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Gläserne Athleten?

Vergangene Woche sorgte eine Aussage des Sportfunktionärs Mike Miller für Aufsehen (siehe RunAustria-Bericht). Der britische Generaldirektor der World Olympians Association (WOA), also der Vereinigung der Olympischen Sportler dieser Welt, wünscht sich in die Haut implantierte Mikrochips für Sportler. Auf diesem…

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Vergangene Woche sorgte eine Aussage des Sportfunktionärs Mike Miller für Aufsehen (siehe RunAustria-Bericht). Der britische Generaldirektor der World Olympians Association (WOA), also der Vereinigung der Olympischen Sportler dieser Welt, wünscht sich in die Haut implantierte Mikrochips für Sportler. Auf diesem Weg der permanenten Überwachung soll das wuchernde Geschwür namens Doping im Sport entschieden zurückgedrängt werden. „Wir setzen unseren Hunden Chips ein. Es hat den Anschein, als würde ihnen das nicht schaden. Also, warum sind wir nicht bereit, uns selbst Chips zu setzen?“ Mike Miller meint es ernst mit seinem radikalen Vorschlag. Ein Vorschlag, der trotz seiner populistischen Verpackung und der bedrohlichen Wirkung einen zweiten, reflektierten Gedanken verdient. Einen Gedanken mit futuristischer Erscheinung und, bezogen auf den Sport, provokativem Unterton, der Entschlossenheit im Kampf gegen Doping im Sport schildert.
 

Massiver Eingriff in die Privatsphäre

Die Sportwelt gönnte ihm keinen zweiten Gedanken und ging sofort auf die Barrikaden. Meist mit längst bekanntem Wortlaut in wiederholten Versionen von Erklärungen. Der Punkt: Der massive Eingriff in die Privatsphäre sei inakzeptabel und weit übertrieben. Der gläserne Sportler als Objekt, welcher totaler Überwachung von oben untersteht. Alleine konkret über diesen Vorschlag nachzudenken, würde eine Grenze überschreiten.
 

Überwachung als gesellschaftlicher Status quo

Doch wo befindet sich eigentlich die Grenze zwischen der nüchternen und ernüchternden Erkenntnis eines Doping verseuchten Spitzensports und der Wunsch nach flächendeckender Sauberkeit? Zwischen Erhaltung der Menschenwürde und größtmöglicher Fairness? Zwischen individuellen Interessen, jenen des Systems und jenen der Moral? Klare Antworten sind schwer zu geben. Leichte Antworten erst einmal gar nicht. Der Sport stellt sich hier einer Diskussion, die in der heutigen Gesellschaft in größerer Dimension eigentlich auch hohe Priorität haben sollte, aber nicht immer hat – Überwachung!
Die gesellschaftliche Anerkennung von Menschenrechten, vom Recht der Freiheit in Äußerung und Handeln im Rahmen von allgemeinen gesellschaftlichen Konventionen und vom Recht auf Privatsphäre gilt zurecht als eine der größten Leistungen der Menschheit. Dieses höchste Gut drohen wir in der modernen Welt der Digitalisierung und der Macht des Datenbesitzes zu vernachlässigen, denn die Versicherung des Datenschutzes ist hier oftmals ein Relativ. Das Veröffentlichen eines Lauffotos in sozialen Netzwerken noch während der Laufrunde, Erzählungen von Reiseplänen oder Kommentare und Neigungen zu allen möglichen Themen – Jeder, der Bescheid wissen will, weiß Bescheid. „Heute haben wir den Spion in der Tasche“, verweist Datenschutz-Experte Markus Kainz in der ORF-Dokumentation „Unter Verdacht“ auf die populäre Nutzung digitaler Medien. Sich selber zu überwachen sei gegenwärtig Normalzustand. Überwacht zu werden ebenso. GPS-Tracking, in öffentlichen W-LAN auftretende IP-Adressen, Telefongespräche über Gratis-Anbieter, iphone-Entsperrung per Fingerabdruck, Kredit- und Bankomatanwendung, öffentliche Überwachungskameras und, und, und… Wir geben Einblick und gestalten Merkmale einer Überwachungsgesellschaft mit.
Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht: Überwachung gehört zu unserem Alltag wie Zähneputzen und die moderne Menschheit gewährt den Einblick ins eigene Innere für fortschreitende technische Möglichkeiten, die den Lebensstandard enorm erhöht haben und weiterhin erhöhen werden. Die entscheidende Frage lautet: Wer fängt was mit unseren Geheimnissen an? Derjenige, der wenig zu verbergen hat, hat seichtere Sorgenfalten auf der Stirn. Diese Prämisse gilt wohl auch für Doping im Sport!
 

