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sub2 – Wettlauf zur magischen Schallmauer

Der britische Leistungsphysiologe Yannis Pitsiladis verfolgt einen Traum: den ersten Marathonlauf in einer Zeit von unter zwei Stunden zu designen. Die Frage nach der theoretischen Möglichkeit eines derartig schnellen Laufs über die Distanz von 42,195 Kilometern bejaht er mit Überzeugung:…

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Der britische Leistungsphysiologe Yannis Pitsiladis verfolgt einen Traum: den ersten Marathonlauf in einer Zeit von unter zwei Stunden zu designen. Die Frage nach der theoretischen Möglichkeit eines derartig schnellen Laufs über die Distanz von 42,195 Kilometern bejaht er mit Überzeugung: „Es gibt so viele Punkte, die wir verbessern können“. Um so viele, wenn auch noch so kleine, Zeitgewinne wie möglich in einer Leistung zu akkumulieren, hat der Wissenschaftler ein hochkarätiges Team zusammengestellt. Die wichtigsten Namen sind Jos Hermens, einer der erfolgreichsten Athleten-Manager aller Zeiten und Kenner der Laufszene insbesondere in Äthiopien, und dessen Athlet Kenenisa Bekele, 34 Jahre alt und seit kurzem der zweitschnellste Marathonläufer aller Zeiten. Drei Minuten und drei Sekunden fehlen dem Äthiopier noch auf die magische Marke – oder anders gesagt: 4,357 Sekunden pro Kilometer. Das Ziel: 42,195 mal 2:50,64 Minuten laufen zu können.
Der interessanteste Aspekt des Projekts ist die Genanalyse – eine Methode, die die Welt Anti Doping Agentur (WADA) als Subventionierer des Projekts auftreten lässt, weil mit den Erkenntnissen der Genanalyse ein massiver Schritt im Kampf gegen Doping gelingen könnte. Über eine Datenbank sollen die für eine erfolgreiche Umsetzung des Projekts in Frage kommenden Athleten herausgefiltert werden, die dann speziell und umfangreich vorbereitet werden und bei optimalen Rahmenbedingungen den Angriff auf die gewünschte Zielzeit von 1:59:59 Stunden starten sollen.
 
Ausführliche Ausführungen zum Projekt „sub 2 hours“ von Yannis Pitsiladis und Jos Hermens, weiteren Protagonisten, Ideen und allen Aspekten der geplanten Leistungsverbesserung finden Sie als Titelgeschichte von Herausgeber Johannes Langer in der neuesten Ausgabe des Laufmagazin RunUp (Winter 2017), erhältlich jetzt an Ihrem Kiosk.
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Start zu einem Wettlauf

Mit der Ankündigung und der Konkretisierung der Informationen im Herbst hat Pitsiladis einen Wettlauf eröffnet. In den letzten Wochen wurde bekannt, dass an mehreren Orten der Welt in verschiedensten namhaften Projekten fieberhaft am Plan, einen Marathon unter zwei Stunden zu laufen, gearbeitet wird. Involviert sind die besten Marathonläufer der Jetzt-Zeit und die potentesten Sportartikelhersteller als finanzielle Unterstützer, die bei diversen Aspekten auch ihren technologischen Input liefern können. Damit ist ein hochspannender Prestigekampf eröffnet, der an die Zeiten, als die halbe Welt fieberhaft auf die erste Meile unter vier Minuten hingearbeitet hat, erinnert. Damals, 1954, gelang dem Briten Roger Bannister der Durchbruch. Eine wesentliche Rolle bei seiner sub-4-Meile spielte Franz Stampfl, Bannisters in Wien geborener Coach, der das Rennen am Reißbrett optimal designte.
 

Eliud Kipchoge soll bereits im Frühjahr 2017 mit der Unterstützung von Lelisa Desisa (l.) und Zersenay Tadese (r.) das Unmögliche realisieren. © Nike
Eliud Kipchoge soll bereits im Frühjahr 2017 mit der Unterstützung von Lelisa Desisa (l.) und Zersenay Tadese (r.) das Unmögliche realisieren. © Nike
Breaking2

Vor gut einer Woche machte der US-Sportartikelhersteller Nike eine Ansage, die aufhorchen ließ. Nicht, dass Nike seit 2014 mit einem Team aus Wissenschaftlern am Projekt „Breaking2“ arbeitet, sondern das ambitionierte Datum. So soll bereits im nächsten Jahr die magische Marke fallen. Nike nimmt sich also offensichtlich ernsthaft vor, den Unterschied von 2:58 Minuten zwischen der anvisierten Zeit von 1:59:59 Stunden und dem aktuellen Weltrekord von Dennis Kimetto in einem Stück zu überwinden. Die Hoffnung des Realisierbaren ist verknüpft mit dem Namen Paula Radcliffe. Die britische Ausnahmeläuferin verbesserte Anfang des Jahrhundert den Marathon-Weltrekord um rund 2,5% – also fast genau um jene Rate, die zur erwünschten Schallmauer bei den Herren noch fehlt.

