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Streitpunkt Marathon-Limits

Die Nominierung des Österreichischen Leichtathletik-Olympia-Teams war gerade vom Österreichischen Olympischen Comité (ÖOC) abgeschlossen worden, als sich erste Diskussionen breit machten. Kein Marathonläufer wurde für das traditionelle Abschlussevent in Rio berücksichtigt. Drei Läufer hatten sich noch zu Jahresbeginn große Hoffnungen gemacht:…

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Valentin Pfeil kam bei seinem Marathon-Debüt als bester Österreicher ins Ziel. © Victah Sailer / www.photorun.net
Marathon-Debüt geglückt, Olympia-Limit verpasst: Valentin Pfeil beim Vienna City Marathon 2016. © VCM / Victah Sailer / www.photorun.net
Die Nominierung des Österreichischen Leichtathletik-Olympia-Teams war gerade vom Österreichischen Olympischen Comité (ÖOC) abgeschlossen worden, als sich erste Diskussionen breit machten. Kein Marathonläufer wurde für das traditionelle Abschlussevent in Rio berücksichtigt. Drei Läufer hatten sich noch zu Jahresbeginn große Hoffnungen gemacht: WM-Teilnehmer Edwin Kemboi (KLC), Ketema Lemawork (team2012.at), der seinen Saison-Höhepunkt mit Rang 20 beim EM-Halbmarathon in Amsterdam bravourös meistern sollte, und Valentin Pfeil (LAC Amateure Steyr). Sie alle scheiterten an dem Olympia-Limit des Österreichischen Leichtathletik-Verbandes (ÖLV), der eine Qualifikationsleistung von 2:14 Stunden für einen Nominierungsvorschlag gefordert hatte. Alle drei kämpften mit schwierigen Bedingungen bei ihrem Qualifikationsversuch – ob in Rotterdam, Hamburg oder Wien. Der ÖLV blieb konsequent. Verständlicherweise, denn Regeln sind Regeln. Da half es den drei Bewerbern auch nicht, dass das international gültige Limit des Leichtathletik-Weltverbandes (IAAF) bei 2:19 Stunden lag. Das IAAF-Limit liegt auch hinblicklich der WM in London wie im Vorjahr bei 2:19 Stunden für die Herren und 2:45 Stunden für die Damen. Der ÖLV fordert dieses Mal das etwas abgeschwächte Limit von 2:15 Stunden für die Herren und von 2:35 Stunden für die Damen – wie vor zwei Jahren vor der WM in Peking.

Qualitätssicherung

Dass die IAAF Qualifikationsnormen für eine Teilnahme an Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen vorgibt, macht durchaus Sinn. So wird Qualität und Quantität von vornherein reguliert. Nationale Verbände sind als die Athleten nominierende Institutionen berechtigt, die Limits zu verschärfen. Dies macht vor allen Dingen dann Sinn, wenn ein Verband in einer Disziplin mehr als drei Athleten hat, von denen deutlich bessere Leistungen als die geforderte Norm (wie man in Deutschland sagt) zu erwarten sind. Auf diesem Wege wird eine faire Selektion angestrebt.
Der entscheidende Unterschied zwischen dem Marathon und anderen leichtathletischen Disziplinen liegt darin, dass das Starterfeld im Marathon bei Großereignissen aus organisatorischen Gründen nicht begrenzt werden muss. Ganz im Gegenteil: Die IAAF wünscht sich größere Starterfelder, immer im Rahmen der drei pro Nation startberechtigten Teilnehmer, und begehrt große Nationenvielfalt. Daher sind die Qualifikationsstandards für Marathonläuferinnen und Marathonläufer deutlich „leichter“ als in anderen Disziplinen. Nur logisch, dass sich viele Verbände für strengere Limits entscheiden, um die Qualität der eigenen Olympia- und WM-Starter zu sichern. Ebenso logisch, dass der Rahmen für Diskussionen gesetzt ist – in Österreich wie in anderen Ländern auch.

