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Vier unter 2:20 Stunden – Dubai Marathon der Sensationszeiten
Dem Dubai Marathon scheinen keine Grenzen gesetzt – abgesehen jener, dass der so ersehnte Weltrekordlauf weiterhin ein sehnsüchtiger Traum bleibt. Dafür hat die Veranstaltung im Emirat der Reichen am Persischen Golf ein unverkennbares Markenzeichen. Läuferinnen und Läufer, die bis dato…
Dem Dubai Marathon scheinen keine Grenzen gesetzt – abgesehen jener, dass der so ersehnte Weltrekordlauf weiterhin ein sehnsüchtiger Traum bleibt. Dafür hat die Veranstaltung im Emirat der Reichen am Persischen Golf ein unverkennbares Markenzeichen. Läuferinnen und Läufer, die bis dato entweder noch nicht bekannt sind, weil sie debütieren, oder bisher in der zweiten Reihe gestanden haben, stürmen mit einem Fabellauf ins Rampenlicht der Weltklasse, die an den erzielten Laufzeiten zweifelsohne festgestellt werden kann. Der Dubai Marathon 2018 bietet eine Ausnahme. Nicht, weil diese Serie an Sensationen und sensationellen Zeiten zu Ende ging, sondern weil eine bisher nie da gewesene Reihe an Sensationsleistungen produziert wurden. Unglaublich. Unheimlich!
Viele statistischen Parameter halten dieses herausragende Rennen für die Annalen fest. Der neue Streckenrekord der Überraschungssiegerin Roza Dereje liegt bei einer Zeit von 2:19:17 Stunden. Nur London, Chicago, Rotterdam und Berlin können weltweit einen besseren aufweisen. Vier Läuferinnen – neben Dereja auch Feyse Tadese, Yebrgual Melese und Worknesh Degefa – blieben in Dubai unter 2:20 Stunden. Das hat es in der Geschichte des Marathonlaufs noch nie geben. Die Zeit der drittplatzierten Melese (2:19:36 Stunden) ist eine ewige Bestmarke um 16 Sekunden für diese Platzierung, die Zeit der viertplatzierten Degefa (2:19:53 Stunden) eine um 37 Sekunden. Diese bisherigen Rekorde hielt die 2012er-Ausgabe des Dubai Marathon, als Mare Dibaba in 2:19:52 Stunden Dritte und Bezunesh Bekele in 2:20:30 Stunden Vierte war. Letzt genannte Zeit hat heuer auch die fünftplatzierte Haftamnesh Tesfay unterboten. Deren furioses Marathon-Debüt war ausnahmsweise kein Rekord.
Die Leistungen der ersten Vier sind die Zeiten Nummer 31 bis 34 unter 2:20 Stunden in der Geschichte des Marathonlaufs, nur rekordtaugliche Strecken berücksichtigend. Dereje reihte sich auf Rang sieben der ewigen Bestenliste ein, Tadese auf Position elf, Melese auf Position 14 und Degefa auf Position 25.
