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Sowohl bei den Halbmarathon-Weltmeisterschaften 2014 in Kopenhagen als auch bei jenen 2016 in Cardiff gingen alle Einzelmedaillen und die Goldmedaille in der Teamwertung bei den Damen an Kenia. Eine derartige Dominanz hat es trotz der bekannten Stellung des kenianischen Laufsports…
Sowohl bei den Halbmarathon-Weltmeisterschaften 2014 in Kopenhagen als auch bei jenen 2016 in Cardiff gingen alle Einzelmedaillen und die Goldmedaille in der Teamwertung bei den Damen an Kenia. Eine derartige Dominanz hat es trotz der bekannten Stellung des kenianischen Laufsports in der internationalen Laufszene noch nie gegeben – auch nicht in den Zeiten der dreifachen Weltmeisterin Tegla Loroupe. Nur einmal, 2007, standen auch drei gebürtige Kenianerinnen auf dem Stockerl, doch die damalige Siegerin Lornah Kiplagat hatte längst die holländische Staatsbürgerschaft angenommen. Bei der 23. Auflage der mittlerweile zweijährlich stattfindenden Titelkämpfe über die 21,0975 Kilometer will Kenia den dritten „Sweep“ in Folge schaffen und die Chancen stehen gut.
Ein Blick in die Startliste manifestiert die Favoritenrolle der Kenianerinnen. Mit Joyciline Jepkosgei und Fancy Chemutai sind die Weltrekordhalterin und die zweitschnellste Halbmarathonläuferin aller Zeiten nominiert. Die 24-jährige Jepkosgei hat ihren Weltrekord von 1:04:51 Stunden im vergangenen Herbst in Valencia markiert. Chemutai, die zu Wochenbeginn ihren 23. Geburtstag gefeiert hat, verpasste diese Bestmarke in Ras Al Khaimah Anfang Februar nur um eine Sekunde. Damals, sozusagen bei der Generalprobe für die WM, lief Chemutai fast zwei Minuten schneller als Jepkosgei. Die dritte kenianische Medaillenkandidatin im Bunde ist Mary Wacera, die 2014 Silber und 2016 Bronze gewann (hinter der wegen einer Schwangerschaft aktuell pausierenden Titelverteidigerin Peres Jepchirchir und der diesmal abwesenden Cynthia Limo). Außerdem sind für Kenia Ruth Chepngetich (mit einer persönlichen Bestleistung von 1:06:19 Stunden die Nummer vier im Rennen) und Außenseiterin Pauline Kaveke, die in Japan lebt, im Rennen.
Chemutai und Jepkosgei selbstbewusst
Die sich aufgrund des Ergebnisses in Ras Al Khaimah in der Favoritenrolle befindliche Fancy Chemutai zeigt sich vor dem Rennen am Samstag voller Selbstbewusstsein: „Das gesamte Feld wird Jepkosgei und mich jagen. Ich bin bereit für diese Herausforderung und werde mich auf mein eigenes Rennen konzentrieren.“ Nach ihrem Sieg in Ras Al Khaimah verlor die 23-Jährige etwas an Trainingszeit aufgrund einer leichten Knöchelverletzung, doch mittlerweile ist sie wieder fit. Die zweite große Favoritin Joyciline Jepkosgei hofft, dass die Vorkenntnisse ihr einen Vorteil bringen: „Ich war schon ein paarmal hier am Start und ich kenne die Strecke sehr gut.“
Chumba härteste Gegnerin für Kenianerinnen
Kurioserweise kommen die größten Herausforderinnen der Kenianerinnen nicht aus dem Land des prestigeträchtigen Rivalen Äthiopien, der mit Netsanet Gudeta Kebede (21), Zeineba Yimer (19), Bekelech Gudeta (20), Meseret Belete (18) und Zinash Mekonnen (21) ein junges Team ins Rennen schickt. Chancen auf eine vordere Platzierung hat – unvorhersehbare Sensationen ausgeschlossen – wohl nur Netsanet Gudeta Kebede, die übrigens – laut Website des Leichtathletik-Weltverbandes (IAAF) – nicht zu verwechseln ist mit jener Netsanet Gudeta, die bei den letzten beiden Halbmarathon-Weltmeisterschaften die Ränge sechs und vier belegt hat. Skurrilerweise verbindet die beiden Läuferinnen nicht nur derselbe Name, sondern eine ähnliche Halbmarathon-Bestleistung.
