VCM: Ein Weltrekordler und ein „Wow-Effekt“ für alle

© VCM / Christoph Lepka

VCM-Veranstalter Wolfgang Konrad verspricht den über 41.000 Läuferinnen und Läufern bei der 35. Austragung von Österreichs beliebtester Laufveranstaltung einen „Wow-Effekt“ und ist stolz, dass erstmals der amtierende Weltrekordhalter den Marathon in Wien läuft. Die voraussichtlichen Hauptprotagonisten zeigten sich bei der Pressekonferenz im Athletenhotel betont zurückhaltend.
 

Besonderheit in der VCM-Historie

Sieben Jahre, nachdem es Wolfgang Konrad und seinem Team erstmals gelang, die äthiopische Lauflegende Haile Gebrselassie nach Wien zu lotsen und ihn für den Halbmarathon zu begeistern, feiert der Vienna City Marathon bei seiner 35. Auflage eine neuerliche sportliche Sternstunde. Erstmals läuft mit Dennis Kimetto der amtierende Weltrekordhalter in Wien. „Das ist etwas gang, ganz Besonderes für die Geschichte des VCM“, betont Konrad.
 

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Bühne für ein gelungenes Comeback

Der 34-jährige Kenianer hat sich bewusst den Vienna City Marathon für ein Comebackrennen nach einer Zeitspanne voller Verletzungsprobleme und Beschwerden ausgesucht. „Er wünschte sich keinen großen Marathon wie Boston oder London, sondern einen, wo er im Fokus steht und wo ein Rennen um ihn gebaut wird. Damit er sich optimal wohlfühlen und ein gutes Comeback zeigen kann“, erklärt Athleten-Koordinator Mark Milde, wie der Coup zustande gekommen ist. Kimetto, der nach der Absage beim Wörthersee Halbmarathon im vergangenen Sommer erstmals in Österreich läuft, ist guter Dinge: „Ich bin in guter Form und habe mich gut vorbereiten können.“ Im Winter hat sein Team die Behandlungsmethode in der Physiotherapie verändert, chronische Beschwerden am Knie, die ihn seit seinem Weltrekordlauf von Berlin 2014 begleitet haben, gehören der Geschichte an.
 

Kimetto backt kleinere Brötchen

Trotz seines Daseins als Weltrekordhalter hält Kimetto im Vorfeld des Rennens den Ball bestimmt flach. Ein Sieg in einer 2:07er- oder 2:08er-Zeit würde ihn am Sonntag zufrieden stellen. Zu sehr ist die jüngere Vergangenheit mit den vielen Verletzungssorgen präsent, als Kimetto mehr Marathons frühzeitig beenden oder seinen Start gar frühzeitig absagen musste, als er zu Ende gebracht hat. Zweimal sah er nach dem überragenden Auftritt in Berlin 2014 das Marathon-Ziel, einmal weit abgeschlagen in einer Zeit über 2:10 Stunden. Der Vienna City Marathon 2018 hat für seine Karriere auch deshalb eine wichtige Bedeutung – er soll eine Wende zum Guten darstellen und einen Restart für den zweiten Teil seiner Marathon-Karriere darstellen. Auch Mark Milde äußerte sich vor abschließenden Gesprächen zur Renngestaltung vorsichtig: Ein gelungenes Comeback von Dennis Kimetto und die dafür notwendigen Rahmenbedingungen stünden am Sonntag in Fokus, nicht unbedingt eine Jagd auf den Streckenrekord.
 

Kenianische Herausforderer

Die stärksten Gegner Kimettos kommen am Sonntag nach der verletzungsbedingten Absage des Äthiopiers Dino Sefir wohl aus Kenia. Ishmael Bushendich ist einer der konstantesten Marathonläufer der letzten Jahre. Höhepunkte seiner bisherigen Karriere waren der Sieg beim Toronto Marathon 2015 – einer von insgesamt fünf – und der zweite Platz beim VCM im letzten Jahr. „Mit dem Sieg wird’s auch heuer nicht leicht, schließlich ist ja Dennis im Rennen“, stellt der 27-Jährige mit einem Lächeln fest.
Viel verspricht sich Mark Milde vom jungen Nicholas Rotich, der aus der Trainingsgruppe von Patrick Sang rund um Marathon-Olympiasieger Eliud Kipchoge und Halbmarathon-Weltmeister Geoffrey Kamworor stammt. Der 22-Jährige hat zwar Erfahrung als Pacemaker (u.a. in breaking-2-Inszenierung von Monza 2017), die bisherige Bestleistung von 2:20:16 Stunden hievt ihn allerdings nicht in den Favoritenkreis. Dank bestechender Trainingsleistungen ist die Chance auf den Durchbruch beim VCM 2018 durchaus gegeben. „Klar, die anderen Jungs hier sind viel erfahrener als ich. Aber zum ersten Mal gehe ich mit voller Konzentration auf einen Marathon ins Rennen“, so der Youngster, der eine 2:07er-Zeit für möglich hält und von seinem Trainingskollegen und Idol Kipchoge schwärmt: „Ich lerne jeden Tag so viel von ihm. Er ist ein netter Kerl und ein vorbildlicher Athlet. Vor allem seine Disziplin ist beeindruckend!“
Das Elitefeld der Männer komplettierten Abrha Milaw aus Äthiopien, Sieger des Stockholm Marathon 2017, sein Landsmann Addisie Birhanu, zweimal Zweiter beim Rom Marathon, sowie die Kenianer Samwel Maswai, der zum dritten Mal in Wien am Start ist, und Dominic Ruto, Sieger des Beirut Marathon 2017.
 

