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Das „Duell der Titanen“ hatten lokale Medien vor den Hallen-Weltmeisterschaften über die 3.000m der Damen ausgerufen. Der US-Amerikaner neigt zu Übertreibungen, denn es war ein ungleiches Duell, auch wenn zwei große Namen gegeneinander antraten. Meseret Defar gegen Genzebe Dibaba, die…
Das „Duell der Titanen“ hatten lokale Medien vor den Hallen-Weltmeisterschaften über die 3.000m der Damen ausgerufen. Der US-Amerikaner neigt zu Übertreibungen, denn es war ein ungleiches Duell, auch wenn zwei große Namen gegeneinander antraten. Meseret Defar gegen Genzebe Dibaba, die jüngere Schwester von Defars Gegnerin über Jahre, Tirunesh. Doch als die 13 Läuferinnen nach einer mehr als gelungenen Inszenierung einzeln im Spotlight hinter einem Vorhang vorbei an Nebelsäulen und begleitet von Musik und der klassisch für amerikanische Sportveranstaltung tiefen Stimme des Hallen-Streckers dynamisch auf die Laufbahn liefen, wurde die Dramatik angetrieben. Meseret Defar lief als Drittletzte auf ihren Startplatz, Topfavoritin Genzebe Dibaba betrat mit entschlossener Miene als Letzte die Arena – die Vorfreude stieg.
Dibaba souverän
Apropos Letzte: Als das Feld sich in Bewegung setzte, ließ sich Dibaba, die in der Hallen sämtliche Weltrekorde ab 1.500m ihr Eigen nennen darf, hinter das Feld fallen. Kurz entstand der Eindruck, als müsste sie vom Trabtempo in ein Walking-Tempo wechseln, um die rote Laterne unfallfrei übernehmen zu können. Diese Scharmützel gehören bei Meisterschaftsrennen irgendwie dazu, genauso wie die erwartete Machtdemonstration. Ein Zwischensprint nach vier Minuten und ein weiterer Antritt zerlegten das Feld. Die Britin Steph Twell versuchte das Unmögliche und wollte mit Dibaba mitgehen. Vergeblich! Vielleicht spürte die Britin zu diesem Zeitpunkt bereits, dass sie ansonsten keine Medaillenchance hatte. Am Ende stand ein guter sechster Platz zu Buche.
Defar holt Silber
Dibaba lief ungefährdet ins Ziel, das sie nach 8:47,43 Minuten als klare Siegerin erreichte. Der Titel war erfolgreich verteidigt, Dibaba hatte alle ihre Ziele erreicht. Die große Widersacherin Meseret Defar war in Wirklichkeit keine Gegnerin und wollte es auch nicht sein. Bei ihrem Meisterschafts-Comeback nach ihrer Babypause konzentrierte sie sich voll und ganz auf das Realisierbare – und das war die Silbermedaille. Hoch bejubelt wurde Shannon Rowbury, die vom langsamen Angangstempo sicherlich profitierte und im Finale ihre Stärke bewies. Die Bronzemedaille war das höchste der Gefühle und eine Bestätigung dafür, dass es eine richtige Entscheidung war, den 3.000m-Lauf ihrer Spezialdisziplin über 1.500m vorzuziehen.
Koster stark
Die Überraschung dabei war, gegen wen Rowbury um diese Bronzemedaille kämpfen musste. Die Niederländerin Maureen Koster, die im Sog ihrer erfolgreichen Landsfrau und Trainingskollegin Sifan Hassan immer besser wird, zeigte ein blitzsauberes Rennen und belegte einen starken vierten Platz. Toll auch die zweite Amerikanerin Abbey D’Agostino auf Rang fünf, die damit den fantastischen Gesamtauftritt der US-amerikanischen Läufer abrundete. Dagegen setzte es für Kenia eine weitere Niederlage: Betsy Saina, eine in den USA lebende Straßenlauf-Spezialistin, die aber auch auf der Bahn schon beträchtliche Erfolge feiern konnte, musste mit Rang sieben Vorlieb nehmen.
