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Manchmal bewegen wir uns auf einer sehr schmalen Trennlinie zwischen dem, was wir an unserem Sport lieben und den weniger positiven Gedanken. Speziell, wenn es um lange Läufe geht. Im Extremfall ist es so, als ob wir bei einem Gänseblümchen…
Manchmal bewegen wir uns auf einer sehr schmalen Trennlinie zwischen dem, was wir an unserem Sport lieben und den weniger positiven Gedanken. Speziell, wenn es um lange Läufe geht. Im Extremfall ist es so, als ob wir bei einem Gänseblümchen ein Blütenblatt nach dem nächsten ausreißen: „Ich liebe Dich, ich liebe Dich nicht, ich …!“ Ja, ja – Laufen kann ganz schön herausfordernd sein.
In meinem letzten Blog habe ich versucht, die organisatorische Bandbreite für eine attraktivere Gestaltung von LongJogs zu formulieren. Heute geht es um kleine Tricks, die helfen sollen, diese in der Vorbereitung auf einen Marathon doch sehr wesentlichen Laufausflüge spannender zu gestalten.
Eine sehr einfache Lösung ist die Bestimmung eines Ausgangspunktes, der gleichzeitig Mittelpunkt der Strecke ist. Diesen Trick wende ich immer dann an, wenn noch nicht klar ist, welche Dauer im Trainingsverlauf schon möglich ist. Bei mir in der Nähe liegt das Staukraftwerk Urstein, das die Salzach in einen kleinen See verwandelt. Von dort kann ich mehrere Schleifen laufen. Zehn bis 12 Kilometer in Richtung Süden, eine Schleife über drei bis fünf Kilometer und dann noch drei weitere Runden, die ich jede einzelne in der Länge etwas variieren kann. Würde ich alles ablaufen, käme ich auf einen kompletten Marathon. Aber natürlich soll diese Distanz erst am Tag X anstehen. Und eine sehr sinnvolle Begleiterscheinung, ich verstaue an diesem Schnittpunkt zwei Getränkeflaschen (Wasser und Powerade) und erspare mir, sie während des Laufs mitzuführen. Komme ich von einer Schleife zurück, gehe ich ein paar Schritte auf meine Versorgung zu und nehme in aller Ruhe genügend Flüssigkeit auf, um dann mit dem Kraftstoff befüllt, einen neuen Anlauf zu nehmen.
Geistig versuche ich, nur an der aktuellen Run zu denken, und nicht an die zehn Kilometer, die ich bereits zurückgelegt habe.
Jede dieser Teilstrecken ist einfach zu verarbeiten, wenn ich mich mich nur auf die Distanz konzentrierte, die ich augenblicklich absolviere. Durch das Zusammenfügen dieser Teile und die Ausdehnung der einzelnen Schleifen, kann ich über Wochen mein Training steigern. Außerdem versuche ich immer, eine andere Reihenfolge zu wählen. Klarerweise schreit auch diese abwechslungsreiche Organisationsform irgendwann nach einer neuen Gegend für einen LongJog, aber für einige Wochen macht dieses Spielchen richtig viel Spaß.
In umgekehrter Form eignet sich dieses Splitting auch als mentale Segmentierung der 42.195 Meter. „Was sind schon die nächsten fünf Kilometer, das ist doch nichts“, sage ich dann zu mir, „teile dir die Strecke im Kopf ein!“. Ich denke zunächst gar nicht an die komplette Strecke, sondern an die Halbzeit. Dann hat man ja das meiste schon geschafft. Mit jedem Schritt liegt von da an weniger vor als hinter sich – die Herausforderung ist halbiert. Nicht schlecht, oder? Dieser simple Trick erleichtert das Training ungemein. Am Ende habe ich neunzig Minuten oder zweieinhalb Stunden – je nach Vorgabe. Die Müdigkeit in den Beinen ist da, aber geistig entsteht nicht das Gefühl, dass diese Einheit besonders lange gedauert hat. Die Entwicklung deiner Ausdauerleistungsfähigkeit braucht Zeit und Geduld. Gerade weil dies der Fall ist, ist es so wichtig nicht zu schnell zu steigern. Es zahlt sich viel eher aus, einer moderaten, aber kontinuierlichen Steigerung zu vertrauen. So erreichst du gesteckte Ziele nicht nur sicherer, sondern oft auch schneller, da man nicht von Rückschlägen wie Verletzungen zurück geworfen wird.
Und, es bleiben noch die kreativen Nebeneffekte. Es ist nicht leicht, beim Laufen an gar nichts zu denken oder wie im Zen, ganz aufmerksam im Augenblick zu verweilen. Irgendwann schweifst du ab. Fokussiere dann auf ganz einfache Vorgänge, deinen Atem, deinen Laufrhythmus, die Geräusche der Natur. Du wirst dabei Erstaunliches entdecken. Was wir haben oder was wir sein wollen, entsteht in unserem Kopf. Im Alltag bleibt oft wenig Zeit, darüber nachzudenken. Ein breiter Gedankenmüll deckt alles zu und oft wissen wir gar nicht mehr, was wir wollen. Befrei dich beim Laufen von diesem Ballast. Dein Kopf wird eine vielversprechende Spur aufnehmen. Wie in einem richtigen Gewitter passieren Gedankenblitze in erster Linie dort, wo wir bei kreativer Arbeit selten sind: draußen und in Bewegung. Der Schlüssel zu Kreativität ist nicht intensiveres Denken, sondern einfach losstarten. Ein LongJog mit Mehrwert sozusagen. Ist es das, warum wir das Laufen so lieben?
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