Als aussichtsreichste Herausforderin der Kenianerinnen geht eine Kenianerin ins Rennen, die für den Bahrain an den Start geht: Asien-Rekordhalterin Eunice Chumba, die im vergangenen Jahr eine Sensationszeit von 1:06:11 Stunden gelaufen ist. Auch ihr einziges Rennen in diesem Jahr war gutklassig, 1:07:18 Stunden in Houston. Mit Tejitu Daba, Shitaye Eshete, Desi Mokonin und Marathon-Weltmeisterin Rose Chelimo tritt der Bahrain mit einem starken Team an und ist programmierter Kandidat auf die Silbermedaille hinter Kenia in die Teamwertung. Es wäre die erste überhaupt für die Insel im Persischen Golf.
Japans Ziel: Bronze im Team
Die Teamwertung ist auch das große Ziel für Japans Marathonläuferinnen. Bei den letzten neun Halbmarathon-Weltmeisterschaften gewann Japan nur einmal (2009) nicht die Bronzemedaille. Dazu kommen sieben weitere Team-Medaillen für Japan in der Ära der starken japanischen Straßenläuferinnen rund um Mizuki Noguchi. Die erste japanische Einzelmedaille seit Noguchi 1999 ist unter normalen Voraussetzungen außer Reichweite, weshalb Kaori Morita, Yuka Hori, Mao Ichiyama und Honami Maeda sich auf konstante Leistungen und gute Platzierungen konzentrieren, die addiert für eine Medaille in der Teamwertung reichen mögen. Dafür werden die drei besten Resultate registriert, die Positionen im Endresultat addiert. Konkurrentinnen der Japanerinnen könnten die Äthiopierinnen, die US-Amerikanerinnen, die Britinnen und möglicherweise die Spanierinnen sein.
Eine Außenseiterchance auf eine Medaille rechnet sich auch die US-Amerikanerin Jordan Hasay aus, die drei Wochen vor dem Boston Marathon in der provisorischen Startliste steht, zuletzt aber nicht in absoluter Topform agierte. Sie verfügt über eine persönliche Bestleistung von 1:07:55 Stunden und eine Saisonbestleistung von 1:08:38 Stunden. Die schnellsten Europäerinnen in der Startliste sind die Britinnen Charlotte Purdue und Gemma Steel, die Spanierin Trihas Gebre, die Schweizerin Fabienne Schlumpf, deren Landesrekord bei 1:10:17 Stunden hält, sowie die Tschechin Eva Vrabcova-Nyvltova. Top-Ten-Platzierungen werden für die besten Europäerinnen nicht leicht realisierbar.
ÖLV in der Zuschauerrolle
Die Entscheidung bei den Damen geht am Samstagabend mit Start um 17:05 Uhr ohne österreichische Beteiligung über die Bühne. Durch den vergleichsweise frühen Marathonstart von Cornelia Moser (LC Saalfelden) Anfang April in Rotterdam hat sich auch keine Läuferin angeboten. Auch die Salzburgerin hat das stattliche ÖLV-Limit von 1:13:00 Stunden (Diese Zeit haben überhaupt erst zwei Österreicherinnen jemals unterboten, Anm.) um rund zwei Minuten verpasst. Insgesamt haben 139 Teilnehmerinnen aus 57 Nationen gemeldet. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) ist in Valencia mit Marathon-Olympia-Teilnehmerin Anja Scherl vertreten. Aus der Schweiz wäre neben Fabienne Schlumpf auch noch Martina Strähl nominiert gewesen, doch die 30-Jährige, die im Gegensatz zur in Südafrika im Höhentrainingslager sich vorbereitenden Schlumpf in ihrer Heimat trainiert hat, verpasst die Halbmarathon-WM krankheitsbedingt.
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