Überwachung als Status quo im Sportlerleben

Wie sieht es mit der Überwachung bei Spitzensportlern aus, die sich im Rahmen spezifischer Bedürfnisse und Regelungen bewegen? Die Pflicht, tagesaktuell bei den zuständigen Anti-Doping-Behörden präzise Angaben zum Aufenthaltsort zu geben, um praktisch permanent für umangekündigte Dopingtests auffindbar zu sein, gibt es schon lange. Eingeführt unter massiven Protesten. Hauptkritik: der Eingriff in die Privatsphäre und Einengung der Freiheit. Das Risiko drei verpasster Dopingtests, gleichbedeutend mit einer Sperre, schwebt wie ein Damoklesschwert über den Stars.
Heute führt der Leichtathletik-Weltverband (IAAF) von jedem seiner Spitzenathleten und -athletinnen den so genannten biologischen Pass. Daten von diversen Untersuchungen und Tests werden zu einem Profil zusammengefügt, welches auf etwaige Unregelmäßigkeiten untersucht wird. Auch wenn sich die Anzahl der Datensammlung pro Jahr im geringen Maße abspielt, handelt es sich um eine Art langfristiger Überwachung des Körperinnerens. Also durchaus intime Daten. Kritik gab es bei der Einführung, schließlich handelt es sich um einen Eingriff in die Privatsphäre. Diese Privatsphäre hätten vor allem russische Leichtathletinnen und Leichtathleten gerne besser geschützt. Durch Auswertungen biologischer Pässe wurde die Dimension des russischen Staatsdopings mit faktischen Ergebnissen konkretisiert und greifbarer.
 

Bereit für eine neue Ära?

Bisher musste der Sport also Eingriffe in die Privatsphäre der Sportler akzeptieren. Größere Gerechtigkeit im Sport war der erhoffte Gegenwert, der Nachteile durch Einschränkungen aufhebt. Auch wenn es noch so abstoßend und irgendwie animalisch klingt – das Implantieren eines Mikrochips könnte als progressiver nächster Schritt in eine eingeschlagene Richtung gewertet werden. Eine Evolution des biologischen Passes, die eine neue Ära eröffnet. Noch ist offen, wie ein derartiger Schritt einen Fortschritt im Anti-Doping-Kampf bedeuten würde. Wenn positiv, welches Gewicht hätte der Gegenwert in Form von Gerechtigkeit im Sport für einen Sportler, der Privatsphäre auf Spiel setzt? Die Beantwortung dieser Fragen muss der erste Schritt einer Diskussion sein, der nächste ein Vergleich mit Alternativen im zukünftigen Kampf gegen Doping im Sport – vorausgesetzt die Sportwelt könne sich auf den kollektiven Willen für ein wirklich entschlossenes Vorgehen gegen Doping einigen. Ist diese Einigkeit ein Faktum, müssten die Türen revolutionären Ideen offen stehen – zumindest für eine sachliche Diskussion, unabhängig von deren Ausgang.
 

Die Bedeutung der Privatsphäre

Zurück auf die gesellschaftliche Ebene. Eine wichtige Frage lautet: Welche Bedeutung hat Privatsphäre heute noch? Im digitalen Zeitalter der ständigen Erreichbarkeit und der ständig fortwährenden Kommunikation ist sie deutlich gesunken. Nicht in unserem trügerischen Sicherheitsempfinden, sondern tatsächlich in der Perspektive des Großen und Ganzen. Die Privatsphäre prominenter Menschen genießt seit je her spezielle Rahmenbedingungen. Als Hauptprotagonisten im internationalen Sport und Stars einer Szene, die große soziale Bedeutung und eine enorme wirtschaftliche Kraft besitzt, ist die Privatsphäre zwar immer noch ein emotional hochwertiges Gut, das der Unantastbarkeit zugeschrieben wird. Problematisch wird es, wenn sie als Schutz vor kriminellen Aktivitäten innerhalb des Sports missbraucht wird. Dann ist sie Fluch und Segen zugleich – je nach Perspektive. Das gilt gleichermaßen übrigens auch außerhalb des Systems Sport.
 

