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Mary Keitany dringt in die Liga von Paula Radcliffe ein

Am Ende präsentierte Mary Keitany ihren muskulösen Körper den Fotografen und hielt stramm eine kenianische Flagge hinter ihrem Kopf. Ihre Gesichtsausdruck demonstrierte eher eine „Ich-hab’s euch ja gesagt“-Haltung als pures Glück. Nur wenige Sekunden zuvor hatte die 33-Jährige ein denkwürdiges…

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© Getty Images
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Am Ende präsentierte Mary Keitany ihren muskulösen Körper den Fotografen und hielt stramm eine kenianische Flagge hinter ihrem Kopf. Ihre Gesichtsausdruck demonstrierte eher eine „Ich-hab’s euch ja gesagt“-Haltung als pures Glück. Nur wenige Sekunden zuvor hatte die 33-Jährige ein denkwürdiges Rennen beendet, mit dem sie als erste Frau der Geschichte in jene Liga eingedrungen ist, die bis dato für die britische Weltrekordläuferin Paula Radcliffe reserviert war. Viele hatten ihr dies aufgrund der Resultate beim London Marathon der letzten Jahre gar nicht zugetraut, obwohl sie den Mund bei der Pressekonferenz ziemlich voll genommen hatte. Mit Recht: Sie hielt ihr Versprechen und schaffte dabei in einer furiosen Zeit von 2:17:01 Stunden sogar einen Weltrekord für reine Frauen-Rennen.

Die zwei Weltrekorde der IAAF

Es mag ein bisschen seltsam anmuten, aber tatsächlich führt der Leichtathletik-Weltverband (IAAF) zwei Weltrekorde im Marathonlauf der Damen. Einen offiziellen, den von Paula Radcliffe, aufgestellt beim London Marathon 2003, in 2:15:25 Stunden, der nach wie vor am Platz an der Sonne thront. Diskussionen gab es über diese Zeit immer, denn damals startete im Gegensatz zu heute das Damen-Rennen beim London Marathon gemeinsam mit dem Herren-Rennen, womit die schnellsten Damen von männlichen Pacemakern profitieren konnten. Daher sahen viele die bis gestern drittschnellste Zeit der Geschichte, die 2:17:42 Stunden, die Paula Radcliffe beim London Marathon 2005 markiert hatte, als repräsentativen Weltrekord für Damen-Rennen an. Zwar ist die Unterscheidung durchaus verständlich, aber zwei Weltrekorde für eine Disziplin zu führen, mutet absurd an. Trotzdem feiert die Leichtathletik-Welt nun diesen neuen Marathon-Weltrekord für reine Frauen-Rennen. Dank Mary Keitanys Wundertat von London.

Harakiri mit Anlauf und Happy-End

Die US-amerikanische Läufer-Plattform ist bekannt für eine ungeblümte, direkte Wortwahl. Der Titel „Mary Keitany überlebte ein nahezu selbstmörderisches Tempo in der ersten Hälfte“ fasst das Rennen perfekt zusammen. Es ist durchaus anzunehmen, dass weite Teile des Elitefeldes vor dem London Marathon angesichts dieses Rennplanes schlecht geschlafen haben. Denn dieses Tempo konnte die „normale“ Marathon-Weltklasseläuferin nicht mitgehen und eine vernünftige Zeit ins Ziel zu bringen. Für viele war das Tempo der zweiten Gruppe schon zu hoch und so zog sich das Elitefeld bis zum Schluss weit auseinander. Für die hoch ambitionierte Kenianerin Mary Keitany organisierte der London Marathon ein eigenes Rennen. Unterstützt von der überragenden Pacemakerin Caroline Chepkoech lief Keitany ihre Wahnsinnszeit im Alleingang. Und „überlebte“!