Rot-weiß-rotes Duo greift nach EM-Limit

Der Vienna City Marathon 2018 darf sich nicht nur über ein gutes internationales Feld freuen, sondern auch über starke Österreicher im Rennen. Peter Herzog (LC Saalfelden) und Christian Steinhammer (ULC Riverside Mödling) gehen optimistisch an den Start. Beide zählen zum Kreis der Anwärter auf einen Startplatz bei den Europameisterschaften in Berlin, das ÖLV-Limit von 2:17 Stunden haben beide im Herbst knapp verpasst – Herzog in Berlin, Steinhammer in Frankfurt. Beide genossen dabei nicht wirklich hervorragende Bedingungen. Da der ÖLV die Nominierung eines Teams anstrebt, sind beide wohl ohnehin im August in Berlin dabei. Die Erfüllung des Limits würde jedoch selbst Restzweifel ausräumen.
 

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Unterschiedliche Planungen in der Vorbereitung

Dabei demonstrierten die beiden Lokalmatadoren unterschiedliche Herangehensweisen. Steinhammer hat sein Training komplett auf den Vienna City Marathon ausgelegt. Die Halbmarathon-WM in Valencia Ende März diente als Generalprobe, die in einer persönlichen Bestleistung von 1:05:09 Stunden gelang. „Ich freue mich riesig auf das Rennen. Mein Ziel lautet klarerweise, so schnell wie möglich im Ziel zu sein. Aber die EM-Quali ist natürlich im Fokus“, zeigte sich der 29-Jährige mit seiner Vorbereitung unter Trainer Hubert Millonig zufrieden. Der Niederösterreicher geht in seinen zweiten Marathon, hat aber bereits vielfache VCM-Erfahrung über Teilnahmen an den Jugendläufen, am Halbmarathon und gleich bei zwei Gelegenheiten als vertrauter Tempomacher für Valentin Pfeil, der dieses Mal aufgrund von Trainingsrückstand fehlt. „Damals war ich nervöser als bei eigenen Rennen. Denn, wenn man ein eigenes Rennen in den Sand setzt, muss man es nur vor sich selbst rechtfertigen und nicht vor anderen“, erinnert der Niederösterreicher sich.
Peter Herzog hingegen entschied sich erst kurzfristig für ein Antreten in Wien. Sein Saisonziel lautete Halbmarathon-WM, wo er sich mit einer grandiosen Leistung von 1:03:22 Stunden auf Rang drei der ewigen ÖLV-Bestenliste über diese Distanz katapultierte. „Ich bin von meinem Niveau machmal selbst überrascht“, grinst der Quereinsteiger, der über diverse Ausdauersportarten schlussendlich vom Triathlon zum Laufsport kam. „Im Radfahren und Laufen war ich immer schon sehr gut, aber geschwommen bin ich wie eine Werkzeugkiste“, begründete der Salzburger seinen Schritt. Seither ging es steil bergauf bis hin zur Glanzleistung von Valencia, die in spätestens zu einer der heißesten Aktien im österreichischen Laufsport macht. Nach der Halbmarathon-WM in Valencia und einer einwöchigen Trainingspause aufgrund eines Infekts entschied er sich, doch noch einen Frühjahrs-Marathon zu absolvieren. „Es war immer glasklar: Wenn Marathon, dann in Wien! Der VCM ist einfach die größte und schönste Laufveranstaltung in Österreich“, so der 30-Jährige. Bei der Pressekonferenz machte Herzog einen betont zurückhaltenden Ausblick auf Sonntag. Auch die EM, so sagt er, spielt in seinem Kopf noch keine Rolle. Mal sehen, ob sich das in 72 Stunden nicht anders darstellt.
 

Chance für Robin

Als drittbester Österreicher geht Christian Robin (LC Villach) ins Rennen. Der Kärntner verfügt über eine persönliche Bestleistung von 2:19:11 Stunden, gelaufen 2016 in Frankfurt. Ihm bietet sich beim VCM mit einer starken Leistung die Chance, vielleicht doch noch auf den EM-Zug Richtung Berlin aufzuspringen.
 

Party-Time

Über 41.000 Läuferinnen und Läufer werden am Samstag und Sonntag einen der sieben Bewerbe im Rahmen des 35. Vienna City Marathon bestreiten. Dank prognostiziertem Kaiser-Wetter kündigt Wolfgang Konrad „Party-Time“ für alle an. Gleichzeitig betonte er bei der Pressekonferenz den großen Anteil, den der Vienna City Marathon mit seiner langen Historie am besonderen Stellenwert des Laufens in der österreichischen Gesellschaft hin zu einem gesundheitsbewussten Lebensstil einnimmt.
 
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Vienna City Marathon

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