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Machtspiele in der Leichtathletik

Der mächtige internationale Sport hält den Rechtsapparat ordentlich in Schwung. Nun ermittelt die französische Polizei also gegen den ehemaligen IAAF-Präsidenten Lamine Diack und einige seiner engsten Mitarbeiter während seiner Amtszeit. Rund eine Million Euro soll der Senegalese zu Amtszeiten in…

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Lamine Diack und Sebastian Coe
Lamine Diack und Sebastian Coe: Zwei IAAF-Präsidenten, die die Geschichte der Leichtathletik entscheidend mitschreiben. © SIP / René van Zee
Der mächtige internationale Sport hält den Rechtsapparat ordentlich in Schwung. Nun ermittelt die französische Polizei also gegen den ehemaligen IAAF-Präsidenten Lamine Diack und einige seiner engsten Mitarbeiter während seiner Amtszeit. Rund eine Million Euro soll der Senegalese zu Amtszeiten in die eigene Tasche umgeleitet haben, die Hälfte musste der jetzige Ehrenpräsident als Kaution für seine Freilassung aus der Untersuchungshaft hinterlegen. Besonders abscheulich: Mehrere russische Sportler haben in den vergangenen Jahren die Verschleierung von positiven Dopingfällen direkt beim Oberhaupt des Weltverbandes erkauft, darunter Olympiasieger und Olympiamedaillengewinner von London.
Den Überraschungsgrad dieser Nachricht, die Mitte letzter Woche um die Welt ging, darf jeder für sich abschätzen. Diejenigen, die völlig auf dem falschen Fuß erwischt worden sind, haben vom handelsüblichen Sportfunktionärswesen der Gegenwart nichts mitbekommen und die Leichtathletik seit längerem nicht verfolgt. Die Ermittlungen der französischen Polizei und der delikate WADA-Bericht aus Russland sind (hoffentlich) erst die ersten Tropfen auf dem heißen Stein, um all jene Probleme der Leichtathletik aus dem Weg zu schaffen, die sich in den letzten Jahren angehäuft haben – inklusive all dem, was öffentlich noch nicht einmal bekannt ist.
 

Macht und Machtmissbrauch sind siamesische Zwillinge. (© Robert Keller, deutscher Autor)

Korruption, Machtmissbrauch, Geldwäsche, Verheimlichungen, Intransparenz – Stichworte, die in der heutigen Zeit auf Basis zahlreicher Erfahrungen quasi mit Macht, Geld und Vorzeigeämter assoziiert werden müssen. Das ist nicht nur im internationalen Sport so. Doch die Aufmerksamkeit, die derartige Skandale im Sport erhalten, ist aufgrund des weltumspannenden, riesigen Interesses an das Spektakel, die Unterhaltung und die Emotionen, die Spitzensport dem Zuseher liefert, immens. Der Skandal um Lamine Diack reiht sich lediglich in eine Parade moralischer Widerlichkeiten der jüngeren Sportgeschichte ein: Das Internationale Olympische Komitee ist trotz der korrupten Vergabe der Winterspiele 2002 nach Salt Lake City ohne größeren Skandal davon gekommen, scheint auf dem Weg der Säuberung und visiert eine vernünftigere Zukunft an. Der Radsport-Weltverband hat seine dunkle Geschichte, welcher im Dopingskandal rund um Lance Armstrong und seine Teams zentriert, zwar längst noch nicht verdaut, aber immerhin Altlasten abgeladen und mit der Aufarbeitung der verdrängungswürdigen Vergangenheit angefangen. Dagegen sind mit dem Fußball die mit Abstand populärste Sportart auf der Welt und mit der Leichtathletik die Olympische Kernsportart erst mitten im Sumpf gelandet.
 