Die „Hahner-Affäre“

Marathon-Limits ist ein besonders heißes Thema bei unseren Nachbarn in Deutschland. Unter massiver Kritik, die einen Aufschrei im Läuferlager und eine inhaltlich offensichtlich überzeugende Argumentation der fünf größten Marathonläufe des Landes (Berlin, Hamburg, Frankfurt, München und Köln) beinhaltete, nahm der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) Anfang 2016 die ursprünglich für Olympia gewählten Normen zurück und erleichterte die Aufgabe. Anstatt eine Zeit von 2:12:15 Stunden bzw. 2:28:30 Stunden mussten die deutschen Läufer für einen Start in Rio nun eine Qualifikationszeit von 2:14 Stunden bzw. 2:30:30 Stunden vorweisen.
Die Initiative schien zu fruchten: Anstatt mit zwei Athleten (Gabius, der dann allerdings verletzt absagte, und Scherl, die in Hamburg auch unter der „alten“ Norm geblieben ist) nominierte der DLV zwei volle Teams für Rio. Ein Aufschwung für die in der letzten Zeit gebeutelte deutsche Laufwelt.
 

Lisa Hahner beim schnellsten Marathon ihrer Karriere in Frankfurt 2015. © SIP / Johannes Langer
Lisa Hahner beim schnellsten Marathon ihrer Karriere in Frankfurt 2015. © SIP / Johannes Langer
Doch Rio verlief unerwünscht, der Aufschwung wurde jäh gestoppt. Bei den Herren ließ Pech in der Vorbereitung die Leistungen abfallen, bei den Damen zog sich einzig Anja Scherl einigermaßen aus der Affäre. Vielen Beobachtern ein Dorn im Auge war der mit strahlendem Lächeln untermalte Hand-in-Hand-Zieleinlauf der Hahner-Zwillinge auf Platzierungen und mit Leistungsparametern, die in einer Leichtathletik-Nation wie Deutschland normalerweise nicht einmal diskutiert werden – gefolgt von euphorisch-emotionalen Aussagen trotz der sportlichen Enttäuschung. Ein Bild der wahrheitsleugnenden Postkartenidylle.
Der DLV reagierte verärgert, die größten deutschen Marathonläufe fühlten sich von jenen Athletinnen in Stich gelassen, für die sie sich im Sinne der deutschen Marathon-Szene stark gemacht hatten. Die Konsequenz, die der DLV nun zog, um derartige leistungssportliche Abfälle auf größter internationaler Bühne in Zukunft wieder zu verhindern, war vorhersehbar – strengere Normen. Deutsche Marathonläufer, die die WM in London aktiv miterleben wollen, müssen nun eine Zeit von 2:13 bzw. 2:29:30 Stunden unterbieten. Immerhin eine Kompromisslösung zwischen tatsächlicher und ursprünglich angedachter Olympia-Normen im Vorjahr. Ob auch in London fünf Marathonis die schwarz-rot-goldenen Farben vertreten werden, bleibt trotz der neu eingebürgerten Fate Tola und des von der Verletzung zurückkehrenden Arne Gabius somit fraglich.

