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Der Bericht der Schande

„Es ist schlimmer, als wir dachten. Das ist ganz schön verstörend“, sagte ein sichtlich gezeichneter Richard Pound bei der gestrigen Pressekonferenz in einem Genfer Nobelhotel, wo die unahängige WADA-Kommission ihren Abschlussbericht der Ermittlungen in Russland präsentierte. Zehn Monate lang hatte…

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„Es ist schlimmer, als wir dachten. Das ist ganz schön verstörend“, sagte ein sichtlich gezeichneter Richard Pound bei der gestrigen Pressekonferenz in einem Genfer Nobelhotel, wo die unahängige WADA-Kommission ihren Abschlussbericht der Ermittlungen in Russland präsentierte. Zehn Monate lang hatte eine unabhängige Kommission der Welt Anti Doping Agentur WADA in der russischen Leichtathletik ermittelt und schlimme Befürchtungen durch schockierende Erkenntnisse bestätigt. Laut den Ermittlern existieren noch zahlreiche Doping-Strukturen aus der Zeit der UdSSR, welche fleißig weiter betrieben wurden. Eine zentrale Rolle spiele der russische Geheimdienst FSB, der Nachfolger der KGB, der die beiden russischen Anti-Doping-Labore beherrsche, genauso wie der russische Staat mit dem Sportminister Vitaly Mutko als treibenden Protagonisten an der Spitze, der flächendeckendes Doping unterstütze. Richard Pound machte klar, dass die Schuldigen am flächendeckenden Doping in Russland nicht in erster Linie die Athleten, sondern die Funktionäre und die Politik sind. Russische Athleten hätten unter den gegebenen Voraussetzungen keine Chance: Entweder sie betrügen oder sie werden nicht ins Nationalteam berufen.

