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Österreichs Laufsport am Prüfstand – Mittel- und Langstreckenlauf der Herren

Nach den Olympischen Spielen ist vor den Olympischen Spielen – und noch dringlicher: vor den Hallen-Europameisterschaften in Belgrad, den Junioren-Europameisterschaften in Grosseto und den Weltmeisterschaften in London. Für den Österreichischen Leichtathletik-Verband geht eine ereignisreiche Saison zu Ende. Das gilt auch…

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Nach den Olympischen Spielen ist vor den Olympischen Spielen – und noch dringlicher: vor den Hallen-Europameisterschaften in Belgrad, den Junioren-Europameisterschaften in Grosseto und den Weltmeisterschaften in London. Für den Österreichischen Leichtathletik-Verband geht eine ereignisreiche Saison zu Ende. Das gilt auch für den Laufsport. RunAustria analysiert den Status quo im österreichischen Laufsport, beleuchtet gegenwärtige Entwicklungen der Athleten und richtet den Blick auf die kommenden Höhepunkte im Sportjahr 2017 und darüber hinaus. Teil 2: Mittel- und Langstreckenlauf der Herren
 
Österreichs Laufsport am Prüfstand, Teil 1: Mittel und Langstreckenlauf der Damen
Österreichs Laufsport am Prüfstand, Teil 3: Straßenlauf der Damen
Österreichs Laufsport am Prüfstand, Teil 4: Straßenlauf der Herren

 

Andreas Vojta war in den letzten beiden Jahren ein Schatten seiner selbst!

Es ist nun viereinhalb Jahre her, als Andreas Vojta (team2012.at) bei den Europameisterschaften im Olympiastadion von Helsinki als Medaillenkandidat in den Finallauf über 1.500m ging. Die Geschichtsschreiber des Österreichischen Leichtathletikverbandes hatten ihre Bleistifte gespitzt und ihre Federn bereits in die Tinte getaucht. Bereit, den Augenblick zu verewigen. Doch ein unglücklicher Sturz raubte dem damals 23-Jährigen eine große Chance. Zwei Monate später nahm Vojta an den Olympischen Spielen von London teil, der emotionale Höhepunkt einer großartigen Saison. Österreich freute sich über ein Mittelstreckentalent.
Zwei Jahre später reiste Vojta mit einer persönlichen Bestleistung im Gepäck in das Trainingslager von St. Moritz. Die finalen Vorbereitungen für die Europameisterschaften in Zürich brachten eine bedauerliche Wendung in seiner Karriere. In Zürich erlebte der Niederösterreicher ein sportliches Waterloo. Seither zeigte Vojta durchgehend ein anderes Gesicht, als jenes in den Jahren davor. Es folgte ein Tiefschlag nach dem anderen, eine desolate 2015er-Saison konnte er 2016 nur knapp überbieten. Gerade so gelang die Qualifikation für die EM in Amsterdam, bei der der 27-Jährige bloß ein Statist war. Und der österreichische Sport fragt sich: Was ist mit Andreas Vojta passiert?
Der Mittelstreckler selbst versucht, stets offen über seine Form und seine Leistungen zu diskutieren. Vage Erklärungsversuche von ihm und aus seinem Umfeld erweckten unweigerlich das Gefühl, dass er und sein Team selbst vor einem Rätsel standen, das sie über Jahre hinweg nicht imstande waren zu lösen. Offensichtlich kann er das Tempo, das er sich vorstellt und das er in der Anfangsphase von Rennen stets anpeilt, nicht über die gesamte Distanz halten und wird in den heißen Phasen der Wettkämpfe manchmal förmlich zum Kanonenfutter der anderen. Olympia 2016 fand ohne Vojta statt, wie auch bereits die Weltmeisterschaften 2015.
 

Andreas Vojta bei einem Rennen in Salzburg. © SIP / Johannes Langer
Andreas Vojta bei einem Rennen in Salzburg. © SIP / Johannes Langer
Selbstbewusstsein und Leistungssprung gesucht

