zu beeinflussen. Wie die Ermittlungen der WADA unter Richard McLaren ergaben, ist mittlerweile bewiesen, dass Russland die während der Olympischen Spiele 2014 in Sochi Dopingproben im Anti-Doping-Labor der südrussischen Stadt systematisch mit sauberen Proben austauschte. Über ähnliche Vorgänge berichtet Rodchenkov auch im Labor in der russischen Hauptstadt.
Der Film skizziert laut Kritiken dank des Inputs durch Rodchenkov ein taktisches Spiel, welches unter dem Eindruck komplexer Zusammenhänge zwischen Politik, Macht, Prestige und der einflussreichen internationalen Sportwelt entsteht. Das Ergebnis der Pflicht, 2014 für sportliche Erfolge in Sochi zu sorgen, ist der systematische Dopingskandal im Wintersport entstanden, der auch aus der Leichtathletik bereits bekannt ist. Dass man in Russland, angefangen bei der politischen Elite, über Rodchenkov kein positives Wort verliert und dessen Ausführungen systematisch dementiert, liegt auf der Hand. Rodchenkov sagt im Film, dass er es für unmöglich hält, eine Olympischen Goldmedaille ohne pharmalogische Unterstützung zu gewinnen – ein hochinteressanter Satz aus dem Mund eines ehemaligen Leiters eines Anti-Doping-Labors.

Der neue Whistleblower der ARD

Nur zwei Tage später zog die ARD-Dopingredaktion nach und strahlte in der Sendung „Sportschau“ einen zehnminütigen Beitrag aus, der in der Mediathek durch ein knapp halbstündiges Interview des Journalisten Hajo Seppelt mit Andrey Dmitriev ergänzt wurde. Dmitriev ist ein im zweiten Glied der russischen Leichtathletik noch aktiver Mittelstreckenläufer, der 2009 als junger Athlet an den Crosslauf-Weltmeisterschaften in Amman teilgenommen hatte. Die Aussagen, die Dmitriev, der fünf Jahre lang in den USA gelebt hat und jetzt wieder in Russland ist, tätigt, sind bemerkenswert und bei vollem Wahrheitsumfang ein großes Alarmsignal.
Der 26-Jährige schildert, dass sich in der russischen Leichtathletik trotz gegenteiliger Darstellungen der Verantwortlichen nichts geändert hat. Die gleichen Trainer wie in der Zeit des (mutmaßlichen) systematischen Dopings der letzten Jahre seien noch aktiv, wegen Dopings gesperrte Athleten trainieren in Trainingsgruppen (was an sich verboten ist, Anm.), teilweise in direkter Beziehung zu den bekannten Trainern. Sowohl die unter Verdacht stehenden Trainer, als auch viele Athleten seien nach wie vor Teil des Nationalteams. Yuriy Borzakovskiy, neuer russischer Nationaltrainer, würde all diese Leute gut kennen, so Dmitriev, und wie die neue Verbandsspitze akzeptieren, dass diese Protagonisten nach wie vor Teil des Trainingssystems seien. Man habe kein Interesse an einer Veränderung. Und ein kompletter Mentalitätswechsel sei in Russland laut Dmitriev auch nicht möglich, da Stillschweigen und Abwarten ein etabliertes Verhalten der russischen Bevölkerung sei, die traditionell auf Veränderungen von oben warte. Daher ruft der Läufer seine Kollegen auf, an die Öffentlichkeit zu gehen. Nur wenn die Sportler selbst reinen Tisch machten, sei eine Veränderung möglich. Das Festhalten des Verbandes an den Protagonisten und die Heuchelei nach außen sei die Motivation für sein offensives Whistleblowing.

Gesperrte Athleten und Trainer weiter im Einsatz

Zwar gibt Dmitriev zu, dass er nicht wisse, ob in Verruf geratene Trainer und Athleten aktuell dopen. Aber er ist sich sicher, dass sie dies in Vergangenheit getan hätten. Und skizziert die Strukturen der russischen Leichtathletik: In regionalen Zentren wurden Trainingsgruppen gebildet und die besten Athleten mit Hilfe von Doping auf das Niveau der Nationalmannschaft gehievt.
Eine Episode aus dem November letzten Jahres lässt besonders aufhorchen: Dmitriev sah mit eigenen Augen, wie im Rahmen des traditionellen Höhentrainingslagers der russischen Nationalmannschaft im benachbarten Kirgisistan auch die wegen Dopings gesperrte Anastasia Bazdyreva und die 800m-Olympiasiegerin von London, Marija Savinova (gegen die ermittelt wird, aber durch Zeugenaussagen eigentlich kein Zweifel verblieben ist, dass sie damals gedopt hat, Anm.) mit dem Nationalteam mittrainierten – gemeinsam mit Vladimir Kazarin, der wegen Dopings suspendierte Trainer. Laut Dmitriev seien verbotene Substanzen in Kirgisistan in Apotheken für Jedermann frei zugänglich und rezeptfrei zu bekommen.
Des Weiteren belegte Dmitriev mit eigenen Videoaufnahmen vom 12. Jänner 2017, dass Kazarin in einer Trainingshalle in Chelyabinsk weiter mit Sportlern des russischen Nationalteams trainiert.

