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Semenya-Doppel, rasende Zwillinge und ein Marathon-Opa
Von 8. bis 15. April finden im Metricon Stadium von Gold Coast die Leichtathletik-Bewerbe im Rahmen der Commonwealth Games 2018 statt – für 952 gemeldete Leichtathleten der erste Freiluft-Höhepunkt der neuen Saison. Denn aufgrund des attraktiven Termins haben in vielen Sportarten,…
Von 8. bis 15. April finden im Metricon Stadium von Gold Coast die Leichtathletik-Bewerbe im Rahmen der Commonwealth Games 2018 statt – für 952 gemeldete Leichtathleten der erste Freiluft-Höhepunkt der neuen Saison. Denn aufgrund des attraktiven Termins haben in vielen Sportarten, darunter auch in der Leichtathletik, die Stars ihren Start zugesagt. Bis zum Start der Diamond League Serie dauert es noch ein bisschen, Hallen-Weltmeisterschaften und Freiluft-Europameisterschaften sind terminlich etwas entfernt, was eine Saisonplanung mit mehrfachem Höhepunkt zulässt. Das trifft selbstredend auf die Marathonläufe mitten in der Frühjahrs-Marathonsaison nicht zu.
Ohne Rudisha, Kipyegon und Muir
Auf der Abwesenheitsliste der Laufbewerbe im Stadium fehlen dennoch einige Stars. Die Schottin Laura Muir, zweifache Medaillengewinnerin bei der Hallen-WM in Birmingham, verzichtet auf die Wettbewerbe, um ihr Veterinärstudium an der Universität in Glasgow Richtung nahenden Abschluss voranzutreiben. „Diese Entscheidung habe ich schon vor Jahren getroffen. An meinem Lebensplan möchte ich festhalten“, erklärt die 24-Jährige. Auch wenn Kenias Nationalteam mit namhaften Athleten anreiste, sind einige Top-Stars aus der ostafrikanischen Läuferhochburg wie David Rudisha, Faith Kipyegon oder Geoffrey Kamworor zu Hause geblieben.
800 Meter
Bei den Frauen liegt die Favoritenrolle klar auf den Schultern von Caster Semenya, die seit über zwei Jahren ungeschlagen ist und daher auch bei den Commonwealth Games gewinnen wird. Es ist der letzte große Titel im Freien, der der 27-Jährigen noch fehlt. Die Form, die sie bei den südafrikanischen Meisterschaften nachgewiesen hat, war bestechend. Sehr gute Frühform im Wettkampfjahr wiesen auch die Engländerin Shelayna Oskan-Clarke, die bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Abwesenheit Semenyas Bronze gewann, und Natoya Goule aus Jamaika nach. Dagegen lief es für die Schottin Lynsey Sharp, Medaillengewinnerin vor vier Jahren und Europameisterin von 2012, in den letzten Wochen nicht so gut. Eine klare Medaillenkandidatin ist auch die Olympia-Dritte Margaret Wambui aus Kenia, wohl die einzige realistische Herausforderin von Semenya. Die Südafrikanerin ist erstmals bei Commonwealth Games am Start, nachdem sie vor vier Jahren die sportliche Qualifikation verpasste – eine Episode einer anderen Ära.
Auch der 800m-Lauf der Männer ist gut besetzt. Favorit ist WM-Finalist Nijel Amos, der zweitschnellste Läufer des vergangenen Wettkampfjahres. Amos blickt auf den größten Erfolg seiner Karriere zurück: Vor vier Jahren besiegte er in Glasgow den großen David Rudisha und holte Gold. Der Läufer aus Botswana wird in Gold Coast herausgefordert von den jungen Kenianern Jonathan Kitilit (aktuell Weltjahresschnellster) und Wycliffe Kinyamal sowie von den Engländern Kyle Langford, Vierter der Weltmeisterschaften von London, und Elliot Giles, EM-Dritter von Amsterdam.
1.500 Meter
Caster Semenya hat sich vorgenommen, in Gold Coast gleich zwei Medaillen abzugreifen. Realistisch ist dieser Doppelschlag nach Gold und Bronze (1.500m) bei den Weltmeisterschaften in London 2017 allemal, zumal Semenya ihre Endschnelligkeit über 1.500m auf jeden Fall entgegen kommt. „Ich werde es schaffen. Es ist mein großer Traum“, ist Semenya in südafrikanischen Medien sicher. In Abwesenheit von Laura Muir und Faith Kipyegon gibt es mit der Kenianerin Beatrice Chepkoech, die in der Hallen-Saison Landesrekord gelaufen ist, eine Konkurrentin, die den Triumph der favorisierten Südafrikanerin verhindern könnte. Chepkoechs Spezialdisziplin ist der 3.000m-Hindernislauf, den gesamten Winter verbrachte sie aber auf der 1.500m-Strecke. Auf eine Medaillenchance hoffen auch die Schottin Eilish McColgan und die EM-Dritte von Amsterdam 2016, Ciara Mageean, die in Gold Coast für Nordirland an den Start geht.