Der ehemals beste Mittelstreckenläufer des Landes war in den vergangenen Jahren nur ein Schatten seiner selbst. Und das nagt an der Geduld. Vojtas größtes Problem ist also die große Herausforderung, aus diesem Schatten herauszutreten. Schafft er es, sein Leistungsniveau der Jahre 2012, 2013 und 2014 wieder zu erreichen, ist es durchaus im realistischen Bereich, dass er auch ähnliche Ergebnisse wieder erzielt. Denn während viele Laufdisziplinen in den letzten Jahren sich stark entwickelt haben, stagniert der europäische 1.500m-Lauf. Vojtas Bestleistung von 3:36,11 Minuten hätte 2012 für Rang 17 in der europäischen Bestenlisten und 2013 für Rang 18 gereicht. 2016 aber für Rang 16 und 2015 sogar für Rang elf. Dennoch: Will Vojta fünf Jahre nach den Olympischen Spielen ins Olympiastadion von London zurückkehren, muss er Bestleistung laufen, um das Limit von 3:36,00 Minuten zu knacken. Denn die Preise auf Weltniveau sind andere als auf europäischem. Für die Hallen-EM in Belgrad reicht daher die einfachere Hürde von 3:44,00 Minuten – oder 8:05,00 Minuten für den 3.000m-Lauf, falls er diesen wie 2015 bevorzugt. Ob Andreas Vojta kommende Saison sein altes Gesicht aus guten Zeiten zeigt oder das Gesicht der jüngsten beiden Jahre, ist noch schwer abschätzbar. Die Crosslauf-Europameisterschaften in Chia kündigten vorerst keine Wundertaten an.

Verlorene und abgetauchte Talente im 800m-Lauf!

Seit über zwei Jahren ist kein österreichischer Läufer mehr die 800m unter 1:50 Minuten gelaufen. Herzeigenswert ist diese Statistik sicherlich nicht! Dabei stand es vor wenigen Jahren um den 800m-Lauf in Österreich gut. Im Juli 2012 lief Raphael Pallitsch (L-impuls Oggau) in Bottrop eine Zeit von 1:46,67 Minuten, zur damaligen Zeit die zweitschnellste Zeit der ÖLV-Geschichte. Doch das Hoch des damals 22-Jährigen war ein kurzes, es folgte eine gravierende  Fußverletzung, die ihm einen deftigen K.o.-Schlag versetzte. Vor über einem Jahr warf Pallitsch frustriert das Handtuch und beendete im Alter von nur 25 Jahren seine Karriere. Diverse Behandlungsmethoden, Therapien und Operationen haben keine gesundheitliche Verbesserung erzielen können.

Niki Franzmair (r.) mit Dominik Stadlmann bei den Junioren-Weltmeisterschaften 2016. © SIP / René van Zee
Niki Franzmair (r.) mit Dominik Stadlmann bei den Junioren-Weltmeisterschaften 2016. © SIP / René van Zee
Ein weiteres österreichisches Talent ist zwar nicht verloren, aber es ist abgetaucht. Nikolaus Franzmair (ULC Linz Oberbank) ließ 2014 in Salzburg als Jungspunt mit einer Zeit von 1:46,78 Minuten aufhorchen. Im Dunstkreis der Medaillenkandidaten reiste der damals 19-jährige Linzer zu den Junioren-Weltmeisterschaften nach Eugene, wo er als Neunter im Halbfinale den Finaltraum knapp verpasste. Auf taktischer Ebene hatte nicht alles bestens funktioniert. Am Ende der Saison folgte eine lebensverändernde Entscheidung, die rückblickend einen Bremsschirm hinter seinem rasanten sportlichen Aufstieg aufspannte. Franzmair nahm ein Stipendium der University of Oregon in Eugene an. Doch wie so viele Europäer kam er in den USA und im harten College-System nicht so gut zurecht wie gewünscht. Die Leistungen litten, Franzmair ist aus österreichischer Perspektive im wahrsten Sinne des Wortes von der Bildfläche verschwunden. Das Projekt USA ist gescheitert, das Kapitel „College-Abenteuer“ beendet. Franzmair ist wieder zurück in Österreich und schlägt seine Zelte im ULSZ Rif nahe Salzburg auf. 2017 bietet daher die Chance eines Neuanfangs, um zu alter Leistungsstärke zurückzukehren.
Andreas Rapatz (VST Laas), Teilnehmer an den Europameisterschaften in Zürich und den Hallen-Europameisterschaften 2015, hat sich aus dem Leistungssport zurückgezogen. So wirklich konnten neue junge Talente wie Dominik Stadlmann (KUS ÖÄBV Pro Team), Paul Stüger (KSV alutechnik LA) oder Maximilian Fridrich (ÖTB Salzburg LA) das entstandene Vakuum im österreichischen 800m-Lauf (noch) nicht für sich nutzen.

Die Hallen-EM ist für Brenton Rowe der ideale Saisonhöhepunkt!