Es ist süß, Macht zu pflegen, aber bitter, sich ihrer zu entwöhnen (ein Zitat aus Ägypten)

Es scheint so, als fühlten sich die mächtigen Präsidenten der mächtigen und einflussreichen Sportverbände allmächtig und unantastbar. 16 Jahre lang war Lamine Diack als Machthaber an der Spitze des Leichtathletik-Weltverbandes am Kommando und hat die Entwicklung der Sportart ordentlich eingebremst. Dafür aber penibel darauf geachtet, dass einerseits Freundschaften gepflegt, Kontakte ausgespielt werden und die persönliche Kasse nicht stagniert, andererseits dass Fairness und Rechtschaffenheit mit Füßen getreten wurden. Eine Bestechungsskandal (Höhe: 60.000 Schweizer Franken) mit der besonderes in FIFA-Kreisen bekannten Agentur ISL überstand er vor vier Jahren schadlos. Selbst als sein Sohn Papa Massata Diack aufgrund von Korruption und Geldwäsche im Zuge der WM-Vergabe 2017 nach Doha den Rücktritt seines Amtes als Marketing-Berater einreichte, blieb der erwartete Aufschrei gegen den Präsidenten verhältnismäßig leise. Sein Krisenmanagement gegen diverse gravierende Anschuldigen der Verhüllungen von hochkarätigen Dopingfällen war nicht nur lächerlich, sondern unter dem Strich inexistent. Diack fühlte sich in seinem Amt offensichtlich derartig mächtig, dass er eine Reaktion auf Skandale als überflüssig erachtete. Dass der Senegalese, mittlerweile 82 Jahre alt, sich im Sommer 2015 freiwillig in die Pension verabschiedete, scheint vorerst ein Glücksfall für einen Schritt Richtung Transparenz. Denn im Quervergleich mit Diacks Freunden von der FIFA ist klar erkenntlich, wie schwer ein Positionsrücken in für Betrug und Korruption fast kuschligen Strukturen von Sportverbänden ist…
 

Keine Macht darf über dem Recht stehen (© Marcus Tullius Cicero, römischer Politiker, Philosoph und Redner)

In all diesem Gebilde stellt sich die berechtigte Frage: Inwiefern ist die legitimierte Macht noch praktikable Macht oder ist sie repräsentative Ohnmacht? Bestehende wirtschaftliche Konstellationen, zwielichtige Verträge und Repressalien von mächtigen Global Player aus allen Richtungen sind ein Nährboden für Korruption, Vetternwirtschaft und Kriminalität. Inwieweit sich eine starke und moralisch korrekte Person in der Umsetzung ihrer Überzeugungen an der Spitze der Macht eines internationalen Sportverbandes überhaupt halten kann, scheint mittlerweile ebenso diskutabel wie die Frage, ob solche Personen überhaupt in solch mächtige Ämter kommen. War Lamine Diack vielleicht nur eine Marionette ohne Rückgrat, deren Fäden mächtige Akteure im Hintergrund zogen? Oder handelte der Senegalese in einer aktiven Form? Egal wie, die rechtlichen Konsequenten hat er jetzt zur Gänze zu tragen.
 

Man muss der Macht immer misstrauen, in wessen Hand sie auch liegt (© Sir William Jones, englischer Indologe und Jurist)

Nun ist mit Sebastian Coe ein neuer Mann an der Macht. Damit ist er zum neuen Hoffnungsträger erkoren worden. Dank seiner makellosen Weste, seines beachtlichen Standings und seiner großen Akzeptanz genießt er noch flächendeckendes Vertrauen, der Leichtathletik die abhanden gekommene Glaubwürdigkeit zurückzugeben. Bis dahin gilt es unter seiner Führung Fehler der Vergangenheit aufzudecken, aufzuarbeiten und den riesigen Scherbenhaufen Schritt für Schritt wegzukehren. Dafür muss der zweifache Olympiasieger ein außergewöhnliches Krisenmanagement vorbereiten, denn seine Rolle wird penibel hinterfragt und auf die Goldwaage gelegt werden. Die ein oder andere Aussage, die Coe als IAAF-Präsident bereits betätigt hat, wirkt rückblickend mehr als unglücklich. (Die Vorwürfe der Verschleierungen von Dopingfälle bei den Weltmeisterschaften 2005 und 2007 „sind eine Kriegserklärung an die Leichtathletik“ oder (bei Amtsantritt) „Lamine hat mir eine außergewöhnlich starken Verband übergeben. Er wird immer unser intellektueller Präsident bleiben.“). Bei aller Wertschätzung: Als langjähriger IAAF-Vizepräsident muss er gewusst haben, was auf ihn zukommen kann! Wenn nicht, muss er glaubwürdig erklären können, warum er in zwölf Jahren Tätigkeit beim Leichtathletik-Weltverband angeblich „nichts mitbekommen“ haben will.
 