Flut an Bestleistungen
Was gleich auffällt: Die eigentlichen Favoritinnen sind in dieser Auflistung gar nicht dabei: Die dreifache Dubai-Siegerin Aselefech Mergia, die nicht in Erscheinung trat und noch auf der erste Hälfte die Segel strich, sowie Mare Dibaba, Weltmeisterin von 2015 und Olympia-Dritte von 2016, die nach zwei Dritteln der Distanz ausstieg. Sie konnte dem höllischen Tempo der Spitze nicht folgen. Diese schlug ein Tempo an, das eigentlich viel zu schnell für die einschätzbare Leistungsfähigkeit der Läuferinnen war. Doch die Spitzengruppe hielt dem Höllentempo stand. Siegerin Dereje, deren bisher größte Leistungen zwei Siege beim Shanghai Marathon und ein dritter Platz beim Vienna City Marathon 2017 waren, verbesserte ihre persönliche Bestleistung um 3:26 Minuten, die zweitplatzierte Tadese, mit 29 die erfahrenste der Spitze, um 57 Sekunden (aber die mit Abstand schnellste Zeit seit Jahren), die drittplatzierte Melese um 3:15 Minuten, Titelverteidigerin Degefa um 2:43 Minuten und die sechstplatzierte Gelete Burka um 5:18 Minuten. Alle anderen Läuferinnen in den Top-Ten waren Debütantinnen, die neuntplatzierte Senbere Teferi, die eine Zeit von 2:24:11 Stunden lief, hatte davor sogar noch nie einen Halbmarathon bestritten. Man lasse sich auf der Zunge zergehen: Eine Titelverteidigerin bei einem der Top-Ten-Marathons der Welt steigert sich im Vergleich zum Vorjahr um fast drei Minuten und landet abseits des Stockerls…
Immer schneller
Ebenfalls außergewöhnlich und damit Zeuge eines unfassbaren Rennverlaufs ist die Tatsache, dass das Rennen immer schneller wurde. Die ersten Fünf liefen allesamt einen negativen Split, also eine schnellere zweite Marathonhälfte. Und das, obwohl die ersten 21,0975 Kilometer in einer Zeit von 1:10:07 Stunden absolviert waren – sensationelle 15 Läuferinnen waren zu diesem Zeitpunkt noch vereint. Vor allen Dingen Mare Dibaba und Worknesh Degefa zeigten sich in der ersten Hälfte vorne. Die ersten fünf Kilometer waren nach 16:46 Stunden erreicht, es sollte der langsamste 5km-Abschnitt bleiben. Anfangs der zweiten Hälfte stieg Dibaba aus, eine achtköpfige Spitzengruppe, die bis dato einen hervorragenden Tempomacher-Service genoss, erreichte die Zwischenzeit bei Kilometer 30 angeführt von der späteren Siegerin Roza Dereje in 1:39:41 Stunden. Nun nahm die Äthiopierin, von der der Leichtathletik-Weltverband laut Athletenprofil kein Geburtsdatum kennt, das Ruder in die Hand. Mit Teilzeiten von 16:22 Minuten und 16:20 Minuten folgten nun die schnellsten 5km-Abschnitte des Rennens. Die Spitze hatte noch jede Menge Energie, schließlich umfasste die Gruppe bei Kilometer 35 noch sechs, bei Kilometer 40 noch vier Leute. Die finalen fünf Kilometer-Zwischenzeiten von Dereje sind beinahe unglaublich: 3:14, 3:16, 3:14, 3:11 und 3:08 Minuten!
Dereje im Finale am stärksten
Es kam zum spannenden Finale, in dem sich Dereje als die klar Stärkste erwies. In einer Teilzeit von 6:56 Minuten stürmte sie von Kilometer 40 ins Ziel und feierte in einer Zeit von 2:19:17 Stunden einen berauschenden Erfolg, der mit einem feinen Taschengeld von 200.000 US-Dollar (entspricht gut 160.000 Euro) belohnt wurde. Streckenrekord- oder Zeitprämien gibt es beim Dubai Marathon traditionell nicht. Ihrer Attacke knapp zwei Kilometer vor dem Ziel konnte nur ein männlicher Pacemaker folgen, der ihr auch noch ein schönes Zielfoto versaute. 14 Sekunden bleib sie unter dem sechs Jahre alten Streckenrekord ihrer Landsfrau Aselefech Mergia, der auch der Leistung der zweitplatzierten Feyse Tadese nicht standgehalten hätte. Die Serie an Wunderleistungen endete erst, als die siebte Läuferin ins Ziel kam. Denn auch für die Platzierungen fünf bis sieben bedeuten die Resultate aus Dubai 2018 neue Rekorde, teils deutlich. Ein Marathonlauf der Damen war in seiner Ausgeglichenheit an der Spitze noch nie so hochklassig. Der Durchschnitt der zehn schnellsten je in Dubai gelaufenen Zeiten hievt den Dubai Marathon auf Rang zwei hinter dem London Marathon. Auch bei den Herren ist der Dubai Marathon in dieser Wertung nun Zweiter hinter dem Berlin Marathon.
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