Erste erfolgreiche Experimente

Sind uns unter die Haut eingesetzte Mikrochips wirklich so fremd, wie es der erste Anschein skizziert? Im US-Bundesstaat Wisconsin hat ein Unternehmen kürzlich seine Angestellten mit Mikochips ausgestattet – auf freiwilliger Basis. Fast die Hälfte der 85 Mitarbeiter ließ sich den Chip zwischen zwei Fingern einsetzen. Dieser zeichnet etwa die Aufenthaltszeit am Arbeitsplatz auf und regelt Zahlungsvorgänge in der Mensa. Die Mitarbeiter reagierten einerseits nervös und sorgenvoll gegenüber etwas Neuem und Ungewissem, andererseits neugierig und offen aufgrund des modernen Touchs. Ein Software-Ingenieur der schwedischen Firma, die die Mikrochips bereitstellte, geht laut einem Bericht in der New York Times davon aus, dass binnen der nächsten fünf bis zehn Jahre Mikrochips unter der Haut der Menschen zur Normalität gehören werden.
In Schweden ist das Thema Mikrochips ohnehin weit fortgeschritten. Patrick Mesterton, Mitgründer der Erfinder-Firma Epicenter, hebt in einem Interview mit der britischen Zeitung „The Telegraph“ die Bequemlichkeit hervor, die die Menschen schätzen. Hinterfragen wir uns selbst: Ist Bequemlichkeit nicht ein inniger Wunsch in Zeiten der fortschreitenden technischen und digitalen Entwicklung? Die Praktikabilität eines universell einsetzbaren ID-Passes mit ewiger Lebenszeit, der unverlierbar ist? Sogar so sehnlich, dass wir Risiken bei Sicherheit und Datenschutz aufs Spiel setzen würden?
 

Eine Reise in die Zukunft – bereits real

In Schweden, eine der fortschrittlichsten Gesellschaften der Welt, haben sich in den letzten drei Jahren rund 20.000 Menschen (Quelle: Daily Mail, 14. Juni 2017) einen Chip einsetzen lassen. Diese Zahl könnte in Kürze explodieren, da das schwedische Gesundheitssystem die Kommunikation mit Patienten mit implantierten Mikrochips, die medizinische Daten speichern, verbessern und vor allem in Notsituationen erheblich erleichtern will. Erste erfolgreiche Projekte wurden positiv beurteilt. Die schwedische Bahn arbeitet konkret an einem Projekt des futuristischen Ticketverkaufs. Über in die Hand eingesetzte Mikrochips werden Ticketpreise automatisch abgebucht. Die schwedische Bahn sieht sich in der Pionierrolle und bemüht sich redlich, den Menschen die Angst vor Überwachung zu nehmen und verspricht absoluten Datenschutz. Und man geht im Unternehmen davon aus, dass der Digitalisierungsfortschritt binnen nur eines Jahres die Diskussion zu Mikrochips völlig verändern wird – zu Gunsten einer breiten Akzeptanz in der Bevölkerung. So heißt es in dem Bericht in der Daily Mail.
 

Eine Frage der Relevanz

Seit rund zwei Jahrzehnten wird Doping im Spitzensport systematisch bekämpft. Dass massive Fortschritte erzielt worden sind, ist unbestritten. Zahlreiche im Nachhinein aufgedeckte Dopingskandale insbesondere in der Leichtathletik beweisen ganz klar: Die Sportler waren den Doping-Jägern einen oder mehrere Schritte voraus und sind das auch heute mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch. Flächendeckend äußern Experten Zweifel, dass diese Lücke auf die herkömmliche Weise jemals geschlossen werden kann.
Vielleicht gilt es nicht den goldenen Mittelweg zwischen Gerechtigkeit und Privatsphäre zu suchen. Vielleicht liefern sich Gerechtigkeit und Privatsphäre ein Duell, dessen Ausgang die Zukunft des Anti-Doping-Kampfs im Spitzensport lenkt. Eines sollte im Bewusstsein aber stets eine prominente Rolle spielen: Überwachung ist ein heikler Begriff und führt zu massiven Konsequenzen. „Sobald wir uns beobachtet fühlen, ändern wir automatisch unser Verhalten. Diese Beeinflussung auf unser Verhalten ist eine Einschränkung der Freiheit“, sagt Journalist Sascha Lobo im Dokumentarfilm „Unter Verdacht“. Dieser beängstigende Gedanke umgemünzt auf Doping im Sport hat etwas von einer pädagogischen Maßnahme, die Hände von Betrug zu lassen, die es eigentlich nicht brauchen sollte, aber anscheinend dringend erforderlich ist. Und auf diese Art und Weise zielführend sein könnte.

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