Macht ist eine Mahlzeit, die wachsenden Appetit verursacht (© Charles Maurice de Talleyrand-Périgord, französischer Staatsmann und Diplomat während der Fanzösischen Revolution, der napoleionischen Kriege und beim Wiener Kongress)

Wie groß der Skandal in der Leichtathletik sein könnte, deuten die Aussagen von Ermittlern an, die diesen Skandal als ernster als den FIFA-Skandal bezeichnen. „Anders als bei der FIFA, wo es ein paar alte Männer gibt, die sich eine ziemliche Menge Extrageld in die Taschen steckten, haben wir hier möglicherweise ein paar alte Männer, die sich durch Erpressung und Bestechung eine zierliche Menge Extrageld in die Taschen Strecken, aber auch signifikant aktuelle Resultate internationaler Leichtathletik-Wettbewerbe verändert haben“, stellt der kanadische Jurist Richard McLaren klar. Das wachsende Gefühl der Allmacht hat die Taschen offensichtlich immer weiter öffnen lassen. Sebastian Coe hat seine Haltung erst nach einigen Tagen in eine offensive und unternehmungslustige verwandelt, ihr aber nicht die größte Authentizität verliehen. „Es war ein Schock, ich habe Ärger und viel Traurigkeit verspürt. Das sind dunkle Tage für unseren Sport, aber ich bin entschlossener denn je, das Vertrauen in unseren Sport wieder aufzubauen“, so der Brite. Die öffentliche Wertschätzung seines Vorgängers ist schlagartig Abscheu und Distanzierung gewichen. Gleichzeitig werden aber auch erste Zweifel am 59-Jährigen laut.
 

Macht macht nichts, wenn man nichts aus ihr macht (© Erhard Blanck, deutscher Heilpraktiker, Schriftsteller und Maler)

„Dieser Bericht wird den Sport verändern“, verspricht McLaren, Mitglied der unabhängigen WADA-Kommission, welche ein Jahr lang in Russland ermittelte, vor der anstehenden Präsentation des zweiten Teils des WADA-Berichts. Für jegliche Veränderung in der Leichtathletik ist der IAAF-Präsident hauptverantwortlich, der auf negative Schlagzeilen in diesen Tagen nicht unbedingt blitzschnell und schlagfertig, sondern eher verzögert und inhaltsarm antwortet. Coe braucht nun vor allen Dingen ein dickes Fell, eine gezielte Kommunikationsstrategie und muss zusehen, dass seine blütenweise Weste keine Flecken bekommt. Noch besitzt er flächendeckendes Vertrauen, doch die Sportwelt wird haargenau hinschauen, wie er seine Macht ausübt – zwischen Allmacht und Ohnmacht. Denn genau hier liegt der Schlüssel: Nützt Sebastian Coe eine praktikable Macht trotz aller Widerstände und Bremsfaktoren, die es im Hintergrund sicherlich geben wird, entschlossen dafür, das Standing der Leichtathletik für die Zukunft zu verbessern? Oder erliegt er entgegen sämtlicher offensiver Wahl-Versprechen chancenlos einem potenten wirtschaftlichen Machtgefüge, das ihm die Hände der Macht bindet? Oder holt ihn gar eine eigene Vergangenheit ein, die der Öffentlichkeit noch nicht bekannt ist und die das neue Machtgefüge erschüttern wird?

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