Zu Hause ist es am schönsten
Wenn Ryan Hill jeden Morgen aufwacht und den ersten Blick aus dem Fenster wirft, trifft dieser das Oregon Convention Center. Mehr Heimvorteil und mehr Heimrennen geht nicht. Und als Hill eine Woche vor den Titelkämpfen in derselben Arena US-Meister wurde und sich den Start sicherte, kam in ihm ein ganz besonderes Gefühl hoch. Genau so beginnen die großen Geschichten im Sport, doch die Ausgangsposition und der dramatische Spannungsbogen sind das eine, die Umsetzung am Tag X ist aber das andere. Und hier gelang dem 26-Jährigen ein Husarenstück. Aus dem Hinterfeld setzte er zu einem furiosen Schlusssprint an und als er als Zweiter die Ziellinie passierte, hob er den rechten Zeigefinger seines fast ausgestreckten Armes zu einem zurückhaltenden Jubel. Den lautstarken Zuspruch von den Tribünen der vollbesetzten Arena war ihm sicher.
Jung, talentiert und abgeklärt
Mit dieser Silbermedaille hatte Hill nicht nur die Zuschauer im Oregon Convention Center, sondern auch zahlreiche seiner Konkurrenten auf dem falschen Fuß erwischt. In diesem Rennen war Hill die Überraschung, der junge Äthiopier Yomif Kejelcha der Dominator. In der vorletzten Runde übernahm er das Kommando, zog das Tempo an und gewann in einer Zeit von 7:57,21 Minuten souverän – der größte Erfolg in der Laufbahn eines hoch talentierten Läufers, der in der Lage zu sein scheint, auch in die größten Fußstapfen seiner legendären Landsleute Haile Gebrselassie und Kenenisa Bekele treten zu können – auch wenn diese gigantische Prognose noch verfrüht ist.
Kenianer geschlagen
Auf jeden Fall legte auch der 3.000m-Lauf der Herren die Karten im ostafrikanischen Prestigeduell klar auf den Tisch. Während Äthiopien mit zweimal Gold in den 3.000m-Läufen und drei weitere Medaillen auf den Laufdistanzen der Damen Rang zwei im Medaillenspiegel hinter den alles dominierenden US-Amerikanern erzielten, mussten sich die Kenianer, die mit ihrem B-Team keine besondere Topform nachweisen konnten, mit zwei Bronzemedaillen zufrieden geben – auf Rang 25 des Medaillenspiegels. Und das als Nation, die den Medaillenspiegel bei der WM in Peking gewann. Eine Bronzemedaille gewann Margaret Wambui im 800m-Lauf, die andere Augustine Choge im 3.000m-Lauf der Herren. Dabei wollten die Kenianer Gold, doch Titelverteidiger Caleb Ndiku kam nie in die Position, um Edelmetall mitzukämpfen und letztlich war Bronze das Beste, was Choge retten konnte. Immerhin konnte er noch den Marokkaner Abdalaati Iguider im Zaum halten, von dem viele ein besseres Finale erwartet hätten. Am Ende holte der 1.500m-Spezialist Blech.
Das war immerhin besser als Yenew Alamirew, denn der zweite Äthiopier kam auf dem letzten Platz ins Ziel und schloss damit die Klammer. Warum er den Vorzug gegenüber dem Weltjahresschnellsten Dejen Gebremeskel erhalten hatte, wissen nur die Götter und die äthiopischen Verbandsfunktionäre. Hervorzuheben ist auch die Leistung des besten Europäers Lee Emanuel aus Großbritannien, der auf Rang sechs ins Ziel kam. Alle anderen Europäer waren bereits in den Vorläufen hängen geblieben. Dort wäre übrigens nach einem Sturz auch für Titelverteidiger Caleb Ndiku beinahe alles vorbei gewesen. Ein Bild mit Symbolcharakter für die aktuelle Situation, in der sich die kenianische Leichtathletik befindet und welches Bild sie in Portland vermittelte.
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