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Vincenza Sicari: das dramatische Schicksal der Marathonläuferin
In den Jahren 2006 und 2007 war sie die Siegerin des Florenz Marathon. Im Jahr darauf triumphierte sie beim Turin Marathon und repräsentierte Italien beim Olympischen Marathon von Peking, wo sie in einer persönlichen Bestleistung von 2:29:51 Stunden den 29.…
In den Jahren 2006 und 2007 war sie die Siegerin des Florenz Marathon. Im Jahr darauf triumphierte sie beim Turin Marathon und repräsentierte Italien beim Olympischen Marathon von Peking, wo sie in einer persönlichen Bestleistung von 2:29:51 Stunden den 29. Platz belegte. Als eine der erfolgreichsten Marathonläuferinnen Italiens dieser Zeit stand Vicenza Sicari im Rampenlicht. Wenige Jahre später lassen die Scheinwerfer andere Sportlerinnen erstrahlen. Doch Vicenza Sicari ist in ihrer Heimat weiterhin medial präsent. Aufgrund einer tragischen Leidensgeschichte, die von einer endlosen Suche nach Ursachen überschattet wird. Dass Sicari überlebt, wird in Mitten der Unwissenheit immer unwahrscheinlicher.
Krankheit ohne Namen
Die Misere begann im Sommer 2013. Sicari fühlte sich schlecht, hatte Fieber und schwitzte nachts überproportional. Sie hatte Krämpfe im ganzen Körper. Erst dachte die Sportlerin an Übermüdung aufgrund des jahreslangen Trainings und zog sich zurück. Als eine Lungenentzündung dazu kam, begann die Zeit der Unsicherheit und ein schier endloses Drama.
Knapp zwei Jahre lang lag die ehemalige Marathonläuferin gefesselt an ihr Bett in einem Krankenhaus im norditalienischen Brescia. Vom Rumpf abwärts ist sie bewegungsunfähig. „Ärzte aus ganz Italien haben mich untersucht. Aber keiner konnte meiner Erkrankung einen Namen geben. Sie sprechen von einer generativen Krankheit, die jenen Teil meines Gehirns attackiert, die die Bewegungen leitet und für eine Rückbildung der Muskeln sorgt“, erzählt sie. Die Schilderungen stammen aus einem Brief an den Präsident der Region Latium, Nicola Zingaretti und die italienischen Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin im vergangenen Sommer, mit der Bitte ihren Gesundheitsfall durch eine medizinische Kommission genau zu studieren. In der Hoffnung, die Ärzte hätten etwas übersehen oder etwas falsch eingeschätzt.
„Ich kämpfe, bis ich weiß, gegen was ich kämpfe“
„Ich habe viele Freunde, die mir beistehen und mir Kraft geben, weiterzukämpfen. Auch die Präsidenten des italienischen Leichtathletik-Verbandes (FIDAL) und des Italienischen Olympischen Komitees (CONI). Nun brauche ich aber eine stärkere, helfende Hand“, bittet sie. In einem Interview mit der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“ vom Juni 2016 gibt sich die 37-Jährige kämpferisch: „Diese Krankheit zerstört meinen Körper, Tag für Tag. Aber ich will den Kampf nicht aufgeben, bis ich nicht weiß, gegen was ich kämpfe. Wenn notwendig, mache ich alle Untersuchungen noch einmal.“
Streit zwischen Krankenhaus und Anwältinnen
Die Bitten Sicaris wurden tatsächlich erhört und die Patientin wurde im November in die Universitätsklinik Sant’Andrea in Rom überstellt. Dort wurden alle Untersuchungen der letzten Jahre wiederholt und weitere Untersuchungen durchgeführt, die von der Patientin vehement gefordert wurden. Davor wollte der Primar der Universitätsklinik in Mailand keine exakte Diagnose geben, sprach aber in der „Corriere della Sera“ von einer Autoimmun-Krankheit aufgrund einer möglichen genetischen Modifikation.
Laut den Berichten der italienischen Sportzeitung „La Gazzetta dello Sport“ ist die Italienerin nun aber mit Vorwürfen konfrontiert, einige für eine Diagnose notwendige Untersuchungen verweigert und damit ihr Versprechen gebrochen zu haben. Das Krankenhaus und die Patientin, die durch zwei Anwältinnen vertreten wird, sind offensichtlich uneinig darüber, welche Untersuchungen erforderlich sind.
Die Anwältinnen Sicaris reagierten postwendend und erklärten, ihre Patientin hätte keine Untersuchungen verweigert. Wie die „Corriere della Sera“ berichtet, sollen einige Ärzte die Vermutung geäußert haben, Sicaris Lähmung hätte ihren Ursprung in einer psychiatrischen Erkrankung. Schwerwiegende Fehlurteile zu ihrer Gesundheit der Patientin hätten diesen Verdacht genährt. Sicari und ihr Rechtsbeistand widersprachen resch: Es sei der leichteste Weg, eine Patientin als Verrückte abzustempeln.
Keine medizinische Erklärung
Zu Sicaris Gesundheitszustand gibt es zwischen der leisen Hoffnung der ehemaligen Läuferin und der steigenden Ratlosigkeit der Ärzte vorerst keine konkrete neuen Erkenntnisse. Die Nervosität scheint auf beiden Seiten zu steigen. Wie die italienische Tageszeitung „Il giornale“ berichtet, soll Sicari von den Ärzten entnervt gefordert haben: „Gebt mit eine Diagnose. Sagt mir, warum ich sterbe!“ Die Ärzte können keine Antwort darauf geben.
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