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Anstatt der prognostizierten Attacke auf den Weltrekord erlitt der Äthiopier Kenenisa Bekele beim London Marathon eine weitere nicht erwartete Enttäuschung. Er verpasste seinen ersten Sieg beim wichtigsten Frühjahrsmarathon dank einer vorzüglichen Leistung seines kenianischen Kontrahenten Daniel Wanjiru, der in 2:05:48…
Anstatt der prognostizierten Attacke auf den Weltrekord erlitt der Äthiopier Kenenisa Bekele beim London Marathon eine weitere nicht erwartete Enttäuschung. Er verpasste seinen ersten Sieg beim wichtigsten Frühjahrsmarathon dank einer vorzüglichen Leistung seines kenianischen Kontrahenten Daniel Wanjiru, der in 2:05:48 Stunden finishte. Ein halbes Jahr nach dessen überraschenden, aber ebenso eindrucksvollen Sieg beim Amsterdam Marathon schwingt sich der 23-Jährige zum Youngster der Marathonszene auf.
Prickelndes Duell
Die beiden schnellsten Läufer des London Marathon 2017 lieferten sich ein hochspannendes Duell, das den Ausgang des Rennens bis zur Zielgeraden offen hielt. Die Präsenz Bekeles in der Rolle des Jägers auf den kurz nach dem Halbmarathon entwischten Kenianer brachte enorme Brisanz und Dramatik ins Rennen. Und so hatte dieses seinen Reiz, obwohl Bekele nicht wie erwartet und angekündigt auf Weltrekordtempo durch die britische Metropole hetzte.
Saisonbestleistung im Halbmarathon für Wanjiru
Auch weil die Konkurrenz nicht so gut war, dass sie ein etwaiges Weltrekordtempo mitgehen hätte können, versuchte der Veranstalter das Tempo in der ersten Rennhälfte so zu gestalten, dass alle Optionen offen blieben. Den Halbmarathon erreichte die Spitzengruppe nach einer sehr guten ersten Rennhälfte in einer Zeit von 1:01:43 Stunden. Der junge Wanjiru war damit deutlich schneller als bei der Generalprobe beim Ras Al Khaimah Halbmarathon im Februar. In der folgenden Phase hätte die Tempoverschärfung Bekeles kommen sollen, mit einem aufgrund der Streckencharakteristik in London allerdings sehr seltenen Negativ-Split hätte eine Weltklassezeit noch realisiert werden können.
Bekele verliert den Kontakt, übt dann Druck aus
Doch es passierte das Unerwartete. Der hochfavorisierte Äthiopier verlor den Kontakt zur Spitzengruppe in einer für ihn heiklen Rennphase. Beim Berlin Marathon 2003 konnte er den Kontakt zu Wilson Kipsang knapp nach dem Halbmarathon mit Mühe halten, um das Blatt im Finale zu wenden. In London lag Bekele nach 25 Kilometern sechs Sekunden hinter der fünfköpfigen Spitzengruppe, nach 30 Kilometer betrug der Abstand 17 Sekunden.
Im letzten Drittel kam Bekele wieder auf Touren und übte Druck auf seine Vorderleute aus. Erst überholte er Olympia-Silbermedaillengewinner Feyisa Lilesa und Weltmeister Ghirmay Ghebreslassie, der genau in dieser Rennphase dem New York Marathon 2016 den Stempel aufdrückte, diesmal aber aufgrund des hohen Tempos zu Beginn nicht die Kraft dafür hatte, dann zog er am zweifachen Weltmeister Abel Kirui vorbei. Kurz nach der Zwischenzeit bei Kilometer 35 überholte Bekele auch noch Marathon-Debütant Bedan Karoki. Nur Wanjiru war noch an der Spitze und hatte 14 Sekunden Vorsprung. Bei der 40km-Marke betrug der Abstand noch neun Sekunden, die Lücke schloss sich nicht mehr.
Keine Angst vor Bekele
„Ich hatte keine Angst vor dem Wettbewerb. Ich hatte einen klaren Plan“, sagte der junge Kenianer, der in einer Zeit von 2:05:48 Stunden die Ziellinie überquerte. Neun Sekunden später folgte der Top-Favorit, der mit seiner Leistung leben konnte: „Nach dem, was in Dubai passiert ist, bin ich froh, das Rennen beendet zu haben. Durch die Verletzung habe ich wichtige Vorbereitungszeit verloren.“
Erste Marathon-Erfahrung für Karoki
Ein klassisches Marathon-Debüt erlebte der Kenianer Bedan Karoki. Als Weltklasse Halbmarathon-Läufer war die erste Streckenhälfte kein außergewöhnliches Erlebnis für ihn und er malte sich bereits Weltklassezeiten aus. Dass ein Marathon aber für Debütanten zahlreiche Überraschungen, die der Unerfahrenheit geschuldet sind, bereit hält, lernte der Halbmarathon-Vize-Weltmeister schnell. Karoki konnte sein Tempo nicht ganz halten. „Ich fühlte mich schon bei Kilometer 30 müde und bekam Probleme mit Blasen“, gab er nach dem Rennen zu. In einer Zeit von 2:07:41 Stunden sicherte er sich Rang drei vor Chicago-Sieger Abel Kirui, der in einer Zeit von 2:07:45 Stunden den schnellsten Marathon seit seinem WM-Titel von Daegu 2011 absolvierte. Für eine angestrebte WM-Teilnahme im Sommer dürfte das allerdings zu wenig sein.
Tolle Aufholjagd von Simbu
Mit einer starken Leistung auf der zweiten Marathonhälfte belohnte sich Alphonce Simbu, ein durchaus unterschätzter Marathonläufer aus Tansania, der bei den Olympischen Spielen von Rio Rang fünf erzielte, mit Rang fünf auch in London und machte auf der zweiten Hälfte zehn Positionen gut. Unter anderem überholte er den 21-jährigen Ghebreslassie, der Sechster wurde.
Als einziger Europäer schaffte der Spanier Javier Guerra den Sprung unter die besten Zehn und markierte eine anständige Zeit von 2:10:55 Stunden. Nicht nach Plan lief dagegen das Rennen für Feyisa Liiesa, der bis Kilometer 30 Seite an Seite mit dem Sieger lief und dann völlig einbrach – Rang zwölf.
Mit rund 40.000 Läuferinnen und Läufer, die nach dem Startschuss von Prinz William und Herzogin Kate auf die Strecke gingen, sorgten für einen neuen Teilnehmerrekord beim London Marathon.
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