Kipchoge als Speerspitze eines Dreiergespanns

Mit Eliud Kipchoge hat Nike den Olympiasieger von Rio und wahrscheinlich besten Marathonläufer der Gegenwart unter seinen Fittichen. Er soll den Traum verwirklichen. Die anderen beiden Athleten im Team Nike, Lelisa Desisa und Zersenay Tadese sind dafür eher nicht tauglich und sollen den Kenianer wohl bestmöglich unterstützen – wahrscheinlich in einer Team-Strategie wie im Team Bannister seinerseits. Die Präsenz des Eritreers Tadese, der bei der Präsentation des Projekts sagte, er wolle unbedingt Teil des ersten Marathonlaufs unter zwei Stunden sein, ist interessant. Denn der Routinier ist noch nie einen Marathon unter zwei Stunden gelaufen und scheint längst jenseits seines Leistungszenits. Seine Qualifikation ist aber sein Halbmarathon-Weltrekord von 58:23 Minuten. Eine Leistung, mit der er die Grundschnelligkeit über eine bestimmte Teildistanz vorgeben könnte, auf dessen Fundament Eliud Kipchoge das historische Denkmal bauen soll – mit Laufschuhen neuester Technologie, auf einer optimalen Marathon-Strecke, bei Idealtemperaturen, Windstille und geringer Meereshöhe. So könnte der Plan aussehen.

„Die Frage lautet nicht ob, sondern wann“

Bei Nike gibt man sich optimistisch. „Die Frage ist definitiv nicht, ob wir jemals einen Marathon unter zwei Stunden sehen, sondern wann. Wir werden erörtern, was wir aus sportwissenschaftlicher Sicht dafür lernen müssen und welche Probleme gelöst werden müssen, bis es soweit ist“, sagt Brad Wilkins, Direktor des hauseigenen Forschungslabors von Nike.

Hastige Reaktion aus dem Hause adidas

Es dauerte exakt vier Tage, bis die große Konkurrenz aus Deutschland konterte. Adidas gab sein eigenes, allerdings weit weniger beachtete Projekt eines Marathonlaus unter zwei Stunden bekannt. Seit zwei Jahren arbeite der deutsche Sportartikelhersteller daran, wie Nike vor allen Dingen im Schuhsektor. Nähere Angaben machte adidas laut eines Artikels im Wall Street Journal nicht, weswegen es fraglich ist, wie fortgeschritten eine etwaige Projektidee wirklich ist. Der Nummer eins Athlet im adidas-Lager ist der aktuelle Weltrekordläufer Dennis Kimetto. Es ist der Eindruck entstanden, dass adidas seinem großen Rivalen Nike die Spielwiese nicht alleine überlassen möchte und zu einer überhasteten Reaktion gedrängt war.

Wunderlaufschuhe

Im Frühjahr 2017 will Nike also einen Marathon unter zwei Stunden laufen. Ob auf einer regelkonformen Strecke oder nicht, sei erst einmal dahin gestellt. Das ganze wirkt wie eine gewaltige PR-Aktion, das die starke Präsenz der weltweit führenden Laufschuhhersteller erklären würde. Allerdings zeigen die US-Amerikaner ein ambitioniertes Auftreten und verlassen sich wohl auf ihr Ass im Ärmel: der innovative Schuh. Eine neuer, superfedernder Laufschuh, der den Energieverbrauch des Läufers so einschränkt, dass dieser mehr Energie in die eigene Laufleistung legen kann. Der renommierte südafrikanische Sportwissenschaftler Ross Tucker vermutet, dass die Laufschuhhersteller aus der Causa Oscar Pistorius und dessen künstlichen Materials wichtige Lehren ziehen konnten. Dies lässt berechtigt fragen: Was kann der neue Wunderschuh wirklich? Die wie eine Kurzschlussreaktion anmutende Antwort aus dem Hause adidas demonstriert, dass der PR-Gedanke beim Streben nach der sportlichen Rekordleistung der hauptsächliche Antreiber sein könnte. Eine Erfolgsmeldung kann diesbezüglich jetzt schon platziert werden, schließlich ist das Nike-Projekt in aller Munde.