Ein kenianischer Sweep im 1.500m-Lauf der Männer wäre keinesfalls ein sportliches Wunder. Denn Kenia schickt mit Elijah Manangoi den amtierenden Weltmeister und Timothy Cheruiyot den WM-Silbermedaillengewinner von London ins Rennen. Dazu kommt die mit vielen Vorschusslorbeeren behaftete, 18-jährige Nachwuchshoffnung Kumari Taki. „Wenn ich gesund bin, habe ich keinen Druck. Wir müssen uns konzentrieren und 100% geben“, appellierte Manangoi, der vor vier Jahren im Halbfinale verletzt ausgeschieden war, an das Team. Überhaupt ist der 1.500m-Lauf eine der am stärksten besetzten Laufentscheidungen in Gold Coast: Die Schotten schicken Jake Wightman und Chris O’Hare an den Start, die Australier haben mit Jordan Williamsz, Ryan Gregson und Luke Mathews ein leistungsstarkes Trio, dazu kommt Ronald Musagala aus Uganda. Der zweifache Medaillengewinner bei Olympischen Spielen, Nick Willis aus Neuseeland verpasst die Wettkämpfe mit Trainingsrückstand nach einer Verletzung.
3.000 Meter-Hindernislauf
Klein, aber fein ist die Meldeliste im 3.000m-Hindernislauf der Frauen, die nur zehn Sportlerinnen umfasst. Haushohe Favoritin ist die Kenianerin Celliphine Chespol, ehemals Jugend- und Junioren-Weltmeisterin und immer noch erst 19 Jahre alt. Der Kampf um die Medaillen hinter der designierten Siegerin, die frisch gebackene Afrikameisterin im Crosslauf ist, ist jedoch offen. Die weiteren Kenianerinnen Purity Kirui und Fancy Cherono kämpfen gegen Lokalmatadorin Genevieve LaCaze, die Kanadierin Genevieve Lalonde und die Jamaikanerin Aisha Praught um Edelmetall. Die Kenianerinnen stehen unter spürbarem medialen Druck, die Schmach der Weltmeisterschaften in London in der kenianischen Spezialdisziplin vergessen zu machen, als es einen US-Doppelsieg gab.
Nur unwesentlich größer ist das Starterfeld der Herren mit elf Nennungen. Auch hier gibt es einen klaren Favoriten: Olympiasieger und Weltmeister Conseslus Kipruto. Der 23-Jährige hatte die Kenya Trials aus Krankheitsgründen verpasst, erhielt aber eine Startplatz-Garantie vom nationalen Olympischen Komitee Kenias (NOCK). Läuft alles nach Plan, führt Kipruto mit Abraham Kibiwott und Amos Kirui einen kenianischen Dreifachsieg an. Wie bei Semenya fehlt Kipruto nur noch diese Goldmedaille zur Vollkommenheit im Trophäenschrank. Der Rest des Feldes kommt aus einer anderen Leistungsklasse. Am ehesten haben Matthew Hughes aus Kanada und Albert Chemutai aus Uganda die Chance auf eine Überraschung.
5.000 Meter
Wie im 800m-Lauf der Frauen ist auch über 5.000m die Weltmeisterin am Start. Hellen Obiri, die in den Genuss einer Wildcard des NOCK kam, ist trotz einer bestenfalls mittelmäßigen Winter-Saison die erklärte Favoritin. „Es ist das erste Mal seit 2012, dass ich bei einer großen Meisterschaft dabei war und ohne Medaille nach Hause fuhr. Es lag eine Menge Arbeit vor mir und die habe ich erledigt“, war die 28-Jährige von Rang vier bei der Hallen-WM im 3.000m-Lauf vor einem Monat angestachelt. Neben den anderen beiden Kenianerinnen Margaret Kipkemboi und die Nationalteam-Debütantin Eva Cherono wollen auch die Schottin Eilish McColgan in ihrer Paradedisziplin, ihre Landsfrau Stephanie Twell, Mercyline Chelangat und das australische Trio mit Madeleine Hills, Celia Sullohern und Eloise Wellings um die Spitzenplätze mitkämpfen. Für England geht die ehemalige EM-Medaillengewinnerin im 1.500m-Lauf, Laura Weightman ins Rennen.
