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Pfiffe zu grundlegenden Veränderungen

Edward Snowden hat dem Begriff des „Whistleblowers“ im Jahre 2013 mit seinen Enthüllungen des Ausmaßes der Überwachungs- und Spionagepraktiken des US-Geheimdienstes NSA eine neue Bedeutung gegeben und ihn in aller Munde gesetzt. Ein Begriff, der dank des Informanten Mark Felt…

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Edward Snowden hat dem Begriff des „Whistleblowers“ im Jahre 2013 mit seinen Enthüllungen des Ausmaßes der Überwachungs- und Spionagepraktiken des US-Geheimdienstes NSA eine neue Bedeutung gegeben und ihn in aller Munde gesetzt. Ein Begriff, der dank des Informanten Mark Felt Anfang der 70er Jahre in der „Watergate-Affäre“ um US-Präsident Richard Nixon bereits eine Hoch-Zeit erlebt hat. Und nun die Schlagzeilen in der Leichtathletik mitbeherrscht.
Whistleblowing –-> in die Pfeife blasen –-> jemanden verpfeifen – die Herleitung der Bedeutung des Wortstammes ist eine simple.
Whistleblowing und blowing in the whistle
Der schrille Ton eines Pfiffs hat im Sport eine klar definierte Bedeutung. Er ist ein Signal einer authentischen Person, um Kommandos zu geben oder die Einhaltung der Regeln zu sichern. Ob der Pfiff eines Schiedsrichters in Mannschaftssportarten, um eine Verletzung der Regeln aufzudecken und gegebenenfalls Sanktionen auszusprechen, oder der Pfiff des Coaches, der dem Läufer dem Rhythmus der Trainingsübung vorpfeift – täglich Brot im Leben eines Sportlers oder eines Trainers. Aktuell spricht im internationalen Sport allerdings Jeder von den ganz großen Pfiffen, den „Whistleblowern“, die dank ihres tapferen Einsatzes grundlegende Veränderungen zum Besseren in Gang setzen – so wie Edward Snowden, der Inbegriff eines Whistleblowers, vor zwei Jahren auf weltpolitischer Ebene. Diese Pfiffe stellen sportuntypisch keine Maßregelung der Authentizität an die Sportler dar, sondern Aufschreie, die die Authentizität durch sensationelles Aufdecken eines moralischen und kriminellen Fehlverhaltens entblößen. Sie gehören genauso zum Sport wie die sporttypischen Pfiffe. Während die Auswirkungen eines Pfiffs des Schiedsrichters oder des Trainers aber überschaubar bleiben, erreichen die Auswirkungen von Whistleblowing unfassbare Dimensionen.
Missstände erheblicher Tragweite
Laut Definition des „Gabler Wirtschaftslexikon“ müssen verschiedene Kriterien erfüllt sein, um von „Whistleblowing“ zu sprechen: Es muss sich um Missstände von erheblicher Tragweite handeln, es geht nicht um ein persönliches, sondern öffentliches Interesse, die Öffentlichkeit wird informiert und die Möglichkeit, die Missstände zu beseitigen, konstruiert. Sowohl beim Skandal um die russische Leichtathletik als auch bei den Anschuldigungen gegen die kenianischen Verbandsfunktionäre sind alle Kriterien vorhanden. Dennoch: Trotz stichfester Beweise mussten selbst die Stepanovs intensiv um ihre Glaubwürdigkeit kämpfen. Diesen Kampf hat etwa Paul Kibet Simbolei  noch vor sich, denn der Druck im Umfeld des mächtigen Gefüges von Sportsystemen steigt schnell radikal an und bedrängt rücksichtslos denjenigen, der etwas sagt, was die Mächtigen schlichtweg nicht hören wollen.
Die schwere Bürde eines Whistleblowers
Ein Erkennungsmerkmal eines Whistleblowers ist die polarisierende Haltung ihm gegenüber. Auf der einen Seite wird er scharf kritisiert und attackiert, auf der anderen Seite begrüßt und gefördert. Er riskiert seine Stellung, seine Karriere und seinen Ruf, bringt die für Missstände verantwortlichen Protagonisten in die Bredouille, eröffnet aber gleichzeitig allen von den Missständen betroffenen Personen die Chance auf Besserung. So lautet die Theorie, die Praxis sieht besonders den ersten der drei Aspekte betreffend nicht so harmlos aus: Edward Snowden wird von der USA gejagt und muss sich ausgerechnet im Schutzmantel des historischen Erzrivalen niederlassen, um inkognito sein Leben weit abseits der Normalität, aber immerhin in relativer Freiheit weiterführen zu können. Paul Kibet Simbolei bekam sofort von einem befreundeten Polizisten den Ratschlag, unterzutauchen: „Er hat gesagt, solche Anschuldigungen könnten mir mein Leben kosten. Seither lebe ich in Angst!