„Innerhalb der Kapazität der menschlichen Physis möglich“

Die Ernsthaftigkeit ist demnach nicht leicht einschätzbar. Alleine dadurch, dass Nike das eigene Projekt mit dem Übernamen „Mondflugprojekt“ betitelt, führt die macht-polarisierten Verhältnisse im Kampf um die Gunst der Sportkunden vor Augen. Es als Erster, also unbedingt vor der direkten Konkurrenz, zu schaffen, scheint das Hauptziel. Koste es, was es wolle. Der exakte Zeitpunkt ist nur eine Randerscheinung. Dass ein Nike-Athlet bereits im Frühjahr 2017 einen Marathon unter zwei Stunden läuft, ist wohl unrealistisch. Dazu passt eine Äußerung von Tony Bignell, stellvertretender Präsident der Innovationsabteilung von Nike, erklärt: „Der Marathonlauf unter zwei Stunden ist eine epische Barriere wie die Meile unter vier Minuten oder der 100m-Sprint unter zehn Sekunden. Unter dem Strich wollen wir aufzeigen, dass es innerhalb der Kapazität der menschlichen Physis möglich ist.“

Pitsiladis’ Traum: 2019 unter zwei Stunden

Das Team um Yannis Pitsiladis agiert unabhängig des Wettstrebens der Laufschuhproduzenten und verfolgt sein eigenes Zeitfenster. 2019 soll es soweit sein, wobei sich eine entscheidende Frage stellt: Wer? Denn die aktuell besten Marathonläufer Kenenisa Bekele und Eliud Kipchoge sind jeweils 34 Jahre alt – und wenn schon nicht bereits jetzt aus dem physisch günstigsten Wettkampfalter draußen sind, dann spätestens in drei Jahren als 37-Jährige. Auch Dennis Kimetto und Wilson Kipsang sind bereits deutlich über 30. Doch der Forscher der Universität Brighton ist emsig und sammelt seit Jahren zig-tausend genetische Daten. Die Präsenz eines Anti-Doping-Programms im Projekt und die Unterstützung der WADA schließt Betrugsverdächtigungen aus – ganz im Gegenteil zum Nike-Projekt, was vielen Experten ein spitzer Dorn im Auge ist. Dies ist gerade bei der Analyse der Genetik beruhigend und im schweren Interesse der weltweiten Anti-Doping-Kämpfer, da mit der Befürchtung von Gendoping ohnehin ein Damokles-Schwert über dem Spitzensport der Zukunft hängt, das auch tief gehende moralische Fragen aufwerfen würde. Fehlende Gedanken zum Thema Doping im Nike-Projekt „Breaking2“ hat Befürchtungen eines auf Doping basierenden Rekordversuchs und folglich kritische Worte hervorgerufen.

Experten geben sich zurückhaltend

Die Präsentation der Projekte von Yannis Pitsiladis und von Nike haben natürlich große Diskussionen quer durch die Laufwelt hervorgerufen. Renommierte Sportwissenschaftler, also gewissermaßen die Kollegen von Pitsiladis, reagieren sehr konservativ auf die ambitionierten Ziele. Alex Hutchinson, ein geachteter US-amerikanischer Sportwissenschaftler, der eine Kolumne auf der US-amerikanischen Läuferplattform Runnersworld führt, hat vor kurzem eine eigene Studie angestellt, in der er in mathematischer Herangehensweise das Fallen der Zwei-Stunden-Marke auf das Jahr 2075 datiert. Auch Ross Tucker hält 2019 oder gar 2017 für absolut unrealistisch und kritisiert die Ambitionen: „Wenn die Sportwissenschaft uns Dinge verspricht, die sie nicht halten kann, dann schadet das unserem Sport nachhaltig.“ Damit meint er weniger ein mögliches Scheitern, sondern Folgeerscheinungen der Projekte wie zum Beispiel das ersatzlose Streichen des mit Spannung erwarteten Duells Kipchoge gegen Bekele beim London Marathon 2017 – falls der Kenianer zeitgleich im Nike-Projekt involviert andere Ziele verfolgt.
Eine interessante Meinung zu den Bestrebungen hat auch einer der erfolgreichsten Lauftrainer der Welt, der nicht in eines der Projekte eingebunden ist. Renato Canova philosophiert in einem Interview mit der US-amerikanischen Läuferplattform letsrun.com: „Es kommt darauf an, wie genau das Ziel des Projekts lautet. Ist das Ziel, unter zwei Stunden zu laufen, halte ich das innerhalb der nächsten zwei, drei Jahre für möglich. Allerdings nur in einer Situation, die nichts mit Leichtathletik zu tun hat. Lautet das Ziel, bei einem normalen Marathon unter den gegebenen Regeln unter zwei Stunden zu laufen, nein. Das ist unmöglich in dieser Zeit!“ Auch der Italiener glaubt, dass die Schallmauer irgendwann in ferner Zukunft durchbrochen werden kann – wie er sagt, mit einem jungen Bekele oder jungen Kipchoge. Also einem Läufer, der die 5.000m in einer Zeit von rund 26:30 Minuten laufen kann und in jungen Jahren systematisch für den Marathon aufgebaut wird, um im besten Wettkampfalter optimale Leistungen abliefern zu können.

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