Intensive Diskussionen auch in Kanada

Aufregung um Marathon-Limits gibt es nicht nur in Österreich oder Deutschland. Auch außerhalb Europas wird scharf diskutiert, zum Beispiel in Kanada. „Die Standards der IAAF (2:19 und 2:45, Anm.) sind international nicht kompetitiv und wir suchen nach Athleten, die Kanada auf internationalem Terrain kompetitiv vertreten“, ließ Nationaltrainer Peter Eriksson wissen. Athletics Canada setzte die A-Limits auf Marken von 2:12:50 bzw. 2:29:50 Stunden an, die B-Limits auf Marken von 2:14:10 bzw. 2:31:20 Stunden.
Der Aufschrei der Athleten war prompt laut, zumal Kanada trotz eines jüngsten Aufschwungs nur einzelne international leistungsfähige Marathonläufer besitzt. Wie in Deutschland vor einem Jahr stellen sich die Laufveranstalter, allen voran der Toronto Marathon, auf die Seite der Athleten. Reid Coolsaet, einer der besten Marathonläufer des Landes, äußert zwar sein Verständnis für die erschwerten Limits, sieht aber „die Natur des Marathonlaufs nicht repräsentiert.“ Bei nur maximal zwei Qualifikationschancen könne etwa Pech mit den Bedingungen oder der Gesundheit eine entscheidende Rolle spielen. Immerhin: Die Limits sind dieselben wie vor Rio, allerdings hat Athletics Canada im Gegensatz zu vor einem Jahr das B-Limit als Reserveoption installiert, was genau als ein Entgegenkommen zum von Coolsaet Bemängelten verstanden werden kann. Allerdings: Vor zwei Jahren brauchten die Kanadier nur eine Zeit von 2:15 bzw. 2:35 Stunden für eine WM-Qualifikation, vor vier Jahren gar nur eine Zeit von 2:17 bzw. 2:43 Stunden! Die Botschaft des kanadischen Verbandes ist somit klar.

Hausherren halten sich an 2016er-Regelung

Die schwierigsten Marathon-Limits gibt es traditionell in Japan. Allerdings auf Basis einer kombinierten Qualifikation. Wer das (viel) zu strenge Limit unterbietet – vor Olympia gelang das einzig Kayoko Fukushi – hat das Ticket in der Tasche. Ansonsten qualifizieren sich die Läuferinnen und Läufer in ausgewählten Qualifikationsrennen. WM-Gastgeber Großbritannien behält übrigens dieselben Limits wie 2016: Für einen Heimauftritt in London gilt es, im Vorfeld eine Zeit unter 2:14 bzw. 2:31 Stunden anzubieten. Den Schweizer Marathonläufern reicht genau wie den österreichischen eine um eine Minute langsamere Zeit als bei einer Olympia-Qualifikation 2016 – 2:15 respektive 2:35 Stunden. Einige Nationen wie Frankreich oder Spanien haben ihre Qualifikationsstandards noch nicht kommuniziert. Die Franzosen hatten 2016 saftige Limits von 2:11 bzw. 2:30 Stunden.

Großes Unverständnis und laute Kritik in Holland

Wer sich hierzulande über zu scharfe Marathon-Limits beschwert, muss froh sein, nicht holländischer Staatsbürger zu sein. Denn der holländische Leichtathletik-Verband, der schon 2016 mit den strengsten Limits in Europa für Aufsehen gesorgt hat, stellt seinen Marathonläufern auch in diesem Jahr wieder hohe Hürden in den Weg. 2:11:00 bzw. 2:28:30 Stunden lauten die geforderten Zeiten für einen Start in London. „Während die Limits in allen anderen Disziplinen leichter geworden sind, wurden sie im Marathon erschwert. Es gibt einen großen Wirbel in der holländischen Laufwelt“, berichtet der holländische Journalist und Laufsportexperte René van Zee.