70-80% der Mitglieder der Nationalmannschaft gedopt?

Dmitriev hat durch die Veröffentlichung eines Blogs vor einigen Wochen viel Kritik in der Welt der russischen Leichtathletik einstecken müssen. Er beschreibt, dass viele Athleten Angst haben, die Wahrheit öffentlich anzusprechen. Auch die sauberen Athleten in der Nationalmannschaft, die Dmitriev auf ca. 20-30% beziffert. Eines fällt bei diesem Interview allerdings besonders auf. Dmitriev behauptet, selbst nie gedopt zu haben. Trotzdem spricht er im gesamten Interview vom „Wir“, wenn es um russische Leichtathleten oder die russische Leichtathletik im Allgemeinen geht. Hier unterscheidet sich dieses Whistleblowing wesentlich von jenem des Ehepaars Stepanov. Vielleicht will er die Bereitschaft, eine Mentalitätsveränderung aktiv mitzutragen, unterstreichen.

Russland will Vorwürfe prüfen

Die Reaktionen Russlands auf die neuen Erkenntnisse lassen noch auf sich warten. Erwartungsgemäß wird dementiert werden. Verbandspräsident Dmitry Shlyakhtin sagte unaussagekräftig, man werde die Vorwürfe prüfen – insbesondere auf die brisanten Namen, die genannt wurden (und die die ARD-Reaktion offenbar aus rechtlichen Gründen auch mit einem „Piep-Ton“ überspielte).
Ansonsten werden aus Russland teils aberwitzige Statements überliefert. Der ehemalige Sportminister und jetzige Vize-Premier Vitaly Mutko ließ unlängst mit einer abstrusen Aussage aufhorchen: Er erklärte die Dopingverdächtigungen zweier russischer Mitglieder des Olympischen Damen-Eishockey-Nationalteams von 2014 mit Geschlechtsverkehr, der Ursache für die entdeckten, männlichen Hormone gewesen sein soll. Während Yelena Isinbayeva, neue Chefin der russischen Anti-Doping-Agentur (RUSADA), die Wiederaufnahme der russischen Leichtathletik in den Weltverband fordert, „weil man in Russland alles getan hätte, was gefordert wurde“, hat die ehemalige Mittelstreckenläuferin Kristina Ugurova die ARD aufgrund von Verleumdung angeklagt. Sie war in einer der früheren Dokumentarfilme durch Yuliya Stepanova belastet worden. Der von Dmitriev im Interview schwer belastete Trainer Sergey Epishin hat rechtliche Konsequenzen für den Läufer angekündigt.
Eine gegenteilige Reaktion kommt aus Deutschland: Alfons Hörmann, Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) fordert – sofern die Inhalte der Wahrheit entsprechen – den Komplettausschluss Russlands von den Olympischen Winterspielen 2018 und möglicherweise auch von den Olympischen Spielen 2020. Die WADA lobt Dmitriev für seinen mutigen Schritt und will Kontakt zu ihm aufnehmen, um ihn als Whistleblower auch zu schützen.

Druckmittel für die IAAF-Taskorce?

Wie bei praktisch jeder Veröffentlichung Hajo Seppelts mit neuen Erkenntnissen zu Russland, ist auch dieses Mal der Zeitpunkt ein besonders gut gewählter. Ab Montag weil die Taskforce der IAAF unter der Leitung von Chef-Ermittler Rune Andersen zu Ermittlungen in Moskau. Auf Basis der Erkenntnisse, die sich der Norweger und sein Team von diesem Besuch erhoffen, soll im Februar eine Entscheidung fallen, ob Russland demnächst wieder in die internationale Leichtathletik aufgenommen wird oder nicht. „Wir hoffen, dass dieses Meeting der Türöffner wird“, zitiert die Plattform insidethegames.biz Dmitry Shlyakhtin.
TV-Beitrag in der ARD-Sportschau
Das komplette Interview mit Andrey Dmitriev in der ARD-Mediathek

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