© www.insidethegames.biz
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Russland sabotierte die Olympischen Spiele von London
Der 325-seitige Bericht der dreiköpfigen Kommission, zu der neben Pound noch Richard McLaren und Günther Younger gehörten, brachte einige erstaunliche Fakten ans Tageslicht: Bei den Olympischen Spielen von London hätten russische Athleten die gesamte Palette an Betrug ausgespielt, inklusive Freikäufe von positiven Dopingproben beim Leichtathletik-Weltverband unter dem damaligen Vorsitz von Lamine Diack, und mit dieser sabotierenden Methode mehrere Medaillen eingeheimst. Das Anti-Doping-Labor in Moskau habe im Dezember 2014, also kurz vor Beginn der WADA-Ermittlungen, 1.417 Dopingproben zerstört, welche die Kommission gerne analysiert hätte. Die beiden WADA-akkreditierten Anti-Doping-Labore in Russland (in Moskau und Sochi, Anm.) seien in der Praxis nicht unabhängig, weswegen Pound forderte, ihnen die offizielle WADA-Lizenz zu entziehen. Die Anti-Doping-Labore in Russland wurden nicht dafür benutzt, Betrüger zu identifizieren, sondern Betrüger vorab „sicher“ zu testen. Außerdem sei nach Einschätzung des Ermittlerteams 2015 in Russland genauso intensiv gedopt worden wie in den Jahren davor. Im WADA-Bericht werden 14 Punkte genannt, deren Umsetzung ein unabhängiges Anti-Doping-Programm in Russland garantieren soll. Richard Pound warnte jedoch, dass dieser WADA-Bericht erst einen Anfang der Aufarbeitung des systematischen Dopings im russischen Sports darstellt: „Wir haben nur die Spitze des Eisbergs gesehen.“
WADA fordert Olympia-Ausschluss
„Ich hoffe, sie verstehen jetzt, dass es höchste Zeit ist, alles zu verändern“, schickte Richard Pound Richtung Russland. Stellvertretend für die WADA fordert der Bericht der drei Ermittler lebenslange Sperren für fünf ehemalige Athleten und fünf ehemalige Trainer, darunter 800m-Olympiasiegerin Mariya Savinova und die Olympia-Bronzemedaillengewinnerin Ekaterina Poistogova. Außerdem legten die Ermittler einen Ausschluss aller russischer Leichtathleten von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro nahe. „Das wäre die logische Folge“, so Pound. Hat der Leichtathletik-Weltverband IAAF den Mut, dieser Empfehlung nachzukommen und sie tatsächlich auszusprechen, würde er die Chance eines für andere Verbände abschreckenden Exempels zu statuieren nützen. Denn Richard Pound unterstrich in seiner Rede in Genf ausdrücklich, dass „Russland nicht das einzige Land der Welt mit einem ineffektiven Anti-Doping-Programm und dass die Leichtathletik nicht die einzige Sportart mit einem ineffektiven Anti-Doping-Programm sei.“ „Sag niemals nie“, ließ sich IAAF-Präsident Sebastian Coe bezüglich eine mögliche Suspendierung des russischen Leichtathletikverbandes in einer ersten Reaktion alle Türen offen.
„Tief schockierend und sehr traurig“
„Das ist ein tief schockierender Bericht und sehr traurig für die Sportwelt“, heißt es in einem Statement des Internationalen Olympischen Komitees, das aus den Erkenntnissen dieses Berichts lernen möchte und dem Leichtathletik-Weltverband unter der neuen Führung Sebastian Coes das Vertrauen ausspricht. „Die Information und die Fakten aus dem WADA-Bericht sind alarmierend. Wir brauchen ein bisschen Zeit, um die Details genau zu verstehen und alles richtig einordnen zu können. Dann werden wir die richtigen Sanktionen gegen den ARAF setzen. Ich verspreche unseren Athleten, Partnern und Fans, dass wir den Weg im intensiven Kampf gegen Doping weitergehen“, bekräftigte der IAAF-Präsident. Dem Leichtathletik-Weltverband droht allerdings Ungemach, denn die WADA-Ermittler präsentierten in Genf nur einen Teil ihres Berichts. Aufgrund der laufenden Ermittlungen gegen die IAAF und dessen ehemaligen Präsidenten Lamine Diack entschied die WADA, den zweiten Teil des Berichts, welcher die korrupten Geschäfte des russischen Verbandes mit der IAAF umfasst, zu einem späteren Zeitpunkt zu veröffentlichen. Dass die Erkenntnisse weniger schockierend sein werden als jene aus dem ersten Teil, ist nicht zu erwarten.
„Harte Konsequenzen müssen folgen“
Der US-amerikanische Leichtathletikverband USADA lobte in einer Aussendung die Arbeit der unabhängigen WADA-Kommission und forderte eine Suspendierung des russischen Verbandes: „Die Beweise, die heute veröffentlicht wurden, zeigen ein schockierendes Level von Korruption und senden eine klare Botschaft aus, dass es Russland auf der Bühne des Weltsports unter diesen Voraussetzungen nicht erlaubt sein soll, an Wettkämpfen teilzunehmen.“ Michael Vesper, Vorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbund DOSB, streicht den positiven Effekt für die Zukunft heraus und traf damit beinahe haargenau den Wortlauf von WADA-Präsident Craig Reedie: „So beunruhigend und erschreckend die Vorkommnisse sind, so wichtig und dringend erforderlich war es für den gesamten Sport, dass diese Untersuchung die Fakten ans Licht brachte und dass nun auch harte Konsequenzen folgen.“ „Der WADA-Bericht übersteigt meine Befürchtungen bei weitem“, erklärte DLV-Präsident Clemens Prokop. Marathon-Weltrekordhalterin Paula Radcliffe und Bernard Amsalem, Präsident des französischen Leichtathletikverbandes, forderten synchron ein möglichst schnelles Vorgehen von Seiten der IAAF.