Die Frage nach dem besten österreichischen 5.000m-Läufer der letzten Jahre lässt sich leicht beantworten. Seit inklusive 2011 stand immer Brenton Rowe (team2012.at) an der Spitze der ÖLV-Jahresliste, teilweise mit beträchtlichem Abstand. Das sagt allerdings mehr über den Rest des nationalen Feldes aus als über den für Österreich laufenden Australier. Dessen Leistungsniveau ist konstant, aber für die großen internationalen Aufgaben wie Olympische Spiele oder Weltmeisterschaften reicht es nicht. Um in London dabei zu sein, müsste der 29-Jährige seine Bestleistung um 14 Sekunden steigern. Auf kontinentaler Ebene schlug er sich in den letzten Jahren ordentlich.
Interessanter für Rowe wäre daher eine Teilnahme an den Hallen-Europameisterschaften in Belgrad über 3.000m – allein aus terminlichen Gründen. Der Australier, der einem Vollzeitjob nachgeht, befindet sich jetzt in der „Rush Hour“ seiner Wettkampfplanung, denn die australische Leichtathletik-Saison läuft im Sommer der südlichen Hemisphäre nun an. Die Höhepunkte mit der neuen Nitro-Meetingserie, die sicherlich auch für Rowe sehr interessant ist, fallen in direkter Vorbereitung auf die Hallen-EM am Ende des europäischen Winters an. Sprich: die Rahmenbedingungen dafür, dass Rowe in Topform nach Belgrad kommt, sind gegeben, das Limit ist in Reichweite. Die Hallen-EM hat für einen Australier den klassischen Termin eines Saison-Höhepunkts.

Stefan Schmid ist ein hoffnungsvolles Talent im Hindernislauf!

Im Vergleich zu den Damen ist der Mittel- und Langstreckenlauf der Herren in Österreich auf breiteren Beinen aufgestellt. Dennoch gibt es mit dem 10.000m-Lauf und 3.000m-Hindernislauf zwei Disziplinen, die sich in den letzten Jahren auf spitzensportlicher Ebene nicht diskutieren ließen. Der auch international kränkelnde 10.000m-Lauf – Es gibt zu wenige lukrative Wettkämpfe und angesichts seines eintönigen Wettkampfformats mit 25 Stadionrunden wird sogar von offizieller Stelle die Existenz dieser Disziplin diskutiert – spielt in den Überlegungen des ÖLV wohl auch keine große Rolle. Anders ist dies im 3.000m-Hindernislauf, in dem in den letzten Jahren weder Christian Steinhammer (USKO Melk) noch Christoph Sander (DSG Volksbank Wien) den Durchbruch schafften. Hoffnungsträger sind der 20-jährige Luca Sinn (UAB Athletics), der 2015 im Finallauf der Junioren-Europameisterschaften Rang zehn belegte, und insbesondere der erst 17 Jahre alte Stefan Schmid (SVS Leichtathletik), der im vergangenen Jahr bei dem Europäischen Olympia-Festival der Jugend (EYOF) die Goldmedaille im 2.000m-Hindernislauf gewann und im Sommer die Silbermedaille bei den Jugend-Europameisterschaften in Tiflis über dieselbe Distanz errang.
Schmids Bestleistung von 5:54,79 Minuten, gelaufen in der georgischen Hauptstadt, sei zur Einschätzung im Verhältnis zu zwei auf europäischem Parkett erfolgreichen Hindernisläufern dargestellt. Der Franzose Yoann Kowal, Europameister 2014 und EM-Dritter 2016, und der Pole Krystian Zalewski, Vize-Europameister 2014, haben laut Angaben des Leichtathletik-Weltverbandes (IAAF) jeweils eine Bestleistung von 5:37 Minuten im 2.000m-Hindernislauf. Kowal lief diese Zeit mit 19, Zalewski mit 20. Schmid ist erst 17 und hat noch zwei bis drei Jahre Entwicklungszeit, diese Leistungsregionen zu erreichen. Wie gesagt: Bei Kowal und Zalewski war das Leistungsniveau von 5:37 Minuten im 2.000m-Hindernislauf als junge Läufer die Ausgangsposition, um auf europäischer Ebene in die Verfolgerposition des seit Jahren alles überragenden Mahiedine Mekhissi zu gelangen.
Schade, dass Stefan Schmid durch die ÖLV-Entscheidung die Möglichkeit einer Teilnahme an den Jugend-Weltmeisterschaften in Nairobi genommen wurde. Dort hätte er sich mit den Weltbesten seines Jahrgangs messen können, vor allen Dingen auch den überlegenen afrikanischen Nachwuchstalenten. Eine Erfahrung von großem Wert. Ob der Wiener bereits bei den Junioren-Europameisterschaften der Altersklasse U20 am Start sein wird, bleibt abzuwarten. Hauptaufgabe dafür: die Umstellung von 2.000m auf 3.000m mit Hindernissen. Geduld ist eine wichtige Tugend, aber vielleicht kann Schmid eines Tages in die großen Fußstapfen von Günther Weidlinger und Martin Pröll treten.

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