Die neue holländische Meisterin im Marathonlauf, Ruth van der Meijden, hier bei ihrem Titelgewinn beim Amsterdam Marathon 2016, hat wohl keine Chance, das WM-Limit zu schaffen. © SIP / René van Zee
Die neue holländische Meisterin im Marathonlauf, Ruth van der Meijden, hier bei ihrem Titelgewinn beim Amsterdam Marathon 2016, hat wohl keine Chance, das WM-Limit zu schaffen. © SIP / René van Zee
Die Medienwelt reagiert mit teils deftigen Schlagzeilen, an den Verantwortlichen des Verbandes wird laute Kritik geäußert. Doch Ad Roskam, technischer Direktor des Leichtathletik-Verbandes, spricht von einer Methodik, die angewandt wurde. Und zwar habe der Verband die Top12 der letzten drei Großereignisse herbeigezogen und eine Durchschnittszeit errechnet. Allerdings – und das ist Kritikern ein Dorn im Auge, weil bei Meisterschaftsrennen anders (langsamer) gelaufen wird als bei den meisten City-Marathons – nicht die Leistungen bei WM und Olympia, sondern im jeweiligen Qualifikationszeitraum. Dann errechnete man den Mittelwert dieser Leistungen, addiert mit der durchschnittlichen Standardabweichung, um zu jener Marke zu gelangen, die der holländische Verband nun fordert – eine sehr strenge und wahrscheinlich zu strenge, aber in ihrem Sinne auch sportlich faire, methodische Herangehensweise. Die holländische Online-Plattform losseveter.nl hat auf Basis dieser Methodik ebenfalls eine Rechnung aufgestellt und die Resultate der Ränge acht bis 16 der jeweiligen Großereignisse einberechnet. Der Rechenweg führt zu einer Qualifikationszeit von 2:13:31 Stunden bei den Herren und von 2:31:46 bei den Damen – also eine deutlich lösbarere Aufgabe. Das Medium ortet hier eine Ungerechtigkeit gegenüber andere Leichtathletik-Disziplinen, da sich die Qualifikationszeit laut dieser Herangehensweise in keiner anderen Disziplin so zum Guten geändert hat wie im Marathon. Sprich, Marathonläufer sind mathematisch benachteiligt.
Realistischerweise kann wohl nur Andrea Deelstra das Limit von 2:28:30 Stunden unterbieten. Bei den Herren gibt es allerdings eine Läufergruppe, die fähig ist, europäische Klassezeiten anzubieten. Die Problematik des erschwerten Limits wurde jedoch im vergangenen Jahr beim holländischen Qualifikationsrennen in Amsterdam offensichtlich. Während Abdi Nageeye den Sprung nach Rio schaffte, scheiterten Michel Butter und Khalid Choukoud nur knapp und erzielten Zeiten, mit denen sie von jedem anderen nationalen Verband in Europa locker nominiert worden wären. Eine bittere Pille nach einem Rennen, bei dem beide volles Risiko vom ersten Kilometer an gehen mussten und unter dem Strich beachtliche Leistungen ablieferten. Nur halt ohne Belohnung.

No limits – viel Spielraum

Wer von den Diskussionen um Limits und den ganzen Limits im bisherigen Text genug hat – es gibt tatsächlich auch Länder, die ihren Athleten weniger strenge Grenzen setzen. Das Trial-System der USA ist bestens bekannt und Jahr für Jahr heftigen Diskussionen ausgesetzt – außerhalb der USA. Nicht zwingend im Marathon, wo es allerdings nur vor Olympischen Spielen zur Anwendung kommt. Ansonsten würden die großen US-Marathons nie die besten heimischen Läufer an der Startlinie haben. Vor der WM in Peking hat der US-amerikanische Leichtathletik-Verband (USATF) seine Marathon-Teams anhand eines Kriterienkatalogs nominiert, der den Läuferinnen und Läufern auch Spielraum ließ, die eigenen Stärken bei der richtigen Gelegenheit einsetzen zu können. So wurde jeweils eine Läuferin und ein Läufer aus den Top-5 der US-Meisterschaften im Herbst 2014 in St. Paul, der US-Meisterschaften Anfang 2015 in Los Angeles und aus der nationalen Jahresbestenliste 2014/2015 nominiert. Grundvoraussetzung für alle war natürlich die Erfüllung des internationalen Limits der IAAF.
In Italien orientiert man sich im Marathon ebenfalls nicht an nationalen Limits, sondern man bedient sich einer flexiblen Einschätzung der gezeigten Leistungen. So wurde für die WM in Peking mit Ruggero Pertile und Daniele Meucci sowie Valeria Straneo und Anna Incerti jeweils ein Duo nominiert. Da Pertile (Vierter) und Europameister Meucci (Achter) in Peking derartig überzeugten, wurden sie gleich nach den Weltmeisterschaften für Olympia nominiert und das Team der Herren war fixiert. Auch in Italien bieten die internationalen Limits die Grundlage für den Entscheidungsspielraum.

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