Russland spielt die Opferrolle
© photocase
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Ganz anders klingen die Reaktionen aus Russland. Am Wochenende hatte Russlands Sportminister Vitali Mutko noch versucht, den Anschuldigungen gegen sein Land Wind aus den Segeln zu nehmen und diese lapidare Aussage veröffentlicht: „Bei uns gibt es Doping-Probleme wie im Rest der Welt auch. Wir haben einen neuen Präsidenten des Leichtathletikverbandes und neue, junge Trainer. Wir haben also auf die Fehler in der Vergangenheit reagiert.“ Auf die ungewöhnlich scharfen Töne aus Genf reagierte Russland aber weit empfindlicher: „Die WADA kann zwar Empfehlungen aussprechen, aber niemanden von Wettbewerben ausschließen“, schimpfte Mutko hinsichtlich des in den Raum gestellten Olympia-Ausschlusses. Man solle sich auf die realen Fakten und auf Beweise konzentrieren, nicht auf Spekulationen. Russland wäre sich den Problemen bewusst und sei im Großen und Ganzen nicht überrascht von den Erkenntnissen des WADA-Berichts. Vladimir Ujba, Leiter der föderalen medizinisch-biologischen Agentur FMBA, ging einen Schritt weiter: „Das ist eine politisch motivierte Erklärung aus der Reihe von Sanktionen gegen Russland.“ Eines kann man dieser Aussage bei all der Enttäuschung über den Status quo in der russischen Leichtathletik aber kaum absprechen: Der Weltsport hat zwar ein höchstgradig sündigendes, aber auch ein „leichtes“ Opfer an den Pranger gestellt. Viele sollten die jetzt im Besonderen praktizierte, einseitige Perspektive, Russland als einziges, mit Doping betrügendes Land der Welt mit großer Vorsicht anwenden. Denn um die im internationalen Sport stets propagierte Fairness zu erreichen, wären ähnliche Ermittlungen in allen Ländern und Leichtathletikverbänden zum Vergleich notwendig, um mit reinstem Gewissen den Stab über die russische Leichtathletik zu brechen.
Halbherzige Töne
Mutko betonte zwar, dass man Empfehlungen der WADA und der IAAF befolgen werde, wehrlos will man sich dem internationalen Aufschrei aber nicht aussetzen – und Mutko selbst nicht der Kritik an seiner Person. Schließlich sagt ihm der WADA-Bericht eine tragende Rolle im russischen System des Betrugs nach. Mutko monierte, dass die internationale Sportwelt es besonders auf Russland abgesehen habe: „Egal, was wir machen, alles ist schlecht.“ Der möglichen Schließung des Anti-Doping-Labors in Moskau entgegnete Mutko: „Dann sparen wir Geld. Wir müssen die Labore ja nicht staatlich unterstützen.“ Der Vernichtung von 1.400 Dopingproben, welche seiner Entscheidungsgewalt angelastet wird, läge in der Verantwortung der WADA, weil diese die Proben nicht mehr gebraucht hätte. Beim letztwöchigen Besuch des IAAF-Präsidenten Sebastian Coe in Moskau hätte man dem Briten eine „Null-Toleranz-Politik“ im Kampf gegen Doping zugesagt. Coe selbst fordert jedoch bis zum Wochenende eine ausführliche Erklärung von Seiten Russlands, wie es soweit kommen hätte können.
Geheimsache Doping
Auslöser der Ermittlungen der WADA in Russland war die TV-Dokumentation „Geheimsache Doping – Wie Russland seine Sieger macht“ (siehe das Video unten), welche im Spätherbst 2014 vom deutschen TV-Sender ARD ausgestrahlt wurde. Gut einen Monat später trat eine dreiköpfige Kommission den Dienst in Russland an und erzielte nun diese weitreichenden und bedeutungsvollen Erkenntnisse, die in einer Entwicklung der Leichtathletik weg von Doping, Betrug, Korruption und Vertuschung einen Meilenstein darstellen könnten. Alleine die prominente Bestellung von Richard Pound, erster Präsident der 1999 gegründeten WADA, hatte ein entschlossenes Vorgehen der häufig zurecht kritisierten Organisation mit Sitz in Montreal erhoffen lassen. Im Prinzip haben die WADA-Ermittler jene Enthüllungen bestätigt, die der deutsche TV-Journalist Hajo Seppelt mit seinem Dokumentarfilm im vergangenen Jahr ans Licht gebracht hatte.
Die schlimmste Erkenntnis rund um den WADA-Bericht ist wohl jene, dass es niemals eine in Russland ermittelnde Kommission gegeben hätte, hätte nicht Seppelt in Zusammenarbeit mit „Whistleblowerin“ Iuliya Stepanova einen investigativ-journalistischen Dokumentarfilm produziert und veröffentlicht.
 
Der WADA-Bericht zum Nachlesen
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Geheimsache Doping – Wie Russland seine Sieger macht

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