“ Iulia Stepanova, ihr Mann Vitali Stepanov und ihr gemeinsamer Sohn haben ihre ehemalige Heimat Russland fluchtartig verlassen, noch bevor der Dokumentarfilm „Geheimsache Doping – Wie Russland seine Sieger macht“ ausgestrahlt wurde, sind in Österreich untergetaucht und streben die Auswanderung nach Kanada an. Man braucht nur eine geringe Vorstellungskraft, dass diese Maßnahme angesichts der enormen Erkenntnisse und weitreichenden Folgen für zahlreiche, mächtige Protagonisten und eine gesamte Sportnation eine mehr als nur vernünftige war.
Nichts wird so sein, wie es jemals war
Nur weil sie selbst rechtzeitig, unter höchstem Aufwand und begleitet von einem kompletten Abschluss mit der eigenen Vergangenheit für die eigene Sicherheit gesorgt haben, stehen Edward Snowden und die Familie Stepanov heute für uns als Helden dar! Was wäre aber passiert, hätten sie das Risiko für ihr Whistleblowing nicht richtig eingeschätzt? Wie würde es Edward Snowden gehen, wenn er wegen Verrats am Vaterland in einem US-Gefängnis sitzen würde? Oder wie ginge es den Stepanovs in den Fängen ihrer ehemaligen Landsleute? „Ich denke, dass Russland mir nie verzeihen wird“, sagte Stepanova Ende letzten Jahres. Der Fantasie scheinen keine Grenzen gesetzt und es ist keine Übertreibung zu sagen, dass die Fantasie der Realität hier viel, viel näher kommt, als ein Vertreter der westlich-modernen Moral für angemessen hält.
Deplatzierter Aufruf zum Whistleblowing
Genau vor diesem Hintergrund fordert der ehemalige Weltklasse-Sprinter Frankie Fredericks, heute IAAF-Kommissionsmitglied, inadäquaterweise alle Leichtathleten auf, über eigene Erfahrungen über Missstände offen und ausführlich zu berichten. Ganz ohne Angst. Dabei ist die Angst vor der Macht im Dunkeln eines systematischen und einflussreichen Gefüges mehr als nur berechtigt und unter dem Strich der größte Schutz. Whistleblowing ist demnach für die Allgemeinheit kaum eine praktizierbare Lösung! Dass es bisher der wirkungsvollste Lösungsansatz der internationalen Leichtathletik im Kampf gegen Doping, Korruption und andere Betrügereien scheint, ist in der Ohnmacht einiger Institutionen zu ergründen. Selbst wenn sich die WADA mit den Erkenntnissen der eigenen Ermittlungen rühmt und andere Organisationen nun ein entschlossenes Vorgehen gegen Missstände ankündigen – eine Tatsache darf man nie vergessen:
Der Skandal um das systematische Doping in Russland und um die abscheuliche Bestechlichkeit der ehemaligen Führungsriege des Leichtathletik-Weltverbandes wäre vermutlich niemals ans Licht gekommen, hätte nicht die mutige russische Läuferin Iulia Stepanova, unterstützt von ihrem Ehemann, Vitali Stepanov, ein ehemaliger Mitarbeiter der RUSADA, aus Eigeninitiative und unter höchsten Sicherheitsrisiken stichfeste Beweise in Audio und Video gesammelt und wären damit nicht an den deutschen Journalisten Hajo Seppelt herangetreten. Dies macht sie zur unverkennbaren Helden im andauernden Prozess der Aufklärung eines der größten Skandale der Sportgeschichte. Doch diesen Heldenstatus haben sich beide in großer Gefahr und mit großer Opferbereitschaft verdient, „nur um die Wahrheit im Sinne der Gerechtigkeit ans Licht zu bringen.“ Diese außergewöhnliche Meisterleistung an Zivilcourage kann nie als Maßstab für andere, potenzielle Whistleblower angesehen werden und kann deshalb nicht hochgelobt genug werden.

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