Irre Zwischenzeiten

Was Keitany in der ersten Marathon-Hälfte ablieferte, hatte die Marathon-Welt noch nie gesehen. 15:31 Minuten für fünf Kilometer (Hochrechnung der Zielzeit 2:10:57 Stunden!!!), 31:17 Minuten für zehn Kilometer (Pacemakerin Caroline Chepkoech verpasste ihre 10.000m-Bestleistung um eine Sekunde!!!, Hochrechnung der Zielzeit 2:12:00 Stunden!), 47:15 Minuten für 15 Kilometer und eine surreale Halbmarathon-Durchgangszeit von 1:06:54 Stunden. Gerade einmal zwei Minuten langsamer als der neue Halbmarathon-Weltrekord und 1:41 Minuten langsamer als Keitanys Bestleistung über die 21,0975 Kilometer lange Strecke. Und: 1:08 Minuten schneller als Paula Radcliffe bei ihrem Weltrekord! Eine simple Verdoppelung dieser Durchgangszeit hätte die Wunderzeit der Britin aus dem Jahr 2003 pulverisiert. Das Rennen war an sich schon irrsinnig schnell, aber das wäre in der Tat unrealistisch gewesen.
Hatte Keitany in der ersten Hälfte reihenweise Kilometerabschnitte von unter 3:10 Minuten auf den Asphalt der britischen Hauptstadt gezaubert, konnte sie dieses Niveau nicht ganz halten. Allerdings war das Tempo nach wie vor grenzgenial, bis Kilometer 35 mit reihenweise Kilometerabschnitten unter 3:20 Minuten. Erst auf den letzten Kilometern litt die Solistin etwas und verlor verständlicherweise ein bisschen an Schwung. Die Meisterleistung endete nach exakt 2:17:01 Minuten und ist die erst vierte Leistung unter 2:18 Stunden in der Geschichte des Marathonlaufs. Die fünfte realisierte nur 55 Sekunden später die Äthiopierin Tirunesh Dibaba.

Überragender Auftritt von Dibaba

Auch wenn die Schweinwerferlichter auf Keitanys extraterrestrischer Galavorstellung fielen, kann auch die Leistung von Tirunesh Dibaba in ihrem erst zweiten Marathonlauf nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die 31-Jährige torpedierte den äthiopischen Landesrekord von Tiki Gelana um über eine Minute und deutete mehr als nur an, was von ihr in Zukunft zu erwarten ist. Denn im Gegensatz zu Keitany hat Dibaba die deutlich besseren Leistungen auf Unterdistanzen (natürlich mit Ausnahme des Halbmarathon).
Interessant war der virtuelle Vergleich zwischen Keitany und Dibaba. Denn obwohl beide Leistungen abrufen, die seit Paula Radcliffe als nicht möglich erschienen, agierten sie unterschiedlich. Die Äthiopierin ging die Kamikaze-Taktik Keitanys nicht mit. Dennoch war auch das Rennen der Verfolgergruppe blitzschnell, nach 1:07:54 Stunden wurde der Halbmarathon passiert. Dieses Tempo war für einige der Stars viel zu hoch. Chicago-Siegerin Florence Kiplagat, Tokio-Siegerin (2016) Helah Kiprop und London-Siegerin (2015) Tigist Tufa fielen bald danach zurück.

Äthiopischer Landesrekord

Dibaba aber beschleunigte und hängte nach gut 25 Kilometern auch ihre Landsfrau Aselefech Mergia, am Ende mit über sechs Minuten (!) Rückstand auf Keitany Dritte, ab und marschierte kraftvollen Schrittes Richtung Ziel. Der Abstand zu Keitany, beim Halbmarathon exakt eine Minute, wurde zwischenzeitlich etwas größer und verringerte sich in der Schlussphase. In einer Zeit von 2:17:56 Stunden schaffte die zwölffache Weltmeisterin und Olympiasieger auf der Bahn nur knapp ein Jahr nach ihrem Comeback von einer Babypause einen Eintrag in die Geschichtsbücher des Laufsports – trotz massiver Krämpfe im Magenbereich in der Schlussphase. „Mir war klar, welch großartige Läuferin Mary Keitany ist. Aber dass sie ein derartig furioses Tempo anlaufen und über die gesamte Distanz halten könnte, habe ich nicht erwartet“, so Dibaba nach dem Rennen. Die 31-Jährige lief exakt eineinhalb Minuten schneller als die Kenianerin Catherine Ndereba vor 15 Jahren in Chicago, bisher die schnellste Läuferin, die nicht als Siegerin ins Ziel kam.

Weltklasse-Laufsport im delikaten Kontext

Die Leistungen von Mary Keitany und Tirunesh Dibaba im aktuellen Kontext einzuordnen, ist alles andere als einfach. Unbedachte Jubelarien und unkritische Heiligsprechungen scheinen nur wenige Wochen nach dem spektakulären Fall der Marathon-Olympiasiegerin Jemima Sumgong absurd. Jene Sumgong, die im Gegensatz zu Keitany für die Olympischen Spiele 2016 in Rio nominiert wurde, unter anderem deshalb, weil sie Keitany beim London Marathon förmlich deklassierte. Dennoch bleibt am Ende eines unvergleichlichen Marathon-Sonntags die Tatsache übrig: Diese beiden Leistungen werden in die Geschichte des Marathonlaufs eingehen. In wenigen Wochen wird der Leichtathletik-Weltverband voraussichtlich die Leistungen ratifizieren, womit sie endgültig offiziell sind. Seit dem Olympia-Jahr 2012 galt jahrelang die Unterbietung der Schallmauer von 2:20 Stunden als großartige Leistung, die – wenn man die des Dopings überführte Rita Jeptoo heraus rechnet – in fünf Wettkampfjahren lediglich vier Damen überhaupt unterbieten konnten. Nun nahmen Mary Keitany und Tirunesh Dibaba beim London Marathon 2017 die Schallmauer von 2:15 Stunden ins Auge, insbesondere durch ihre Durchgangszeiten, die lange unterhalb der Referenzzeit des Weltrekordes lagen. Diese Schnelllebigkeit lässt Experten zusammen zucken, ihre Größenordnung widerspiegelt keine Normalität. Auch wenn es sich bei Keitany um die Afrikarekordhalterin im Marathonlauf (bisherige PB: 2:18:37 Stunden) und bei Dibaba um die beste Langstreckenläuferin aller Zeiten auf der Bahn handelt, die ihre herausragende Laufklasse bereits mehrfach unter Beweis gestellt haben.