Der 5.000m-Lauf der Männer müsste eine der wenigen Laufentscheidungen sein, die nicht mit einem kenianischen Triumph oder einem Sieg von Caster Semenya enden. Denn das kenianische Trio ist international nicht sehr erprobt. Joshua Cheptegei aus Uganda ist favorisiert. Der Kanadier Mo Ahmed, Olympia-Vierter von Rio und WM-Sechster von London, hofft auf eine gute Medaillenchance – ansonsten scheint im 18 Läufer umfassenden Feld vieles möglich.
10.000 Meter
Die Teilnehmerfelder auf den beiden längsten Distanzen überschneiden sich an vielen Stellen. So schickt beispielsweise Gastgeber Australien die selben drei Läuferinnen in beide Entscheidungen. Das Starterfeld über 10.000m wird angeführt von den Kenianerinnen Stacy Ndiwa, Sandrafelis Tuei und Beatrice Mutai. Die Schottin Eilish McColgan ist für drei Distanzen gemeldet – auf den 1.500m-Lauf oder den 10.000m-Lauf wird sie wohl verzichten. Auch die Kanadierin Natasha Wodak und Stella Chesang aus Uganda hoffen auf eine Spitzenplatzierung.
Ein hoch interessantes Starterfeld präsentiert sich bei den Herren. Neben einem international nicht sehr erfahrenen kenianischen Trio spekuliert auch der Neuseeländer Jake Robertson, der gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Zane, der auch gemeldet ist, aber wohl nur den Marathon bestreiten wird, den Landesrekord im 10km-Straßenlauf in einer Spitzenzeit von 27:26 Minuten hält, auf Edelmetall. Favorit ist Vize-Weltmeister Joshua Cheptegei aus Uganda, sofern nach dem 5.000m-Lauf genügend Energien vorhanden sind. Weitere starke Athleten sind dessen Landsmann und Crosslauf-Junioren-Weltmeister Jacob Kiplimo, der Kanadier Mo Ahmed, der Engländer Andy Vernon und Lokalmatador Patrick Tiernan.
Marathon
Aufgrund der attraktiven Startmöglichkeiten im europäischen Frühling sind die Marathonläufe nicht besonders besetzt. Bei den Frauen sind nur 18 Läuferinnen gemeldet, bei den Männern immerhin 28. Die Marathonläufe bilden am 15. April den Schlusspunkt der Commonwealth Games 2018 – eine ausführliche Vorschau gibt es nächste Woche auf RunAustria.at. Bei den Frauen hoffen die Australierinnen Lisa Weightman und Jessica Trengove in den Kampf um die Medaillen mit den drei Kenianerinnen eingreifen zu können. Auch Helalia Johannes aus Namibia, bereits mehrfach beim Vienna City Marathon am Start, dürfte eine Chance haben.
Bei den Herren ist der Schotte Callum Hawkins, WM-Vierter von London, der große Star und ein heißer Tipp auf die Goldmedaille. Mit Erfolgsaussichten geht auch der in Marathonläufen noch nicht sehr erprobte Zane Robertson ins Rennen. Aus den afrikanischen Nationen stechen Munyo Mutai aus Uganda, WM-Bronzemedaillengewinner von 2015, und der bereits 44-jährige Veteran Kenneth Mungara heraus. Dieser verfügt übrigens immer noch über eine beachtliche Leistungsfähigkeit und hat die stärkste Bestleistung im Feld. Der Waliser Dewi Griffiths musste mit einer Verletzung passen.
Der Zeitplan der Commonwealth Games 2018 (Laufentscheidungen):
Sonntag, 8. April um 8:40 Uhr MEZ: 5.000m-Finale der Männer
Montag, 9. April um 12:35 Uhr MEZ: 10.000m-Finale der Frauen
Dienstag, 10. April um 14:04 MEZ: 1.500m-Finale der Frauen
Mittwoch, 11. April um 11:45 MEZ: 3.000m-Hindernislauf-Finale der Frauen
Donnerstag, 12. April um 14:13 Uhr MEZ: 800m-Finale der Männer
Freitag, 13. April um 11:30 Uhr MEZ: 3.000m-Hindernislauf-Finale der Männer
Freitag, 13. April um 12:45 Uhr MEZ: 800m-Finale der Frauen
Freitag, 13. April um 13:10 Uhr MEZ: 10.000m-Finale der Männer
Samstag, 14. April um 7:20 Uhr MEZ: 5.000m-Finale der Frauen
Samstag, 14. April um 8:10 Uhr MEZ: 1.500m-Finale der Männer
Samstag, 14. April um 23:20 Uhr MEZ: Marathon der Frauen
Sonntag, 15. April um 0:15 Uhr MEZ: Marathon der Männer
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