Schwieriges Debüt für Cheruiyot

Geschafft vom übertriebenen Tempo in der ersten Hälfte retteten Aselefech Mergia und Marathon-Debütantin Vivian Cheruiyot, die insgesamt bei dieser ultimativen Herausforderung einen guten Job machte, das Höllentempo aber natürlich nicht durchhalten konnte und in einer Zeit von 2:23:50 Stunden ins Ziel kam, die Ränge drei und vier. Alle weiteren Kenianerinnen und Äthiopierinnen fielen so weit zurück, dass sie von Läuferinnen aus der dritten Gruppe überholt wurden. Die Australierin Lisa Weightman (2:25:15 Stunden) und die US-Amerikanerin Laura Thweatt nutzten die nahezu idealen Marathon-Bedingungen in London zu gewaltigen Verbesserungen ihrer persönlichen Bestleistungen. Beide bezauberten mit zwei ausgeglichenen Marathon-Hälften.

Neuenschwander und Pavey müssen aufgeben

Bei all den fabelhaften und fantastischen Leistungen aus London gab es auch eine Enttäuschung zu vermelden und die betraf leider die Schweizerin Maja Neuenschwander. Nach guter Anfangsphase musste sie noch vor dem Halbmarathon aufgrund von Rückenschmerzen das Handtuch werfen. „Es ging schlichtweg nicht mehr. Mein Körper hat mir klare Signale gegeben und auf diese habe ich gehört. Diese Aufgabe war eine Vorsichtsmaßnahme, um nicht eine schwerere Verletzung zu riskieren“, wird die 37-Jährige auf der Website des Schweizer Leichtathletik-Verbandes (Swiss Athletics) zitiert. „Ich durfte in den letzten Jahren viele schöne Momente erleben. Es gehört zum Sport, dass ich nun mit dieser Situation klarkommen muss.“
Auch die Britin Jo Pavey musste aufgeben und damit den Traum vom WM-Start in London begraben. Voraussichtlich das WM-Ticket in der Tasche haben Alyson Dixon und Charlotte Purdue, die beide unter 2:30 Stunden liefen und damit neue persönliche Bestleistungen markierten.
 
Der RunAustria-Bericht des Herren-Rennens: Daniel Wanjiru entzaubert Kenenisa Bekele
 

Ergebnis London Marathon der Damen

1. Mary Keitany (KEN) 2:17:01 Stunden
2. Tirunesh Dibaba (ETH) 2:17:56 Stunden
3. Aselefech Mergia (ETH) 2:23:08 Stunden
4. Vivian Cheruiyot (KEN) 2:23:50 Stunden
5. Lisa Weightman (AUS) 2:25:15 Stunden
6. Laura Thweatt (USA) 2:25:38 Stunden
7. Helah Kiprop (KEN) 2:25:38 Stunden
8. Tigist Tufa (ETH) 2:25:52 Stunden
9. Florence Kiplagat (KEN) 2:26:25 Stunden
10. Jessica Trengove (AUS) 2:27:01 Stunden
11. Aberu Kebede (ETH) 2:27:27 Stunden
12. Diana Lobacevske (LTU) 2:28:48 Stunden
13. Kellyn Taylor (USA) 2:28:51 Stunden
14. Alyson Dixon (GBR) 2:29:06 Stunden
15. Charlotte Purdue (GBR) 2:29:23 Stunden
16. Tracy Barlow (GBR) 2:30:32 Stunden
17. Andrea Deelstra (NED) 2:31:32 Stunden
18. Tish Jones (GBR) 2:33:56 Stunden
19. Melanie Panayiotou (AUS) 2:35:25 Stunden
20. Hanna Vandenbussche (BEL) 2:37:28 Stunden
London Marathon

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